Nach dem Tod ihres Mannes hat sich Doris Vorberg ein anspruchsvolles Hobby gesucht.

Doris Vorberg ist zurzeit schwer beschäftigt. Im April findet in Münster eine große Briefmarkenausstellung statt, und die Velberterin bereitet einen eigenen Beitrag vor. Marken mit Orchideenmotiven wird sie präsentieren, doch mit gezacktem Papier und klebrigem Rücken ist es da allein nicht getan: „Ich habe Papptafeln vorbereitet, auf denen eine Auswahl meiner Orchideenmarken entweder allein oder auf attraktiven Briefumschlägen zu sehen sein werden“, sagt Doris Vorberg. Recherchen im Internet sind nötig, denn zu jedem Blumenbild wird in einem kurzen Begleittext die lateinische Bezeichnung, etwas über die Herkunft der Pflanze und die der Marke mitgeliefert. Die insgesamt 60 fertigen, dunkelgelben Tafeln mit den vielen farbenfrohen Bildern aus aller Welt wirken professionell gemacht, die Markenfreundin hat ein gutes Auge für eine ansprechende Aufmachung.

Dabei ist Doris Vorberg noch gar nicht lange im Geschäft: Vor zwei Jahren suchte die gebürtige Essenerin nach dem Tode ihres Mannes Ablenkung, Beschäftigung, Impulse, eine neue Perspektive. „Meine Vermieterin nahm mich kurzerhand mit zur Briefmarken-Sammler-Gemeinschaft 1938 Velbert“, erinnert sich die 70-Jährige. Und wie sie dort die 46 Herren und sechs Frauen enthusiastisch und mit schönem Stolz ihre Briefmarken vorzeigen und tauschen sah, ahnte sie, dass das „ eine befriedigende Beschäftigung sein könnte“, sagt sie.

Bald kaufte sie sich die dicken Michel-Kataloge, sozusagen Gesamtverzeichnisse für Briefmarken. „Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, saß ich im Wohnzimmer und wälzte Nachschlagewerke.“ Bei Ebay schaut sie regelmäßig vorbei, setzt sich einen Höchstbetrag und freut sich über seltene Marken. Orchideen sind ihre Leidenschaft, doch Doris Vorberg sammelte zunächst in viele Richtungen, beschränkt sich jedoch mittlerweile auf einige wenige Motive. „Flugzeuge sind dabei, Autos und Feuerwehr für meinen Enkel“, berichtet sie. Auch größere Bestände mit Weltraum-, Jugendstil- und Bauhaus-Motiven schlummern in ihren Alben.

Sie baute ihr neues Hobby so zügig aus, dass sie schon bald an Ausstellungen teilnahm – etwa zur Landesgartenausstellung in Hemer oder zu 100 Jahren Christuskirche. Briefmarkenfreunde genießen zwar im Stillen, sie sind jedoch nicht einsam: Aus aller Welt bekommt Doris Vorberg Briefkarten mit neuen Marken, ihre Leidenschaft ist bei vielen anderen Markensammlern präsent.

Vereinskarriere hat sie dann kürzlich auch noch gemacht: Als Fritz Voß, der bisherige Vorsitzende der Velberter Briefmarken-Sammler-Gemeinschaft, aus Altersgründen nicht wieder an die Spitze wollte, rückte seine Stellvertreterin nach. „Ich bin die erste weibliche Vorsitzende in der Vereinsgeschichte.“ Zweimal monatlich kommen die Sammler in der Bürgerstube zusammen, mal zum Tauschabend, mal zum Vortrag. Welchen Antrieb haben die Vereinskameraden? „Wie bei mir ist es die Freude an der ästhetischen Schönheit der Marken“, versichert Doris Vorberg. Ausschließen kann sie jedoch nicht, dass unter den Sammlungen auch Wertanlagen sind. Doch: „Darüber sprechen wir nicht“. Briefmarkensammler können sehr verschwiegen sein.