Gelsenkirchen. . Die Galerie Idelmann in Gelsenkirchen zeigt nun die Vernissage “Kera-Miken“ des Künstlers Hermann J. Kassel. Doch nicht nur genau 901 “Kera-Miken“ sind in dieser Ausstellung zu finden, ergänzt werden die Arbeiten mit Aquarellbildern aus Kaffeesatz.
Sie wirken wie zusammengerollte Plakate, wie fragile Vasen oder wie Korallenriffe - je nachdem, aus welchem Winkel man sie betrachtet: Die „Kera-Miken“ des Künstlers Hermann J. Kassel. In der Galerie Idelmann sind sie jetzt zu sehen - zusammengesetzt zu einer ganz besonderen Skulptur.
Hermann J. Kassel ist in der Stadt kein Unbekannter - seine Werke sind in der kinetischen Sammlung des Kunstmuseums zu finden, 1997 steuerte er den „Baum-Dom“ zur Aktion „Kunst am Baum“ des Kunstvereins bei. Und sein „Energie-Transformator licht-grün“ aus Glasbausteinen ist an der Ecke Florastraße/Overwegstraße ebenfalls im öffentlichen Raum ausgestellt.
Ehemalige Keramik-Manufaktur als Atelier
An Kassel führt also eigentlich kein Weg vorbei in Gelsenkirchen. Neu ist allerdings sein Ausflug in die Welt der Keramik, der ihn in die Galerie an der Cranger Straße 36 brachte - und der eher zufällig entstand. „Mein Atelier ist auf dem Gelände einer ehemaligen Keramik-Manufaktur, wo bis vor Kurzem noch Waschbecken gefertigt wurden“, so Hermann J. Kassel. „Mir sind dort die Dinge ins Auge gefallen, die als Abfallprodukte entstehen. Und als die Firma zumachte, habe ich diese Keramik-Abfälle eingesammelt, gebrannt und zum Teil mit Graffiti-Lack versehen. So sind die Kera-Miken entstanden“, sagt der Künstler und verweist auf den Dokumentationsfilm, der im Ausstellungsraum zu sehen ist.
Aquarell-Bilder aus Kaffeesatz
„Mich hat an dieser Arbeit gereizt, dass hier Industrieprodukte den Weg in den Kunstraum finden“, erklärt die Galeristin Jutta Idelmann. Doch nicht nur genau 901 „Kera-Miken“ sind in dieser Ausstellung zu finden, ergänzt werden die Arbeiten mit Aquarellbildern aus Kaffeesatz, die Farbe und Form der „Kera-Miken“ nachzeichnen und hier als Kunst-Edition zu finden sind. Einen starken Kontrast zu den schlanken Röhrenwerken bilden 50 Skulpturen im dritten Ausstellungsraum, die auf den ersten Blick wie Brathähnchen wirken. Doch bei näherem Hinsehen erkennt man einen zusammengekauerten Frauen-Akt, der mit der immer gleichen Keramikform gegossen wurde und hier 25 Mal in zartem Weiß und 25 Mal gelb lackiert zu sehen ist. Ganz unterschiedlich wirken beide Versionen, hier trifft Purismus auf Pop-Art.
Bei der Vernissage spricht der Philosoph Dr. Martin Thomé über die Werke. Die Ausstellung ist bis zum 4. September jeweils donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.