Gelsenkirchen. . Unsere Reportagereihe geht weiter. Die Redaktion war eine Stunde in Horst bei der Blutspende und erfuhr: Nicht jeder, der möchte, darf auch Blut spenden.
Auf einer der Liegen, die im Gemeindesaal der St. Laurentius-Gemeinde in Horst aufgestellt sind, liegt Rita Stephan. Während ihr Blut durch einen durchsichtigen Schlauch in einen Blutbeutel fließt, erzählt die 47-jährige Erzieherin: „Ich bin schon seit 1985 Blutspenderin. Und gehe mindestens einmal im Jahr zur Spende.“
Beim Sprechen knetet sie in ihrer rechten Hand ein kleines rotes Herz aus Schaumgummi – nicht aus Nervosität, sondern weil Krankenpfleger Franz Mühlenkamp ihr gesagt hat, dass sie das machen soll. „Es geht darum, die Muskeln zu bewegen, weil das Blut dann besser läuft“, erklärt er.
Zeit für Formalitäten
Die eigentliche Spende dauert fünf bis zehn Minuten – trotzdem sollten Spender mehr Zeit mitbringen. Bevor es losgeht, müssen Formalitäten erledigt und Untersuchungen gemacht werden.
Nach der Anmeldung werden Körpertemperatur und Blutdruck gemessen, der Hämoglobinwert des Blutes und die Blutgruppe des Spenders untersucht. Außerdem gibt es einen Fragebogen, den jeder ausfüllen muss. Abgefragt werden Vorerkrankungen, aber auch Infektionsrisiken – etwa mit Frage 7: „Sind Sie außerhalb Europas geboren oder aufgewachsen oder haben Sie dort gelebt?“ Manchen Spender mag diese Frage wundern. Aber die Information ist wichtig, wie Arzt Jan-Bernd Sicking erklärt: „Bei Tropenkrankheiten wie Malaria kann es in einzelnen Fällen vorkommen, dass man sich infiziert, davon aber Jahrzehnte lang nichts bemerkt.“ Wenn also jemand „ja“ ankreuzt, werden zusätzliche Untersuchung des Blutes auf Tropenkrankheiten durchgeführt.
Wichtig für die Sicherheit der Blutkonserven ist der „Vertrauliche Spender-Selbstausschluss“ (VSA). Jeder Spendewillige muss einen Barcode auf seinen Fragebogen kleben, der nur mit einem entsprechenden Scanner gelesen werden kann. Entweder enthält er den Code für: „Mein Blut kann verwendet werden“ oder den für „Mein Blut soll nicht verwendet werden.“ Dabei bleibt er anonym und die Sicherheit ist gewährleistet.
Ein halber Liter Blut
Nach der VSA findet ein vertrauliches Gespräch mit dem Arzt statt, der entscheidet, wer zur Spende zugelassen wird. Dort werden dem Spender drei Röhrchen Blut für die Laboruntersuchungen abgezapft, ehe die Vollblutspende beginnt. Einen halben Liter Blut kann man auf einmal abgeben – Frauen einmal alle vier, Männer alle drei Monate.
„Nach der Spende sollten die Leute eine halbe Stunde sitzen,“ erklärt Erika Heidtfeld, ehrenamtliche Mitarbeiterin. Die 61-jährige kümmert sich um stärkende Essen und Getränke.
Die 30 Minuten Wartezeit nutzen nutzen viele, um sich auszutauschen. Gerade sitzt Erika Heidtfeld mit drei Spendern am Tisch. Einer ist Benedikt Werner. Der Schüler (19) ist zum vierten Mal dabei, obwohl man erst ab 18 spenden darf: „Mein Vater hat mich immer mitgenommen. Zum ersten Mal gespendet habe ich zwei Monate nach meinem 18. Geburtstag“, erzählt er.
33 Spender in zwei Stunden
Binnen zwei Stunden haben 33 Leute gespendet. Es wollten noch mehr, aber einige kamen nicht durch die Voruntersuchung. Immerhin 16,5 Liter Blut kamen so zusammen und es sollten mehr werden, bis das DRK-Team zwei Stunden später zusammenpacken und nach Münster zurückfahren wollte. Dort werden die Spenden zentrifugiert und in Bestandteile zerlegt, um in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt zu werden: etwa für Unfallopfer bei Operationen oder als Ausgangsstoff für Arzneimittel.