Programm für ältere Langzeitarbeitslose: IAG-Chef Lipka nimmt Stellung zu den Vorwürfen

Eine erfolgreiche Bilanz des Programms für über 50 Jahre alte Langzeitarbeitslose ("Best Ager") zog das Integrationscenter für Arbeit (IAG) - und löste damit kritischen Reaktionen von Die Linke, dem Verdi-Erwerbslosenausschuss und Leserbriefschreibern aus. Zu Unrecht, wie IAG-Chef Reiner Lipka auf WAZ-Nachfrage erklärt. Die Vorwürfe im Einzelnen - und was das IAG sagt.


Vorwurf: Die über 50 Jahre alten Langzeitarbeitslosen seien in vielen Fällen nicht vermittelt worden, sondern hätten sich ihren Job selbst gesucht.


374 Langzeitarbeitslose seien über "Best Ager" in den Ersten Arbeitsmarkt integriert worden, davon hätten sich 139 Arbeitslosen ihren neuen Job selbst besorgt. Das sei ganz im Sinne des Integrationscenters, so Lipka. Das IAG habe den Auftrag, seinen Kunden Alternativen und Perspektiven aufzuzeigen.


Vorwurf: Viele der 374 Langzeitarbeitslosen arbeiteten in nicht sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten bzw. könnten ihren Lebensunterhalt durch ihren Job nicht bestreiten.


Von den 374 integrierten Kunden seien 333 in einem sozialversicherungspflichtigen Job und 31 in einem Mini-Job, weitere 10 seien Existenzgründer, so Lipka. Rund 30 % der 333 integrierten Langzeitarbeitslosen seien in Zeitarbeitsfirmen tätig. Es komme vor, dass das IAG Leistungen übernehme, weil das Arbeitseinkommen zu niedrig sei. Auch Eingliederungszuschüsse würden bis zu sechs Monate gewährt. Aber: "Die Alternative dazu wäre ein Verbleib in der Langzeitarbeitslosigkeit", so der IAG-Chef. Eine Stelle könne dagegen ein Sprungbrett sein. Und: 131 der 374 Integrierten seien zunächst befristet beschäftigt: "Das ist rechtlich zulässig."


Vorwurf: Es gebe keine neutrale Stelle, die die Qualität des Programms "Best Ager" kontrolliert. So sei z.B. die Kompetenz von Referenten unzureichend.


Es gebe eine Qualitätskontrolle, sagt Reiner Lipka. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ, früher: IAG) habe dieses Programm evaluiert, sprich: ausgewertet. Rund zwei Drittel der 265 erreichten Teilnemer seien zufrieden mit dem "Best Ager"-Angebot gewesen, so das IAQ-Ergebnis. Alle Zahlen und Ergebniss würden auch im Beirat des Integrationscenters offen gelegt, so Lipka. Diesem Kontrollgremium gehörten unter anderem auch Gewerkschaften an.


Vorwurf: Ältere Langzeitarbeitslose müssten "unter Wert" in Helferstellen arbeiten.


265 der integrierten Langzeitarbeitslosen habe das Institut Arbeit und Qualifikation für seine Auswertung erreicht. 30 % habe früher eine Helfertätigkeit gehabt. Nach dem Durchlaufen von "Best Ager" sei rund 50 % als Helfer und 50 % auf Facharbeiterebene beschäftigt. Aber: Die 20 Prozent, die nun unter ihrer Qualifikation beschäftigt seien, hätten noch die Chance, "sich hochzuarbeiten". loc