Gelsenkirchen. Erstmals hat eine Studie das Energiespar-Potenzial für den Wohnungsmarkt in Gelsenkirchen ermittelt. Die Energiewende in Altbauten würde Einsparungen von 273 Litern Heizöl pro Kopf und Jahr bringen.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass sich pro Jahr mehr als 710.000 Megawattstunden an Energie sparen lassen, wenn alle Altbauten in der Stadt auf das Energieniveau eines Neubaus gebracht werden. Umgerechnet auf die Einwohner würde dies einer jährlichen Einsparung von 273 Litern Heizöl pro Kopf entsprechen.
Das geht aus Berechnungen hervor, die das Pestel-Institut mit der „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ (ARGE) gemacht hat. „Ziel ist es, das enorme Potenzial, das der Wohnungsbau beim Energiesparen bietet, zu nutzen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Immerhin gehe rund 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs auf das Konto von Gebäuden.
„Insbesondere bei Nachkriegsbauten sind die Heizkosten enorm – und sie werden weiter steigen. Wenn gerade für Einkommensschwache das Wohnen künftig noch bezahlbar bleiben soll, dann führt kein Weg an der energetischen Gebäudesanierung vorbei“, so Günther.
Auch die Investitionen für eine umfassende Gebäudesanierung haben die Wissenschaftler errechnet – und zwar für den kompletten Wohnungsbestand, der bis Ende der 70er Jahre gebaut worden ist: 2,99 Mrd Euro sind demnach notwendig, um die Altbauten in Gelsenkirchen auf das „Wärmespar-Niveau“ zu bringen, das nach der Energieeinsparverordnung für Neubauten („Effizienzhaus 100“) vorgeschrieben ist. „Das ist Geld, von dem in erster Linie die heimische Bauwirtschaft profitieren würde“, so Günther. Damit könnten in Gelsenkirchen für die kommenden 30 Jahre sogar mehr als 990 neue Arbeitsplätze auf dem Bau dauerhaft geschaffen werden, rechnet das Institut .
„Impulse für den Wohnungsbau“
Um Hausbesitzern den nötigen Anstoß zum energiesparenden Sanieren zu geben, sind dringend zusätzliche Anreize notwendig, so die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau“. Die Förderung für die energetische Gebäudesanierung müsse „auf sichere Füße gestellt“ werden. Daher sollte der Bund für die Fördergelder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über mehrere Jahre hinweg eine feste Zusage geben. Wer sein Haus saniere, brauche eine Finanzierung, auf die er sich verlassen könne. Denn Hausbesitzer, die befürchten müssten, dass Fördertöpfe leer liefen bevor die Arbeiten abgeschlossen seien, fingen erst gar nicht mit der Sanierung an.
Auf welches Gerät könnten Sie verzichten?
Deshalb seien kurzfristig mindestens 2 Mrd Euro an KfW-Fördermitteln jährlich notwendig. Mittelfristig sogar 5 Mrd Euro, so die Initiative. Die Bundesregierung wolle lediglich 1,5 Mrd Euro bereitstellen, eindeutig zu wenig. Zudem fehlten aus Sicht der Lobbyisten gezielte steuerliche Anreize und Abschreibungsmöglichkeiten. Mieter sollen davon profitieren: Es müsse sichergestellt werden, dass jede Förderung, die die Sanierungskosten senke, an sie weitergegeben werde.