Gelsenkirchen. Im März eröffnet die letzte Erlebniswelt im Zoom Gelsenkirchen. Die kontinentale Baustelle zeigt schon jetzt, wie man Tieren größtmögliche Freiheiten bewahren kann: Wenn Zoo, dann so.

Wir müssen uns das Ruhrgebiet als Dschungel vorstellen. Und Gelsenkirchen ganz besonders. Im Dschungel herrscht nämlich ständig Strukturwandel. Sobald ein Baum umkippt, steht auch schon ein neuer da. Und in Gelsenkirchen ist es noch viel schlimmer: Da steht noch ein kümmerlicher Flieder mitten auf einer Baustelle. Und die letzte Hummel des Sommers umschwirrt ihn, ohne zu bemerken, dass um sie herum ein gewaltiges Gewächshaus entsteht. Noch sind die Bauarbeiter damit beschäftigt, künstliche Felsen zu modellieren, aber bald schon werden sie den angestaubten Flieder emotionslos herausrupfen und durch eine 15 Meter hohe Palme ersetzen.

Kosten und Preise

In die Asien-Welt fließen rund 23 Millionen Euro, insgesamt wird der Zoom 91 Millionen kosten.

Die Hauptlast tragen die Stadt Gelsenkirchen über ihre Gesellschaft für Energie und Wirtschaft (GEW) und das Land. Die Eintrittspreise – zurzeit 13,50/9 Euro – werden voraussichtlich erhöht auf „durchschnittlich 15 Euro”. Jahreskarten sollen ihre Gültigkeit behalten.

Dann hat Gelsenkirchen also seinen ersten Dschungel: in der Tropenhalle der Zoom Erlebniswelt – symbolischer geht Strukturwandel nicht. Dieser neuartige Zoo, in dem die Tiere möglichst viele Freiheiten haben sollen, ist ja schon jetzt mit bis zu einer Million Besuchern pro Jahr Publikumsmagnet, Wirtschaftsfaktor und Imagegewinn für Gelsenkirchen. Und am 4. März soll mit „Asien” auch der Zoo fertig werden – dann strukturwandelt nur noch der Besucher. Auf einem Rundweg, der ihn um einen See herum und auf Stegen und Hängebrücken bis in die Baumwipfel über der Affeninsel schicken wird.

Im Vergleich zu den bereits fertig gestellten Bereichen Afrika und Alaska fällt die neue Welt kleiner aus und doch großzügiger. Rund fünf Hektar misst das Areal, ein Sechstel der Zoo-Gesamtfläche. Doch es werden zunächst auch nur 50 neue Tiere angesiedelt, die den Gesamtbestand auf 700 anwachsen lassen. Kleinvieh nicht mitgerechnet.

Ein schwerhöriger Affe und seine sechs Frauen

Die neuen Stars werden ohnehin die Orang-Utans. 1994 musste der alte Ruhrzoo seine letzten „Orangs” abgeben, weil die Haltungsbedingungen eben unhaltbar geworden waren. Nun kommen zwei Gruppen aus ähnlichen Gründen aus Basel an die Ruhr, ein Mann und sechs Weiber. „Schubbi ist ein wenig schwerhörig”, erklärt Tierärztin Pia Krawinkel. „vielleicht ist das sogar von Vorteil.” Zwei ältere Weibchen, die nicht zu seiner Familie gehören, sollen ein wenig zickig sein.

Felsenbauer Steffen Köhler modelliert die Anlage für die Orang Utans in der 120m langen neuen Asien-Halle, die über 33 Stahlträger mit einer dreilagigen Durchsichtfolie überspannt ist. Fotos: Martin Möller
Felsenbauer Steffen Köhler modelliert die Anlage für die Orang Utans in der 120m langen neuen Asien-Halle, die über 33 Stahlträger mit einer dreilagigen Durchsichtfolie überspannt ist. Fotos: Martin Möller © WAZ FotoPool

Gleich zwei durch ein Tor zu trennende Inseln in einem noch zu flutenden See wird die Affenbande wahrscheinlich ab November beziehen. Zoo-Sprecherin Sabine Haas erwartet, dass sie vor dieser Freiheit fremdeln, wie es auch den Schimpansen in der Afrika-Welt getan haben. „Sie haben noch nie Gras gesehen und auch den Himmel nur durch die Kästchen ihres Gitters.”

Außerdem herrschen die Orangs über die Tropenhalle, die fast so groß ist wie der Vorplatz des Kölner Doms. Als Hofnarren müssen sie lediglich einige verspielte Kurzkrallenotter dulden. Symbolträchtig ist auch, dass das Affenareal mehr als doppelt so groß ist wie das Restaurant in der Halle. Unter dem Folienhimmel, wird man speisen können, umgeben von Vögeln und Echsen; einzig der Großtierbereich ist mit einem Netz abgetrennt.

Die Hanuman-Äffchen – allseits beliebt in indischen Tempeln – werden eine weitere Insel beherrschen. Trampeltiere sollen am See tun dürfen, was sie am besten können. Und vom Hochstand aus suchen wir Kleine Pandas in den Astgabeln, sie ähneln eher rotfelligen Waschbären als ihren großen Verwandten. Durchschnittlich eineinhalb Tennisplätze pro Tier bedeuten eben, dass man forschen muss – und entdecken kann. Aber wenn Zoo, dann so.