Gelsenkirchen. . Der Emscher-Lippe-Index (Elix) liegt erstmalig über der Konjunkturmarke von 130. Die Wirtschaft in der Region erfährt nach der Krise wieder einen Aufschwung. Vele Unternehmen stellen wieder ein. Doch der Fachkräftemangel bremst die Entwicklung.

Die Wirtschaft in der Region versprüht einen Optimismus, der sich anschaulich auch in Zahlen niederschlägt. Der Emscher-Lippe-Index (Elix), der seit dem Jahr 2003 erhoben wird, liegt mit 131 Punkten erstmals über der bisher magisch wirkenden Konjunkturmarke von 130.

Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, in denen die Region eher im Windschatten der ganz großen Revierstädte segelte. „Der regionalen Wirtschaft geht es so gut wie schon lange nicht mehr“, sagte etwa Claus Cordt, der Geschäftsführer der Sparkassen Vermögensmanagement Gelsenkirchen GmbH (SVM). Sie veröffentlicht den Index in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen zweimal im Jahr.

150 repräsentativ ausgewählte Unternehmen

Nun steht der Elix nicht für einen tiefen Blick in die Glaskugel, sondern basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten. 150 repräsentativ ausgewählte Unternehmen werden jeweils zu ihrer Geschäftslage und ihren Erwartungen befragt. Das Ergebnis steht für diese Aussage: Die Finanz- und Wirtschaftskrise scheint an Emscher und Lippe überwunden. „Der Aufschwung steht auf einem breiten Fundament“, sagt Peter Schnepper, Leitender Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen. „Das Rückgrat bildet die Chemische Industrie, aber auch der Einzelhandel entwickelt sich sehr positiv.“

Rein statistisch gesehen, sind mehr als neun von zehn Betrieben mit der augenblicklichen Geschäftslage zufrieden und wollen nicht nur in den Bestand investieren, sondern auch in die Zukunft, in Anlagen, in neue Maschinen.

Bessere Zeiten sind angebrochen

Dabei fallen die Prognosen für die nächsten Monate grundsätzlich aus: Jedes dritte Unternehmen erwartet demnach bessere Bedingungen, und über 60 Prozent stellen sich auf zumindest gleichbleibende Voraussetzungen ein. „Die meisten Unternehmen haben die Krise genutzt, um sich auf bessere Zeiten vorzubereiten. Die sind jetzt angebrochen“, so Schnepper. Ein mögliches Risiko sieht Michael Hottinger, stellvertretender SVM-Geschäftsführer, in den steigenden Rohstoffpreisen und möglicherweise in der politisch brisanten Situation im arabischen Raum : „Sie könnten der Konjunktur einen Dämpfer versetzen.“

Als Motor des Wachstums ist auch für die Emscher-Lippe-Region das Exportgeschäft zu sehen; sehr erfreulich ist auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Drei Viertel der Unternehmen planen, ihr Personal zu halten, 16 Prozent wollen sogar zusätzliche Arbeitskräfte einstellen-- und womöglich auch neue Ausbildungsplätze einrichten.

Neue Mitarbeiter eingestellt

„Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten fast 50 neue Mitarbeiter eingestellt“, wird André Berger bei dieser Gelegenheit zitiert. Berger ist Geschäftsführer der Gelsenkirchener edataunited GmbH mit aktuell 311 Beschäftigten und konnte an dem Gespräch kurzfristig nicht teilnehmen, weil er aus geschäftlichen Gründen ins Ausland reisen musste. Auch dieser Satz von ihm gilt für sein Unternehmen: „Jetzt sind wir sogar an einer Wachstumsgrenze – denn es wird immer schwerer, Spezialisten für den IT-Bereich zu finden.“

So wie Berger, erläuterte Peter Schnepper, schätzten auch andere Unternehmer den Fachkräftemangel inzwischen als Problem, als entwicklungshemmend für die Region ein: Über 30 Prozent der Befragten sehen darin bereits ein Konjunkturrisiko, dem wirksam begegnet werden muss.

Schnepper bringt es auch hier auf den Punkt: „Wir benötigen frische Kräfte. Und dafür ist es auch wichtig, dass die finanzschwachen Kommunen in die Lage versetzt werden, ihre Umfelder attraktiv und lebenswert zu gestalten.“