Gelsenkirchen.
11 Uhr am Morgen. Schubbi schläft. Der Chef der Affenbande gönnt sich wie fast immer um diese Zeit ein Nickerchen in seiner Lieblingsecke. Dass Besuch da ist, stört den mächtigen, zotteligen Orang Utan wenig. Mensch trifft Menschenaffe – im Tropenhaus der Zoom Erlebniswelt. Die Neugier liegt rasch auf beiden Seiten. Da drücken sich Primat und Homo Sapiens die Nase platt an einer Glasscheibe. Wer macht sich hier zum Affen?
Während sich Schubbi, der zottelige Lieblingsaffe aller Zoo-Besucher, noch schlummernd im Stroh aalt, ist Sexta munter und hellwach. Der Tierpark ist noch leer, da entdeckt sie den Gast auf Anhieb. Die Lady schwingt sich an Ästen, Bambusstäben und Lianen in die Höhe auf eine Plattform und blickt dem Gast durch die Glasscheibe tief in die Augen. Ein gaffender Affe. Ein staunender Mensch.
Sexta stiert gelassen, aber neugierig, schiebt sich eine Möhre wie eine Zigarre zwischen die Zähne: Menschenbeobachten im Zoo. Ob sie nachdenkt über das Gegenüber hinter der Scheibe? Ob sie einfach nur abwartet, was so passiert? Oder ob sie insgeheim nur Futter erhofft?
Schubbi mag alle
Als Tierpfleger Markus Kirchberg mit einer Schüssel Müsli in der Hand auftaucht, klopft der Orang Utan mit seinen langen, behaarten Fingern an die Scheibe. Irgendwie menschlich: ein Affe auf Tuchfühlung. „Die erkennen uns ganz genau“, sagt Kirchberg, „selbst wenn wir in privaten Klamotten auftauchen.“ Auch jeder Menschenaffe hat persönliche Sympathien, der eine mag diesen Pfleger lieber, der andere den. Schubbi, der Chef, mag eigentlich alle.
Seit Dezember 2009 leben die sieben Sumatra Orang Utans im Gelsenkirchener Zoo. Schubbi, der Pascha, und seine sechs Damen. Schubbi wurde vor 37 Jahren in Atlanta geboren und war zuletzt zusammen mit den anderen Affen in Basel zu Hause.
Sommerliche Temperaturen
Draußen klirrende Kälte, bei Schubbi im Tropenparadies aber herrschen sommerliche Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit. Dschungel-Feeling pur. Da wird auch der Affenchef langsam munter. Und was ist der so für ein Typ?
Zoosprecherin Sabine Haas kennt ihre Pappenheimer: „Schubbi ist ein ganz Netter. Sehr umgänglich, sehr menschenbezogen.“ Auch nicht ganz so dickköpfig wie Orang Utans sonst sein können. Nur manchmal, wenn die Affen-Ladys ihn nicht anschmachten, sondern stänkern, dann zeigt er, wer der Herr im Hause ist. Ansonsten geht der Clan freundlich miteinander um.
Ein wenig Schwerhörig
Auf Zuruf hört Schubbi nicht. Aus Prinzip nicht, aber auch, weil er ein wenig schwerhörig ist. Mit seinen 37 Jahren gehört er schon zu den älteren Herrschaften im Affenreich. Pfleger Kirchberg: „In freier Wildbahn wird ein Orang Utan rund 40 Jahre alt, im Zoo 50 bis 60.“
Orang Utans sind frei
Schubbi nimmt durchs Gitter Kontakt auf. Von seinen Pflegern lässt er sich gerne am Kopf kraulen, holt sich ein paar Streicheleinheiten ab. Weil Schubbi und seine Artgenossen aber affenstark sind, geht mehr nicht: „Ins Gehege rein darf niemand“, sagt der Pfleger. „Ein Orang Utan hat soviel Kraft wie sechs ausgewachsene Männer.“ Haas bestätigt: „Orang Utans zählen zu den besonders gefährlichen Raubtieren.“ Eine echte Affenliebe zwischen Tier und Pfleger kommt da nicht wirklich zustande. Schließlich: Selbst ein freundlich gemeinter Klaps auf den Menschenrücken könnte für ein paar gebrochene Rippen reichen. Schubbi bringt immerhin rund 80 Kilo auf die Waage.
Für Joghurt tut er alles
Diesmal will der Affe ohnehin keine Zärtlichkeit, sondern was zwischen die Zähne. Der Hit für den Menschenaffen sind, nein, nicht Bananen, sondern fette Joghurt-Portionen. Dafür tut der Affe fast alles. Für Tomaten und gekochte Eier übrigens auch. Ansonsten schlürfen die Affen gern ein Tässchen Tee. Schräge Vögel!
Und clevere. Schubbi und Co sind echte Tüftler. Damit sie sich nicht langweilen, gibt’s intelligentes Spielzeug. Weil sie zudem jede Menge Kraft in den Fingern haben, gelang es ihnen kürzlich sogar, das Absperrnetz an einigen Stellen aufzufummeln.
12 Uhr mittags, High Noon im Zoom: Schubbi schleicht mit hängenden Armen zurück in seine Lieblingsecke. Klappe zu, Affe, nein nicht tot, aber todmüde. Und Schubbi schläft.