Gelsenkirchen/Essen. Vor den Augen der gemeinsamen Kinder soll die 37 Jahre alte Gelsenkirchenerin auf ihren schlafenden Ehemann eingeschlagen haben. Mit einem Hammer traf sie laut Anklage mehrfach seinen Kopf, verletzte ihn lebensgefährlich. Seit Mittwoch muss sie sich vor dem Essener Schwurgericht verantworten.

Sie wollte ihn nicht töten, sagt die 37-Jährige. Und sie bestreitet, die Tat von langer Hand vorbereitet zu haben. Doch Staatsanwältin Elke Hinterberg wirft der Gelsenkirchenerin vor dem Essener Schwurgericht versuchten Mord aus Heimtücke vor. Die Angeklagte soll am 11. Februar 2011 vor den Augen ihrer Kinder mit dem Hammer auf ihren schlafenden Ehemann eingeschlagen haben.

Nur eine Notoperation im Bergmannsheil rettete das Leben des schwer verletzten 40-Jährigen aus Hassel. Sternförmig hatte der Hammer sein Schädeldach gebrochen, Hirnblutungen mussten gestoppt werden. „Es bestand akute Lebensgefahr“, heißt es in der Anklage.

Eine zierliche Frau sitzt vor dem Schwurgericht. Sie soll seit Jahren an schweren Depressionen leiden, auch schon versucht haben, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen. In der Türkei geboren, wuchs sie in Gelsenkirchen auf, erlernte nach dem Schulabschluss den Beruf der Zahnarzthelferin. 1994 heiratete sie: „Er ist mein Cousin und kam aus der Türkei. Es war keine Zwangsheirat, aber die Eltern hatten es so gewollt.“

Konflikte nahmen zu

Drei Kinder bekommt das Paar. Er arbeitet in der Fabrik, sie kümmert sich um den Haushalt. Konflikte nehmen zu. „Er wurde immer aggressiver“, erzählt die Angeklagte, „er warf mir vor, schlecht zu kochen, mit den Kindern nicht spazieren zu gehen. Dann blieb er immer öfter weg“. Der 40-Jährige sagt dagegen, er hätte Angst vor seiner Frau gehabt, sei deshalb nicht nach Hause gekommen. Um Eifersucht ging es auch. Dass er etwas mit einer anderen Frau hatte.

Seit September 2010 lebte das Paar getrennt. Trotzdem trafen die beiden sich noch. Am 11. Februar war die Angeklagte morgens in der Wohnung ihres Mannes, wo auch die drei Kinder lebten. Laut Anklage bereitete sie das Frühstück für die Töchter vor und wartete, dass der 15 Jahre alte Sohn ins Bad ging. Seit zwei Wochen soll sie zu diesem Zeitpunkt schon geplant haben, ihren Mann zu töten. Den Kindern soll sie mal gesagt haben, ihn mit kochendem Wasser zu überschütten. Tatsächlich soll sie einen Hammer aus der Diele geholt haben, den sie dort deponiert hatte.

Ihr Ehemann lag auf einer Matratze, seinem Schlafplatz, und döste. Laut Anklage schlug sie auf den arglosen Mann ein Mal ein, traf den Kopf. Durch die Schreie der Mädchen, die die Tat mit ansehen mussten, kam der 15-Jährige aus dem Bad, entriss der Mutter den Hammer. Er brachte die Mädchen in die Küche und alarmierte Hilfe. In dieser Zeit soll die Angeklagte erneut zwei Mal auf den Kopf ihres Mannes eingeschlagen haben. Erst danach gelang es dem Sohn, sie im Schlafzimmer einzusperren.