Gelsenkirchen.
In den fünf Jahren seines Bestehens konnte der Job-Club mehr als 880 Langzeitarbeitslosen über 50 eine Arbeitsstelle vermitteln. Rund 170 bekamen zumindest einen Mini-Job. Die Bundesregierung fördert das "Best Ager""-Projekt auch in Zukunft.
Im Hausflur wirbt eine Medizinerin für ein Anti-Aging-Angebot. Ein paar Etagen höher wirbt der „Job-Club“ um die Best-Ager. Menschen im besten Alter scheinen begehrt. Der Club arbeitet auf jeden Fall erfolgreich. Und das seit fünf Jahren.
In dieser Zeit konnte das Projekt unter Federführung des Integrationscenters für Arbeit und koordiniert durch die Arbeitsförderungsgesellschaft über 880 Langzeitarbeitslose jenseits der Fünfzig wieder in Brot und Arbeit bringen. Über 170 immerhin konnten mit Hilfe des Job-Clubs zumindest einen Mini-Job ergattern. „Ein toller Erfolg“, meinen Reiner Lipka, Geschäftsführer des Integrationscenters, und Dr. Stefan Lob, Chef der Arbeitsförderungsgesellschaft.
Förderung verlängert
Ein Erfolg, der sich auszahlt. In diesen Tagen bekam Lipka Post von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU): „Ich hatte auf Kekse gehofft, die sie ja zurzeit backt.“ Aber es kam viel, viel besser: Der Brief enthielt satte 11,3 Millionen Euro. Damit wird das Projekt „Best Ager“, ein Beschäftigungspakt für ältere Arbeitslose im Revier, für weitere fünf Jahre gefördert.
Die Anlaufstelle für die „Best Ager“ in Gelsenkirchen ist das Haus an der Bahnhofstraße 68. Hier kommen die Menschen ausschließlich freiwillig hin. Um sich zu informieren, sich weiterzubilden, um andere Betroffene zu treffen. „Die Frustration unter diesen Menschen ist groß“, weiß Reiner Lipka. „Unser Schlüssel zum Erfolg ist das Mutmachen. Wir stärken auch die Fitness der Menschen, fördern gesunde Ernährung und ehrenamtliche Tätigkeiten.“
Ist der Kampf gegen die Mutlosigkeit gewonnen, dann klappt es oft auch mit dem Job. Nicht immer im erlernten Beruf: „Oft fördern wir auch verborgene Talente zu Tage.“ Und vermitteln Menschen in Bereiche, die sie sich vorher selbst gar nicht zugetraut hätten.
Die Keimzelle war Gelsenkirchen
Zur Geschichte des Projektes: Es war im Jahre 2005, da initiierte die Bundesregierung das Programm „Perspektive 50plus“. Ziel: die berufliche Wiedereingliederung älterer Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt. Aus diesem Programm entwickelte das Bundesarbeitsministerium einen Ideenwettbewerb für ganz besondere Initiativen. Das Gelsenkirchener Projekt „Best Ager“ gehörte zu den 62 bundesweit prämierten Konzepten.
2008 schlossen sich an das Gelsenkirchener Projekt die Städte Bottrop, Gladbeck und Oberhausen an und ein Jahr später kamen Mülheim, Dortmund, Bochum, Herne und der Kreis Recklinghausen dazu. Die Keimzelle aber bleibt Gelsenkirchen.
Für das nächste Jahr plant „Best Ager“ Großes: Durch die Job-Clubs sollen revierweit über 9700 ältere Langzeitarbeitslose betreut werden. Späterer Arbeitsplatz nicht ausgeschlossen.
Kartoffelsuppe und Schlodderkappes
Ein positives Beispiel über die Mut machende Arbeit des Job-Centers liegt spätestens im Januar in den Buchläden aus. Eine zwölfköpfige Gruppe aus arbeitslosen Gelsenkirchener Best Agern kreierte das Kochbuch „Wir tun euch alle billich und gesund kochen“. Gutes kann man auch für wenig Geld auf den Tisch bringen; dabei soll der Band helfen.
Alle Gerichte kosten um die fünf Euro und sind für vier Personen ausgerichtet Im Angebot ist sowohl Rührei mit Pilzen als auch Schlodderkappes, Kartoffelsuppe oder Mehlpfannkuchen. Das Buch ist ein Motivationsschub für die Autoren und eine echte Lebenshilfe für alle anderen von Arbeitslosigkeit Betroffenen.