Ich... kann mich noch gut an jenen heiß-schwülen Sommertag des Jahres 1966 erinnern, als ich, ein Junge von 16 Jahren, erschöpft aus der Schule kam. Missmutig schlurfte ich damals in den hohen, düsteren Flur unseres alten Mietshauses, öffnete routinemäßig den Blechbriefkasten – und direkt in meine Hände fiel ein Couvert mit den charakteristischen Air-Mail-Streifen. Mein Herz begann, wie rasend zu pochen, und ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Und doch, da stand der Absender schwarz auf weiß: Isaac Asimov, USA!
So leidenschaftlich beginnt das Vorwort in Hans Freys (61) Buch „Der galaktische Voltaire – Die Welten des Isaac Asimov“, das der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete jetzt herausgebracht hat. Auf knapp 500 Seiten – angereichert mit Abbildungen von zahlreichen Plakaten und Titelbildern von Asimov-Romanen, allesamt aus Freys Fundus – widmet der Autor sich der Arbeit und dem Wirken des russisch-amerikanischen Science-Fiction-Schriftstellers Isaac Asimov. „Die Idee zu dem Buch hatte ich im Prinzip mit 16“, sagt Frey, der im Alter von 13 Jahren anfing, sich für Science-Fiction zu begeistern.
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Buch für Buch seines Lieblingsautors verschlang er. „Dem musst du mal ein Denkmal setzen“, hat er sich damals schließlich gedacht. Beruflich bedingt lag dieses Vorhaben jahrzehntelang auf Eis. Mit dem Ruhestand sah Hans Frey die Möglichkeit gekommen, sein Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen.
Gute drei Jahre habe er für sein Buch über den „galaktischen Voltaire“ gebraucht. „Ich habe alles von ihm noch mal gelesen. Er war ein Vielschreiber.“ Die Sparte Science-Fiction (SF) habe jedoch nur etwa 20 Prozent ausgemacht. „Aber das ist das, was von ihm besonders in Erinnerung geblieben ist“, sagt Frey. Neben 27 SF-Romanen habe Asimov unzählige Kurzgeschichten und Sachbücher geschrieben.
Warum Voltaire? Was hat ein Aufklärer mit Raumschiffen, Androiden und Plasma-Kanonen zu tun? „Weil Asimov durch und durch ein Rationalist und Aufklärer war“, antwortet Hans Frey. „Sein Anspruch ist nicht: ,So tritt es ein’. Er spielt viel mehr mit den Möglichkeiten. Seine Grundphilosophie dreht sich um die Frage ,Wie kann sich der Mensch in einem Universum , das ihm feindlich gegenüber steht, schützen und positiv entwickeln?’“
Hans Freys Buch hat den Untertitel „Robots und Foundation – Der umfassende Werkreport“, der sich auf die zwei großen von Asimov entwickelten Erzählstränge bezieht. Aus diesen Erzählsträngen hat das SF-Urgestein mit anderen Romanen einen Zyklus gemacht – eine Art Zukunftsgeschichte für die Menschheit.
Die Neuerscheinung des ehemaligen Landtagsabgeordneten geht der fiktiven Chronologie dieses Zyklus nach. „Nach dieser Reihenfolge habe ich gelesen, analysiert, interpretiert und geschrieben.“ Einen kleinen Teil hat Frey auch dem Leben und Wirken von Asimov gewidmet.
„Es fallen einem Sachen auf, die man vorher gar nicht gesehen hat“, beschreibt der Autor den Lernprozess, den er trotz aller SF-Kenntnisse während seiner Arbeit durchlaufen hat. „Das ist das Schöne.“