Mit der Skulptur des Bildhauers Hermann J. Kassel wurde die erste Station des Gahlenschen Kohlewegs eingeweiht
Dorsten. Farbig schillernde Seifenblasen schweben den Gästen entgegen. Kinder laufen fasziniert umher und versuchen nach den Blasen zu greifen. "So soll es sein", freut sich Angelika Krumat, Vorsitzende des Kunstvereins "Virtuell-Visuell", "die Kunst wird zu den Menschen getragen."
Mit der Skulptur des Bildhauers Hermann J. Kassel wurde am Samstagmorgen die erste Station des "Gahlenschen Kohlewegs" auf dem Platz der Deutschen Einheit eingeweiht.
Mit "poetischer Leichtigkeit" entweichen die Seifenblasen dem hohen rechteckigen Werk aus Kohle und Stahl. "Dorsten I - IV" heißt die Skulptur, die nun für die nächsten Wochen ihren Platz unter dem Betonkubus hat. Gestapelte Kohle hinter Gittern kombiniert mit filigranen Seifenblasen - "Materialkontraste haben den Künstler Kassel immer besonders interessiert", so Krumat.
Als "Brückenschlag zwischen aktueller Kunst und Historie" versteht Dr. Elisabeth Kessler-Slotta das Kunstprojekt und skizziert kurz Geschichte des Kohlenwegs. Die Kohle, die im 18. Jahrhundert in Bochum abgebaut wird, soll den Brennstoffbedarf am Niederrhein decken. Da die Ruhr erst 1870 schiffbar wurde, musste die Kohle zur Lippe transportiert werden.
Zur bedeutsamsten Figur des Kohlewegs wurde der Berggeschworene Johann Wilhelm Müser, der Mitte des 18. Jahrhunderts den Plan entwirft, eine künstliche angelegte Straße bis nach Gahlen zu bauen. Erst das preußische Militär vollendet 1870 die Straße, von nun an "Dorstener Chaussee" genannt. Nachdem die Ruhr schiffbar gemacht wird, verliert der Kohlenweg langsam an Bedeutung.
Zwei Jahrhunderte später entsteht die Idee, die einst künstlich angelegte Straße als "Straße der Kunst" zu bewahren. Helmut Bettenhauser von der Künstlerzeche "Unser Fritz" in Herne hatte schon 1985 die Vision, den Kohlenweg wiederzubeleben. "Grenzüberschreitung Ruhrgebiet" - so der damalige Projekttitel. Eine konkrete Gestalt nimmt das Projekt aber erst für die Kulturhauptstadt 2010 an.
"Der Dorstener Kunstverein hat uns mit seinem Eifer um Längen überholt", lacht Helmut Bettenhausen, "nun wird der Kohlenweg rückwärts beschritten: von Dorsten nach Bochum." Noch in diesem Jahr sollen die Kunstvereine Gelsenkirchen, Herne, Bochum und Hattingen ihre Projektanteile vorstellen.
Bettenhausen selbst hat in vielen Stadtarchiven recherchiert. Alte Landkarten, Fotos und Geschichten wurden im leeren Café am Platz der Deutschen Einheit ausgestellt. jsa