Gelsenkirchen.

Der Verdruss war Pfarrer Thomas Schöps schon anzumerken. Die Konkurrenz für seine Bleckkirche am bundesweiten Tag des Offenen Denkmals am Sonntag war groß: Theaterfest, Jazztage, Friedensfest.

„Diese vielen Wochenend-Termine sind unglücklich“, sagte Schöps. Neben der 1735 erbauten Bleckkirche standen zwei weitere evangelische Kirchen auf der Liste: die Pauluskirche in Bulmke und die Christuskirche in Bismarck. Insgesamt öffneten sich in Gelsenkirchen am Tag des Offenen Denkmals die Türen von sieben alten Gemäuern.

Als Thomas Schöps um 15 Uhr sage und schreibe zwei Besucherinnen zur Führung durch die Bleckkirche begrüßte, hatten an diesem Tag (Öffnungszeit: 11 bis 18 Uhr) erst 25 Denkmal-Interessierte überhaupt das älteste Gotteshaus der Stadt in Augenschein genommen. „Das ist das erste Mal, dass so wenige an der Führung teilnehmen.“ Dabei mangelte es nicht an potenzieller „Laufkundschaft“: zahlreiche Zoo-Besucher gingen an der sperrangelweit geöffneten Kirchentür vorbei.

20 bis 40 Trauungen

Die Bleckkirche „fusionierte“ im Kulturhauptstadtjahr mit vier anderen Ruhrgebietskirchen zur Kirche der Kulturen, die auch heute noch besteht. Auch das erfahren die Besucher, die schließlich doch noch zu dritt sind, von Thomas Schöps, der die Führung durch die Immobilie an der Bleckstraße mit Fakten beginnt: 125.000 Besucher, davon 40.000 bei Veranstaltungen, 11.000 Besucher alleine im Kulturhauptstadtjahr, 20 bis 40 Trauungen pro Jahr. „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden über die 15 Jahre, die ich hier bin“, sagte Schöps, der seine Stichworte über einen modernen Tablet-PC abrief.

Auch die Bleckkirche selbst geht mit der Zeit, gibt sich weltoffen. Poppig-bunt kommt etwa die Ausstellung „Erkenntnis & Illusion“ von Felix Zdziuch daher. Sogar die blanken Brüste auf einigen der Gemälde brechen kein Tabu in dem evangelischen Gotteshaus.

Renaissance-Altar

Pfarrer Schöps erzählt von der Restaurierung 1996, von dem Ursprung als rechteckiges Gebäude, von den mehrfachen Umbauten. „Seit 1889 hat die Kirche ihre jetzige Gestalt.“ Erbaut wurde die Kirche 1735 vom katholischen Schlossherrn Johann Hermann Franz Graf von Nesselrode für seine evangelischen Untertanen.

Als besonderes kunst- und kulturhistorisches Kleinod beherbergt die Bleckkirche einen Renaissance-Altar aus dem Jahre 1574 – gestiftet vom ersten lutherischen Adligen der Region: Ritter Heinrich von Knipping. Der „Grimberger Altar“ zeigt ein „Westfälisches Abendmahl“ und wurde 1738 installiert. Die Besucherin Erika Grunert: „Ich habe zu meiner Freundin gesagt: ,Das Abendmahlbild musst Du Dir anschauen!’“ Und das hat sie getan.