Gelsenkirchen. Eine Gelsenkirchenerin, die Freitagabend überfallen worden war, mahnt Senioren zur Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Sie selbst bekam nach einem Handtaschenraub Hilfe, nachdem sie laut „Feuer!“ gerufen hatte.
Dieser Freitag war für Ingrid Neumann ein rabenschwarzer. Als sie das Erlebte am Sonntag erzählt, klingt die Aufregung zwischen den Sätzen immer noch unüberhörbar mit. Überfallen, verletzt, fassungslos ... Dabei fing alles völlig normal an.
Die 77-Jährige, vergangene Woche Teilnehmerin am WAZ-Wassertest, holte sich am späten Freitagnachmittag eine Zeitung aus dem WAZ-Leserladen, ging danach in einen Kopiershop und anschließend zur Sparda-Bank an der Von-Oven-Straße. „Es könnte sein, dass ich da bereits als Opfer beobachtet wurde“, schätzt sie. Weil sie nach dem Bank-Besuch die Linie 107 knapp verpasst hatte, ging sie zu Fuß zur Florastraße. „Dabei hatte ich schon so ein merkwürdiges Gefühl.“
Alles Wichtige in der Tasche
Es war kurz nach 18 Uhr, als sich ihre Beklemmung in einen plötzlichen Schmerz im Rücken verwandelte. Zwei Jungen zerrten mit aller Gewalt an Ingrid Neumanns Tasche. Sie wehrte sich, kämpfte um ihr Eigentum. „Ich habe um Hilfe geschrien. In meiner Tasche war alles Wichtige drin. Geld, Papiere, Schlüssel. Aber es war niemand da.“ Außer den jungen Tätern. Die der Frau trotz deren Widerstandes schließlich die Tasche entrissen und türmten.
Das Opfer änderte die Taktik. Irgendwo hatte Ingrid Neumann mal gehört, „Schrei ganz laut Feuer, wenn du in Not bist, dann reagieren die Leute.“ Das tat sie am Freitagabend auch. Ob das der Grund war, warum plötzlich zwei Männer und eine Frau herbei eilten, weiß die 77-Jährige nicht. Fakt ist aber: Die Männer schnappten die flüchtenden Täter, die Frau rief die Polizei, die blitzschnell zur Stelle war. Zur großen Überraschung des geschockten Opfers entpuppte sich ein Täter als Mädchen.
Die Polizei fand die Sachen des Opfers. Bis auf zehn Euro fehlte nichts. „Das habe ich den mutigen Helfern zu verdanken“, sagt Ingrid Neumann. Sie nimmt ihre Geschichte zum Anlass, andere Senioren zu warnen. „Immer aufmerksam sein“, rät sie. Und: „Feuer“ schreien!