Gladbeck. .
„Damit Emscher-Lippe schlauer wird!“ Das Motto hat auch 20 Jahren nach Gründung der Arbeitsgemeinschaft Weiterbildung Emscher-Lippe noch Gültigkeit. Jetzt feierte sie im Hause der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen am Rathausplatz in Buer den runden Geburtstag.
Dr. Michael Krüger-Charlé stellte eine Vorstudie des Instituts Arbeit und Technik (IAT) zu den Programmen, Maßnahmen und Initiativen vor, die in NRW jungen Leuten den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern sollen. „Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind wir auf 800 Projekte gekommen, die 2010 in NRW innerhalb von 126 Programmen, Maßnahmen und Initiativen von Bund, Land und auf örtlicher Ebene durchgeführt wurden. Ich nenne das Wildwuchs“, kritisierte der Referent. Die Datenbasis über den Bestand und Bewegungen von Altbewerbern um eine Lehrstelle und über den Verbleib von Maßnahmenteilnehmern sei derartig dünn, dass keine Aussage über die Wirksamkeit der Programme gemacht werden könne. Vielmehr gelte: „Viele bleiben im Übergangssystem hängen – keiner weiß warum.“ Dabei sind die Programme und Projekte teuer. Für 2009 kommt Krüger-Charlé allein in NRW auf 800 Mio. Euro; bundesweit müssten es ca. fünf Mrd. gewesen sein.
Karl-F. Schulte-Uebbing, einer der beiden Gründungsvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft und heutiger IHK-Hauptgeschäftsführer, erinnerte an die Absprache, mit der die Arbeitsgemeinschaft vor 20 Jahren angetreten war: „Das generelle Ziel dieses Kreises sollte die Stärkung des Weiterbildungsbereiches im vestischen Raum sein.“ Im Ergebnis der Zusammenarbeit dieses formlosen Zusammenschlusses aller Weiterbildungsträger der Region könne man stolz auf eine Vielzahl durchgeführter Projekte verweisen.
„Lebensbegleitendes Lernen“ sei in den 80er Jahren längst noch nicht in allen Köpfen gewesen, erinnerte Schulte-Uebbing. „Inzwischen ist Bildung als wesentliche Vor-aussetzung für Strukturwandel allseits anerkannt. Sie ist zu Recht auch bei Strukturpolitikern beliebtes ‚Modethema’ geworden.“
Ihm fehlen aber Konzepte und Ernsthaftigkeit in der Umsetzung. Es bleibe zu befürchten, dass die Bildungspolitik als Ausrede missbraucht werde, um sich vor teils politisch schmerzhaften Entscheidungen für Maßnahmen der „klassischen Strukturpolitik“ zu „drücken“. Um Emscher-Lippe wieder zu einer prosperierenden Landschaft zu machen, bedürfe es nicht nur der Bildung. Der „nahezu tragische“ Prozess der Entindustrialisierung müsse gestoppt werden.