Gelsenkirchen.

Immer wieder haben Künstler in aller Welt den Arbeitern und ihrem schweißtreibendem Werk ein Denkmal in Form von hochkarätigen künstlerischen Bildern und Skulpturen gesetzt. Lange galt die Sammlung von Arbeiterskulpturen im US-amerikanischen Milwaukee als größte ihrer Art. Inzwischen aber wurde sie übertroffen – von einer Sammlung in Gelsenkirchen.

Mit über 200 Werken besitzt der Gelsenkirchener Kunstfreund, Sammler und Mäzen Werner Bibl die weltweit größte Sammlung von Arbeiterskulpturen. Die Arbeiten sind allerdings inzwischen zum größten Teil umgezogen, von Buer nach Dortmund, wo sie in Zukunft ihre neue Heimat im LWL-Museum Zeche Zollern haben werden.

Aber nicht nur im Museum können sich Interessenten über dieses ungewöhnliche Kunst-Genre informieren. Inzwischen liegt ein umfangreiches Buch von Klaus Türk vor, in dem die Sammlung von Werner Bibel aufwendig vorgestellt wird.

Über 10.000 Aufnahmen

Der Sammler selbst ist sich sicher: „Das wird das Nachschlagewerk für Arbeiterskulpturen überhaupt.“ Der Castrop-Rauxeler Fotograf Volker Beushausen arbeitete allein drei Monate lang im Hause Bibl an der Cranger Straße, um mit über 10.000 Aufnahmen die Skulpturen in allen Details festzuhalten. Rund 400 dieser Bilder sind nun in dem im Essener Klartext-Verlag erschienenen Prachtband zu sehen.

Die unterschiedlichen Figuren, zumeist im Zeitraum zwischen 1850 und 1950 entstanden, sind verschiedenen Kapiteln zugeordnet: Da gibt es die allegorischen Figuren, die Arbeiter aus Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt, Bergbau, die Metallarbeiter und die Bauarbeiter.

Olge Dommer analysiert in seinem Textbeitrag die Rolle der Arbeiter unter der Überschrift: „Geschundener Mensch oder Held der Arbeit?“ Kunstfreund Werner Bibl erläutert die Entstehung seiner ungewöhnlichen Sammlung. Als eine seiner Haupttriebfedern benennt er den Wunsch, die Skulpturen für nachfolgende Generationen zu bewahren: „Sammeln bedeutet für mich primär, Kunstwerke vor dem Verschwinden und der Zerstörung zu retten.“ Dazu trägt nun auch der neue Band bei.

Varese neben Everding und Böhm

Autor Klaus Türk ordnet die Skulpturen in den kunst- und kulturgeschichtlichen Rahmen ein, beschreibt und interpretiert sie. Zu den Arbeiterskulpturen zählen übrigens auch solche aus dem Kreativbereich. So ist in dem Buch ein Bronzekopf des Komponisten Edgard Varese ebenso vertreten wie der des prominenten Theaterintendanten August Everding oder des Dirigenten Karl Böhm.

Das Buch über die Sammlung Bibl schließt an an den im Jahre 2009 erschienenen Band „Arbeiterskulpturen. Figuren aus dem Grohmann Museum an der Milwaukee School“. Beide Bände sind zwar eigenständig, zusammen aber bieten sie weltweit erstmals einen repräsentativen und umfassenden Einblick in das Genre der Arbeiterfiguren.

So ist das Buch interessant für Kunstgeschichtler und Sozialhistoriker gleichermaßen. Die Skulpturen geben Einblicke in ganz unterschiedliche Deutungen von menschlicher Arbeit, sie erzählen von Rollenverständnis, von einstigen Berufsbildern, von Arbeitsgeräten und Arbeitsverhältnissen. Autor Türk sagt es in seiner Einleitung so: „Solche Kunstwerke können als wichtige historische Dokumente zum Verständnis vergangener Zeiten dienen.“

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Von Elisabeth Höving