Gelsenkirchen. .
Die Solarstadt Gelsenkirchen gibt auch beim Klimaschutz den Weg vor. Am Montag schwebte an der Rheinelbestraße in Ückendorf der Richtkranz über der NRW-weit ersten von 100 Klimaschutzsiedlungen, die fürs Bauen und Wohnen der Zukunft stehen sollen.
So wünscht man sich das als Bauherr: Der Richtkranz hängt noch am Kranhaken, und Investor Josef Tieck kann sich vor weiteren Anfragen von interessierten Mietern kaum retten. „Ist noch was, frei?“, fragt die 61-jährige Ückendorfer Nachbarin und auch die Netto-Verkäuferin ist kurz herübergesprungen, um sich zu informieren.
In Gesamtzahlen liest sich das so: Von den 56 Wohnungen in der Größe zwischen 45 und 82 qm sind 41 schon vermietet. Und so wie es aussieht, wird Tieck nicht lange brauchen, auch die restlichen 15 los zu werden. Erst recht nicht bei seinem Verkaufstalent: „Sie werden die Heizkosten nicht wiedererkennen“, ruft er den künftigen Mietern an der Rheinelbestraße zu. Und erklärt auch warum: „die Hauser sind vom Allerfeinsten eingepackt“, zeigt er auf die dicke Wärmedämmung und meint selbstbewusst: „Die Häuser gehören zu den modernsten im Ruhrgebiet.“
Wohnungen gehen weg wie „geschnitten Brot“
Und die Wohnungen gehen in der Tat weg „wie geschnitten Brot“, freut sich Tieck, der mit seinem Partner sieben Millionen Euro auf das einstige Wiesenstück gegenüber dem Wissenschaftspark investiert. Das liegt sicher an der citynahen Lage im Grünen, an der öffentlich geförderten Sozialmiete von 4,85 €/qm, aber eben auch an den niedrigen Nebenkosten. Da macht sich Energieeffizienz und Klimaschutz auch im Portemonnaie bemerkbar: Bei 15 bis 20 Cent pro Quadratmeter liegen die Heizkosten. Bei einer 82 qm großen Wohnung, rechnet Architekt Helmut Mohr vor, seien das dann eben im Monat nur 120 bis 150 Euro statt vielleicht 800 Euro in einem Altbau. Möglich macht’s die Kombination aus Solarenergie, hohen Dämmstandards, moderner Heiztechnik und Ausrichtung der Gebäude auf den Lauf der Sonne (siehe Kasten). Ende des Jahres soll das erste Wohngebäude bezugsfertig sein, im Januar 2011 das zweite und im Frühjahr Nummer drei und Nummer vier.
Zum Richtfest der ersten Klimaschutzsiedlung im Land war mit Hartmut Murschall eigens ein Referent aus dem Düsseldorfer Klima- und Umweltschutzministerium angereist. Er lobte das Engagement der Stadt und des Investors und zudem den Standort auf ehemaligem Stahlwerksgelände gegenüber dem heutigen Wissenschaftspark: „Es gibt keinen besseren Standort als diesen, um den Strukturwandel zu zeigen.“ Und auch von der Lüftungsanlage der Häuser schwärmt er: „Ich wohne selbst in so einem Haus, das gibt ein hervorragendes Wohnklima.“
Von „Reizklima“ mit den bisherigen Anwohnern in Sachen und Verkehr und Parken sieht sich unterdessen Stadtbaudezernent Michael von der Mühlen befreit: „Die Befürchtungen werden sich als unbegründet erweisen. Die Anwohner der Rheinelbestraße werden nichts zu befürchten haben“, verweist er auch auf temporäre, zusätzliche Parkplätze, die beidseitig der Munscheidstraße angelegt werden. Ferner habe das Verkehrsgutachten keine „Überbelastungen“ ermitteln können, versichert er.