Gelsenkirchen. .
Marcus Wittenbrink ist Schwimmmeister im Hallenbad Buer in Gelsenkirchen. Die WAZ schaute dem 47-Jährigen eine Stunde bei seiner Arbeit über die Schulter - und war erstaunt über die vielen technischen Aufgaben.
Zwei Jahre ist es her, dass er zum letzen Mal reinspringen musste, um eine Frau aus dem Wasser zu ziehen. „Zum Glück passiert das nur alle Jubeljahre einmal,“ sagt Marcus Wittenbrink.
Der 47-Jährige ist Schwimmmeister im Hallenbad Buer. „Die meisten Leute meinen immer: die schreien, wenn sie untergehen. Das ist aber nicht so. Wer schreit, schafft es auch bis zum Rand. Tatsächlich kriegen sie Panik, schlucken Wasser und dann gehen sie unter“, beschreibt Wittenbrink eine Situation, in der er eingreifen muss. Er ist gut vorbereitet für den Ernstfall. Sogar einen Defibrillator gibt es im Bad.
In seinem Element
Im Moment ist es ruhig in der Schwimmhalle. Die Frühschwimmer sind schon weg. Die erste Schulklasse ist noch nicht da. Einige Rentner ziehen ihre Bahnen. Ein paar Feuerwehrmänner machen ihre Tauchübungen in voller Montur.
„Wasser war schon immer mein Element“, erklärt er seine Berufswahl. Sportlich sollte man auf jeden Fall sein. Als er 1980 die Ausbildung zum Schwimmmeistergehilfen – heute: Fachangestellter für Bäderbetriebe – begann, war er im Schwimmverein aktiv und spielte Wasserball. „Man muss auch gut mit Menschen umgehen können“, so Wittenbrink, der inzwischen Schwimmmeister ist und jetzt auch selbst ausbildet.
Der Mann am Wasserrand
Einige Stammgäste melden sich sogar ab bei Wittenbrink, wenn sie mal ein paar Wochen nicht kommen.
Mit dem stereotypen Bild eines Schwimmmeisters, der Verbote quer durchs Bad brüllt, hat Wittenbrink nichts gemein: „Ich muss hier nicht schreien. Ich gehe zu den Badegästen hin.“
Viele technische Aufgaben
Aber auch ein gewisses technisches Verständnis ist wichtig. Zu Wittenbrinks Aufgaben gehört auch die Überwachung der technischen Geräte. Im Keller, unter den Schwimmbecken, befinden sich Kontrollsysteme, Pumpen und Filter. Es gibt allein drei verschiedene Heiz- und Lüftungsanlagen: für das Schwimmbad, für die Sauna und für die Umkleide. Die Überwachung der Wasserqualität funktioniert automatisch. 24 Stunden am Tag werden die Chlorwerte, Keimtötungsgeschwindigkeit und pH-Wert des Wassers gemessen. Sobald ein vorgegebener Grenzwert über- oder unterschritten wird, blinkt ein Alarmlämpchen und fordert den Aufsichthabenden zum Eingreifen auf.
Zusätzlich werden dreimal täglich Wasserproben von Hand entnommen – die erste davon morgens bevor das Schwimmbad aufmacht. „Das ist wichtig, falls über Nacht die Automatik ausfällt,“ erklärt der Schwimmmeister.
An diesem Morgen hat er um sechs Uhr angefangen zu arbeiten. Er arbeitet im Schichtdienst, entweder von 6 Uhr bis 14 Uhr oder von 14.30 bis 21 Uhr. Die Arbeitszeiten machen dem Frühaufsteher nichts aus. Auf die Frage, was er an seinem Beruf nicht mag, fällt dem Schwimmmeister nur eine Kleinigkeit ein: Er muss auch dafür sorgen, dass das Schwimmbad auf sicheren Wegen zu erreichen ist. „Ich muss also auch Schnee schippen. In den letzten Wochen war da einiges zu tun.“ Bei Minusgraden morgens um sechs die Wege zu räumen – das macht wohl niemandem Spaß. Dafür kann Wittenbrink sich anschließend bei 29 Grad Lufttemperatur in der Schwimmhalle aufwärmen.