Gelsenkirchen. Den Stillstand will die Bürgerinitiative Birkenkamp, die sich bislang erfolglos gegen die rasant gewachsene Lärmbelästigung durch den sechsspurigen Ausbau der A 2 und deren Anhebung in Folge von Bergsenkungen wehrt.

Seit 2006, seit der Freigabe des sechsspurig ausgebauten Abschnitts der A 2 in Erle in ihrer unmittelbaren Nähe kämpfen die Anwohner im Birkenkamp um ihr Recht auf angemessene Ruhe. Auf eine Ruhe, die in der einstigen Mustersiedlung bis zum Auftakt der Fußball-WM herrschte, bis zu dem Tag, als die A 2 höher, schneller, breiter geworden war . . .

Während die Autobahn in Folge von Bergsenkungen während der Ausbauarbeiten angehoben wurde, blieb am Lärmschutzwall alles beim Alten. Heißt: Die im noch gültigen Bebauungsplan verbindlich festgelegte Höhe von 11,50 Metern beträgt inzwischen nur noch 9 m. Die fehlenden zweieinhalb Meter haben massive Auswirkungen.

Versäumnis der Stadt

Wilhelm Bialy, Sprecher der 2010 gegründeten Bürgerinitiative Birkenkamp, zählt auf: Erhöhtes Verkehrsaufkommen, Tunnel-Tempo 100 statt 80 km/h, „freie Fahrt für freie Bürger“ unmittelbar ab Tunnelausfahrt und falsche Grundlagen der Verkehrslärmberechnungen. „Bei Lkw werden beispielsweise 80 km/h zugrunde gelegt, die fahren allerdings mit Tempo 90 bis 95.“ Das mache schon ein paar Dezibel mehr aus.

Bialy und sein Nachbar Wolfgang Bräuer sehen die Ursache für den lärmtechnischen Raststätten-Charakter ihrer Häuser und Gärten in einem Versäumnis der Stadt. „Der Wall steht auf städtischem Grundstück. Die Stadt hat bei der Anhebung der Autobahn versäumt, für den Wall einen Bergschaden geltend zu machen und die Kosten für die Anhebung von der Ruhrkohle einzufordern.“

Gespräche ohne Widerhall geblieben

Rund 1,4 Millionen Euro habe die RAG nach Schätzung der Bürgerinitiative an den Landesbetrieb Straße NRW als Entschädigung gezahlt. Noch ärgerlicher wird die Sache für die Hauseigentümer beim Schlenker in die Vergangenheit. 1977, als die Stadt dafür warb, hier zu bauen, da haben Investoren wie Bialy und Bräuer den Bau des 300 Meter langen Lärmschutzwalls in Form hoher Erschließungskosten selbst mitfinanziert. Ohne diesen hätten sie hier nämlich keinen Stein auf den anderen gesetzt.

Gespräche mit Verantwortlichen von Stadt, Landesbetrieb Straßen, Bezirksregierung und Politik seien ohne nennenswerten Widerhall geblieben und auch die 310 eng beschriebenen DIN A-4 Seiten Papier, die die Initiative inzwischen an verschiedene Behörden geschrieben hat, haben am Status Quo nichts verändert.

Birkenkämper haben Untätigkeit der Ämter satt

Dass sie rechtlich auf der sicheren Seite sind, daran gibt es für BI-Sprecher Bialy und die rund 100 Mitglieder der Initiative keinerlei Zweifel. Bialy erinnert: „Nach 2006 hat uns der Landesbetrieb Straßen passiven Lärmschutz angeboten. Das ist doch ein Eingeständnis, dass da etwas nicht in Ordnung ist.“

Sei’s drum, die vom Autobahnlärm geplagten Birkenkämper haben die Untätigkeit der zuständigen Ämter satt – und machen es wie Stuttgart 21: Ein Schlichter wird eingeschaltet. Der Termin steht.

Hervorragend für Solaranlagen geeignet

Dabei könnte alles längst erledigt sei, wie die Nachbarn vom Birkenkamp meinen: Eine 2,50 Meter hohe Lärmschutzwand auf den Wall – was laut Bialy einmalig 400.000 Euro kosten würde – sowie eine Temporeduzierung auf 80 km/h im neuralgischen Bereich zwischen Tunnel und Resser Mark.

Und, mit Blick auf die Solarstadt Gelsenkirchen, setzt die Bürgerinitiative noch eine zukunftsweisende Idee obendrauf: Der Wall sei hervorragend für Solaranlagen geeignet. Dem OB haben sie den Vorschlag unterbreitet. Bialy: „Jetzt muss sich die Stadt endlich bewegen.“