Einen wenig schmeichelhaften Namen hat das weiß-milchige Foliendach der Tropenhalle der Erlebniswelt Asien schon weg: Made. Durch seine gewölbten Segmente erinnert es von außen tatsächlich an das Riesenexemplar einer Insektenlarve.
Durchsichtige Membranschichten umspannen auf schlanken Stahlträgern die Tropenhalle Grandioser Blick in die Asienhalle. Hier von oben zeigt sich die Konstruktion des Dachgerippes, die sich wie eine Zigarre an der Spitze verjüngt. Den wenig schmeichelhaften Namen hat das weiß-milchige Foliendach der Tropenhalle der Erlebniswelt Asien schon weg: Made. In der Tat, durch seine gewölbten Segmente erinnert es von außen wahrlich an das Riesenexemplar einer Insektenlarve.
Mal ganz abgesehen davon, dass die Larventiere (gebraten oder gegrillt) in asiatischen Ländern eine Delikatesse sind und der Vergleich daher geradezu perfekt zur Asien-Erlebniswelt passt: Aus Larven werden mitunter traumhaft schöne Insekten. Und dazu braucht das „Maden"-Dach nicht mal eine Metamorphose. Es genügt der fulminante Blick im Hallen-Inneren.
Beeindruckende Dimension
Zoo-Chef Jörg Plischka führt dazu hinauf unters Foliendach auf die Technik-Empore. Von hier zeigt sich die beeindruckende Dimension der Dachkonstruktion im weiten perspektivischen Blick. Wie eine Zigarre verjüngt sich die weiße, gewölbte Membran-Haut mit ihrem stählernen Gerippe zu den spitzen Ende. „Von unten sieht das alles eher gleich aus, doch von hier erkennt man die hochkomplexe Struktur", gerät Plischka, der gelernte Bauingenieur, geradezu ins Schwärmen.
Wie komplex die Dachkonstruktion ist, zeigte sich, als im Spätherbst die Folien aufgebracht wurden: Nach ihrer Anlieferung war zunächst die Nummerierung der 70 passgenauen, zugeschnittenen Einzelstücke durcheinandergebracht – Puzzlearbeit der besonderen Art, bevor die 3,80 Meter breiten Folienstücke zwischen den Stahlträgern in ihre Alu-Schienen eingesetzt werden konnten.
Ein weiter Weg
Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg. Denn das Foliendach des Herstellers, der unter anderem die Hülle für den spektakulären Schwimmkubus in der Olympiastadt Peking anfertigte, ist ein Unikat, das in Statik, Konstruktion und Material eine Gelsenkirchener Sonderanfertigung ist. Vor allem wegen der geforderten Schnee-Traglast der Folien gab es im vergangenen Sommer Probleme und Verzögerungen bis zur erforderlichen Einzelfall-Genehmigung. „Das ist halt kein Ziegeldach", so Plischka lakonisch.
Für den Zoom-Chef war aber von vorneherein trotz des unbekannten, technischen Terrains klar: Auf die Asienhalle kommt ein Membrandach, keines aus Glas. Dann wäre es vorbei gewesen mit der Leichtigkeit der Konstruktion, um das schwere Material zu tragen. So spannen sich die 34 Stahlträger geradezu filigran über das bis zu 40 Meter breite Hallen-Oval. Man sieht ihnen nicht an, dass sie zusammen dann doch 130 Tonnen Stahl auf die Waage bringen.
Anlieferung in drei Teilen
In je drei Teile waren die 34 Stahlträger, die zwischen 44 in der Hallenmitte und 19 Metern an den Spitzen lang sind, im Herbst 2009 angeliefert worden. Vor Ort wurden die weißen, gebogenen Rohre zusammengeschweißt und dann von einem Kran am Stück in ihre „Schuhe" auf dem Mauerfundament gesetzt. Diagonale Stangen machen das Konstrukt windfest.
Nicht aus einer, sondern aus gleich drei Folien besteht die dünne Dachhaut. Luftpolster zwischen ihnen blähen die drei Schichten kontinuierlich leicht zu Kissen auf, sorgen damit auch für Wärmedämmung. Und wenn mal der Geier ein Loch in die äußerste Folie pickt? „Kein Problem", erklärt Plischka. Das Loch bleibt Loch und wird kein großflächiger Riss wie jetzt kürzlich am Dach der Veltins-Arena, weil die Folien nicht wie ein Luftballon aufgeblasen sind und nicht unter Spannung stehen und weiter einströmende Luft das Element in Façon hält. Anderthalb Kilometer Vogelschutzanlagen an den Trägern sollen zudem den Tieren das Niederlassen verleiden. Welche Schäden etwa ein schweres Hagelunwetter anrichten kann, wird sich zeigen. Flicken und ersetzen lassen sich die Folien immer.