Gelsenkirchen. . Jahrelang wurde die Gelsenkirchenerin Ulrike Jansen von Ordensschwestern im Kinderheim gequält. Jetzt hat sie über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben. „In Liebe verzeihen“ heißt das Buch, mit dem die 50-Jährige zeigen will, “dass niemand das Recht hat, einem anderen Menschen die Menschenwürde zu rauben“.
Es gibt Geschichten, die das Leben schreibt. Und die Geschichte der Gelsenkirchenerin Ulrike Jansen beginnt sehr dramatisch: Im Alter von sechs Monaten wird sie von ihrer Oma heimlich in einem nahe gelegenen Kinderheim abgegeben, während ihre 18-jährige Mutter auf der Arbeit ist. Da die Mutter sich gegen die dominante Oma nicht durchsetzen kann, wächst Ulrike Jansen im Heim auf, ständig vergeblich auf der Suche nach Liebe und Zuneigung.
Welche Torturen sie im Heim vor über 40 Jahren unter der strengen Herrschaft einer Ordensschwester erleidet, das hat die Autorin jetzt niedergeschrieben in ihrem Erfahrungsbericht, der mit dem Titel „In Liebe verzeihen“ beim Wagner Verlag erschienen ist. Die Veröffentlichung ihrer Lebensgeschichte hat sich die Gelsenkirchenerin quasi selber zum 50. Geburtstag geschenkt. „Ich möchte mit meinem Buch aufzeigen, dass niemand das Recht hat, einem anderen Menschen die Menschenwürde zu rauben“, sagt sie.
Ein Mosaik einschneidender Erlebnisse
Die vielen negativen Erfahrungen der frühen Kindheit haben bei ihr tiefe Spuren hinterlassen, und doch merkt man sofort, dass die Autorin inzwischen ein sehr lebensfroher und selbstbewusster Mensch ist. „Dieses Buch habe ich zunächst einmal nur für mich geschrieben, um endlich das große Paket ‘Vergangenheit’, welches ich schon mein ganzes Leben mit mir herumschleppe, in Liebe loszulassen!“, erklärt Ulrike Jansen in ihrem Buch, das sehr persönliche Züge von ihr trägt.
Geschrieben ist es wie eine Kurzgeschichtensammlung, manchmal schweift die Autorin weit aus mit vielen kleinen Details. Doch weil eben diese Momente so witzig geschildert sind, wird der Erfahrungsbericht nie langweilig. Wie Mosaiksteine hat Ulrike Jansen einschneidende Erlebnisse, aber auch Fotos von alltäglichen „Wundern“ zu einem Bild zusammengefügt.
Die Gelsenkirchenerin, die eine Ausbildung zur Krankenschwester machte und heute in einem hiesigen Krankenhaus arbeitet, schildert, wie steinig ihr Weg war. Und wie sie es schaffte, viele der Steine aus dem Weg zu räumen. Sie schreibt sehr offen über Ängste, Hoffnungen und Glücksmomente. Und auch das Thema Tod ist für die Autorin kein Tabu. Im Laufe ihres Lebens hat die Gelsenkirchenerin Freunde, Kollegen und Patienten, die totkrank waren, auf dem letzten Stück ihres Lebens intensiv begleitet. Stolz berichtet sie zudem von den innigen Freundschaften, die im Laufe der Jahre gewachsen sind. Über eine Brieffreundschaft mit Zwillingsschwestern aus Wien hatte einst sogar schon die WAZ berichtet – als diese Freundschaft seit 25 Jahren bestand.
Positive stellen schwere Momente in den Schatten
Inzwischen hat Ulrike Jansen auch mit der Lebenssituation ihrer Mutter und mit anderen Familienmitgliedern ihren ganz eigenen Frieden geschlossen. An alle Eltern, Großeltern, Lehrer und Erzieher appelliert die Autorin am Ende ihres Buches: „Kinder sind ein Geschenk des Himmels. Bittet achtet und beschützt sie als wunderbare, unschuldige Geschöpfe. [...] Schenkt ihnen bedingungslose Liebe und setzt ihnen liebevoll Grenzen, damit sie erkennen, in welche Richtung sie gehen sollen!“
Ulrike Jansen hat ihre Richtung gefunden, ihr Buch hat schon sehr viel positives Feedback erhalten. Neulich war sogar eine große Frauenzeitschrift bei ihr zu Gast, um über ihr Leben zu berichten. So gibt es jetzt viele positive Momente in dem Leben der Autorin, die die schweren Momente zuweilen in den Schatten stellen.
Info: Ulrike Jansens Buch „In Liebe verzeihen“ ist im Wagner-Verlag erschienen, kostet 13,90 Euro und kann im Buchhandel über die ISBN 978-3-86279-073-9 bestellt werden.