Gelsenkirchen. . Die IHK und Industrie-Unternehmen stellen sich auf, um der Akzeptanzkrise zu begegnen. Die Schulnote 3,1 ist brauchbares Mittelmaß. Nicht wirklich gut, aber auch nicht ganz so schlecht. Für ehrgeizige Studienpläne allerdings völlig unbefriedigend.

Mittelmäßigkeit wollen sich auch die Repräsentanten der Industrie nicht ans Revers heften. Eine repräsentative Emnid-Umfrage, durchgeführt im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Region Nord-Westfalen, hat Anfang dieses Jahres nämlich nur die Durchschnittsnote 3,1 ergeben.

Neue Werbetafel enthüllt

IHK und Industrie-Unternehmen stellen sich engagiert auf, um dieser Akzeptanzkrise zu begegnen. Der Startschuss zur Initiative „Industrie - Gemeinsam. Zukunft. Leben“ fiel im März in Altenberge. Jetzt ist die Akzeptanzoffensive in Gelsenkirchen angekommen. Auf dem Gelände von Voigt & Schweitzer GmbH & Co. KG, einem Spezialbetrieb für Feuerverzinkung von Metall, trafen sich am Mittwoch Unternehmer aus der Region mit Repräsentanten der IHK Nord-Westfalen zur Enthüllung einer 6 x 3 Meter großen Werbetafel mit der neuen Dachmarke.

„Wenn die Industrie in der Akzeptanz der Bevölkerung weiter sinkt und in die Schmuddelecke gerät, dann bleiben auch die Nachwuchskräfte weg“, stellte Gustav Deiters, Vizepräsident der IHK Nord-Westfalen und Sprecher der Industrie-Offensive fest. Rund 5000 Industriebetriebe in der Region mit 240 000 Arbeitsplätzen und etwa 20 Milliarden Euro Wertschöpfung jährlich ist das „Pfund“, das wieder strahlen soll. Werte wie Arbeit, technischer Fortschritt und Bildung sollen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. „Wir müssen die Menschen neu für Industrie begeistern“, fasste Deiters das Ziel zusammen. Dazu gehörten auch Bildungspartnerschaften. Deiters: „Wir werden uns in Zukunft um den Berufsnachwuchs bewerben, und nicht mehr der Nachwuchs bei uns.“

Sieben Unternehmen unterschrieben Altenberger Erklärung

Sieben Gelsenkirchener Unternehmen und eine ganze Reihe von Industriebetrieben aus dem benachbarten Kreis Recklinghausen haben die Altenberger Erklärung – so benannt in Anlehnung an die Auftaktveranstaltung im März – inzwischen unterschrieben. Insgesamt stehen bereits über 100 Firmen zwischen Münster und Gelsenkirchen namentlich hinter dem Konzept, das Motto der Industrie-Offensive lokal zu bewerben, die traditionellen Werte der Industrie und ihre Bedeutung für die Region zu kommunizieren sowie lokale Präsenz und Engagement gleichermaßen an den Tag zu legen. Anders gesagt: Man will wieder zur guten, alten „Nachbarschaft“ mit den Menschen vor Ort kommen.

Mit den 100 Unterstützern hat die Industrie-Initiative übrigens nach Worten des IHK-Vizepräsidenten bereits die für 2011 gesetzte Marke erreicht. Vielleicht schaffe man ja gleich im ersten Jahr noch einmal so viele?

„Gelsenkirchen hat sich in den letzten Jahrzehnten regelrecht neu erfinden müssen“, sprach Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) den seinerzeit rasanten Absturz nach Zechensterben und Abkehr der Eisenindustrie an, wovon Gelsenkirchen in besonderem Maße betroffen war. „Die Aktion passt gut zu Gelsenkirchen und zur Region“, stellte der OB also fest. Allerdings schrieb er den Gästen der Tafel-Enthüllung auch etwas zum Nachdenken ins Stammbuch: „Fairer Lohn für faire Arbeit könnte dazu beitragen, das Image der Industrie zu verbessern.“