Gelsenkirchen. Regelmäßig treffen sich die Jungen Briefmarkenfreunde Gelsenkirchen-Mitte in der Altstadt. Was sie begeistert: Die Geschichten, die sie erzählen.

Es gibt Hobbys, die geraten im Laufe der Jahre aus der Mode – vor allem bei Jugendlichen. Denn wie viele 15-Jährige basteln heute noch an Seifenkisten? Aber es gibt jedoch auch Hobbys, die einen zweiten Frühling erleben – wie zum Beispiel das Stricken. Dann gibt es noch Hobbys, die sich über Jahre hinweg behaupten, die modernen Beschäftigungen trotzen. Eines davon ist das Briefmarkensammeln.

Im DGB-Haus der Jugend in der Altstadt treffen sich regelmäßig die „Jungen Briefmarkenfreunde Gelsenkirchen-Mitte“. Doch wie zu erwarten kann der Verein sich längst nicht über so einen großen Zulauf freuen wie Fußballvereine.

Die Meisten haben schon früh mit dem Sammeln angefangen

„Natürlich ist es schwierig Jugendliche im Zeitalter des Internets noch für Briefmarken zu begeistern“, sagt Friedrich Braun, Gruppenleiter im Jugendbereich. Er betreut rund zehn Jugendliche, die sich der Philatelie verschrieben haben. Die Meisten von ihnen haben schon früh mit dem Sammeln angefangen. So auch Sebastian Staschik (17). „Seit Ende 1999 sammle ich Briefmarken. Angefangen hat es mit DDR-Marken“, sagt Sebastian. Heute hat er sich auf Handball- und Pandamarken spezialisiert. „Die Sammlungen sind aber alle noch im Aufbau“, so der 17-Jährige.

„Man muss heute mit etwas Speziellem überzeugen, um Erfolg zu haben“, weiß sein Mentor Braun, „BRD-Marken sind natürlich ein Dauerbrenner, aber die hat jeder. Handball ist ein Thema, das nicht viele haben – das ist Sebastians Vorteil“, so Braun.

Landesmeister

Und dieser Vorteil hat sich ausgezahlt. Sebastian gewann 2010 die Landesmeisterschaft der Sieben- bis 21-Jährigen. Im März dieses Jahres konnte er seinen Titel verteidigen. Tipps zur Perfektionierung seiner Sammlung holt er sich bei den Vereinskollegen. „Ich bin immer da, wenn ich kann“, so Sebastian. Im Moment sei das leider schwierig. Der Wanne-Eickler macht eine Tierpflegerausbildung - in Kiel.

Doch sein Engagement ist so groß wie sein Ziel: die Meisterschaften auf Bundesebene. Denn bei den Briefmarkensammlern qualifiziert man sich nicht allein durch einen Sieg auf Landesebene, sondern erst, wenn die eigene Sammlung mindestens 24 Blatt beträgt. „Die habe ich leider noch nicht“, so Sebastian, „das macht das Briefmarkensammeln so interessant: es gibt immer wieder neue, schöne Marken.“

„Die Briefmarke kann eine Geschichte erzählen, die das Internet nicht kennt“, sagt Braun und bringt zum Ausdruck, welche Nostalgie die Briefmarkensammler vereint, „die Briefmarke kann nichts ersetzten, sie ist Teil der Kultur“. So. Stempel drauf und ab die Post.