Gelsenkirchen-Rotthausen. Viele Bewohner in Rotthausen zeigen sich besorgt über Pläne der Stadt, Flüchtlinge in der Steeler Straße einzuquartieren. Zu frisch sind die Erinnerungen an mehrere Roma-Familien, die durch kriminelle Machenschaften und laute Grillfeiern auffielen.

In Rotthausen wächst die Sorge vor der Unterbringung neuer Flüchtlinge, nachdem der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften im Februar beschlossen hat, acht Wohnungen im Haus Steeler Straße 98 anzumieten. Zu frisch ist die Erinnerung an die Zeit, als Roma-Familien an der Karl-Meyer-Straße oder der Schwarzmühlenstraße lebten.

Es sind sehr negative Erinnerungen an Menschen, die mehr mit krimineller Energie als durch nachbarschaftliches Miteinander immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. Schieflage in einem Stadtteil, in dem sich alle gesellschaftlichen Gruppen seit einigen Jahren engagiert um ein nachhaltiges Zusammenleben der Kulturen bemühen. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu den türkischen Nachbarn“, sagt etwa Lutz Drinnhausen, der Auf der Reihe wohnt.

"Eine Bürgerbefragung wäre der richtige Weg gewesen"

Der Rentner erinnert sich aber noch gut an die Bürgerproteste in Folge des öffentlichen Aufsehens durch die wiederholten ausschweifenden Grillveranstaltungen einer Roma-Familie und die mülligen Hinterlassenschaften auf einem Parkplatz an der Schwarzmühlenstraße. Das habe mit Ausländerfeindlichkeit nichts zu tun, so ein Verhalten würde man auch bei Deutschen beklagen.

Dass Rotthauser Bürger jetzt von der Verwaltung vor vollendete Tatsachen gestellt werden, hält Drinnhausen für wenig demokratisch. „Eine Bürgerbefragung wäre der richtige Weg gewesen.“ Eine Lösung könnte aus seiner Sicht so aussehen: dezentrale Unterbringung der neuen Flüchtlinge statt gemeinsame Einquartierung in der Mitte von Rotthausen.

Es kommen mehr Flüchtlinge, bereitet euch darauf vor

Wo bringt man Flüchtlinge für die Dauer der Bearbeitung ihrer Anträge auf Asyl unter, ohne gewachsene Strukturen zu zerstören? Eine Frage, mit der sich auch SPD- und IGBCE-Ortsvereinsvorsitzender Ernst Majewski und seine Genossen in Rotthausen beschäftigen. Aber nicht nur im kleinen Kreis. Das Thema Flüchtlingsunterbringung an der Steeler Straße 98 soll auf Antrag der SPD in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd am 22. März erörtert werden. Im entsprechenden Antrag an Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski fragt der SPD-OV unter anderem, ob es alternative Unterbringungsmöglichkeiten gebe und bittet die Verwaltung um ein Konzept, „aus dem die Einzelheiten der vorgesehenen Begleitung und Betreuung der Betroffenen in ihrem Wohnumfeld von Beginn der Unterbringung an“ hervorgehe.

„Wir haben nur den Hinweis: Es kommen mehr Flüchtlinge, bereitet euch darauf vor“, beschreibt Stadtsprecher Martin Schulmann den Handlungsbedarf der Stadt. Woher die Menschen allerdings kommen, wisse man heute noch gar nicht.