Vor 75 Jahren gründeten Philatelisten den Briefmarkensammlerverein Witten. Wann genau das war, man weiß es nicht mehr, aber in diesem Jahr feiert der Verein sein 75-jähriges Bestehen mit einer Briefmarkenschau, die noch bis Sonntag, 11. Oktober, im Märkischen Museum zu sehen ist.

Das ist eine Ausstellung, in der stets auch Sammlungen der französischen Freunde ihren Platz haben, so wie die von Edouard Mancel. Seit 45 Jahren schon unterhält der Verein Kontakte nach Beauvais, 15 Jahre länger, als die offizielle Städtepartnerschaft besteht. „Der Verein hat entscheidend dazu beigetragen, die so genannte ,Erbfeindschaft' zu begraben”, würdigt Vize-Bürgermeister Heinz-Jürgen Dietrich die Pionierarbeit der Philatelisten. Zusammen mit der Marinekameradschaft hätten die Philatelisten die Grundlagen für die spätere Städtepartnerschaft gelegt.

Briefmarkensammeln - da haben so manche Leute einige Vorurteile.

Vorurteil 1: Das ist aber sicher teuer.

Horst Müller, der amtierende Vorsitzende schmunzelt, denn sein Startkapital waren vier Pfennige. „Ich hatte als Kind mit Dauermarken angefangen und trug meine Sammlung in der Hosentasche mit mir herum. Wie allen fehlte auch mir die 4-Pfennig-Marke. Aber ich hatte vier Pfennige. Damit bin ich zum Postamt gegangen, wo die Schalter höher waren als ich groß war, habe die vier Pfennige draufgelegt, und dann kam die Marke über den Schalter.” Ein Vorzeigestück in der damaligen Zeit, denn „in meiner Klasse war ich der erste, der eine hatte.”

Vorurteil 2: Der klassische Langeweiler für Ehefrauen.

Heidemarie Müller, Gattin des Vorsitzenden, hat mit ihrer Sammlung „Wein - edler Saft der Reben” auf der Nationalen Postwertzeichen-Ausstellung Silber und den Ehrenpreis geholt. „Ich wollte nicht immer meinem Mann hinterher laufen”, sagt sie auf die Frage, warum sie Briefmarken sammelt. In einem Weinbaugebiet hat sie einst das „Marken-Virus” erwischt, und sie legt Wert darauf, dass sie ihre Sammlung völlig eigenständig pflegt: „Beraten darf mein Mann mich, aber entscheiden tue ich.”

Vorurteil 3: Das Hobby für Spießer und Stubenhocker.

Joachim Löhken dokumentiert mit seiner Sammlung die Erforschung der Polargebiete. Er hat dadurch viel erfahren über die großen britischen und russischen Polarexpeditionen, die Schicksale, die Katastrophen. Jetzt erweitert er sie um den aktuellen Bereich Klimawandel. „Das Schöne am Wittener Verein ist, dass man sich hier unterhalten kann und immer etwas lernt.”

Vorurteil 4: Das ist bestimmt ein exklusiver Zirkel.

Im Gegenteil - neue Interessenten sind stets willkommen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Und jeder hilft.