Gelsenkirchen-Ückendorf. Schrotthäuser, Geheimwohnungen und Müll – im Gelsenkirchener Präventionsrat gibt es Klagen von Bürgern. Stadt verspricht, Nadelstiche zu setzen.
Schon mal voller war die Aula der Gesamtschule Ückendorf, in der der örtliche Präventionsrat regelmäßig zusammenkommt. Vielleicht 30 Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers wollten Polizei, Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) und Stadtvertretern ihr Leid über Missstände im Quartier klagen. Die Gemütslage: Eine Mischung aus Zorn und Resignation – denn zumeist geht es um Missstände, die sich hartnäckig halten oder, kaum eingedämmt, an anderer Stelle wieder auftauchen. Lärm, Müll durch zugewanderte Menschen und Schrottimmobilien spielen dabei eine tragende Rolle, aber auch Poser und augenscheinlich reaktivierte, geheime Quartiere.
Geheimwohnung im leeren Gelsenkirchener Schrotthaus? Und: Ziegelstraße gerät wieder ins Visier
Zwei nah beieinanderliegende, beklagte Stellen haben KOD-Bezirksdienststellenleiterin Jennifer Holthaus zusammenzucken lassen: die Ziegelstraße und die Straße „Im Busche“. Im Sommer 2021 machte die Ziegelstraße, Heim von nicht selten ständig wechselnden Zuwanderern, Schlagzeilen. Ein Fotograf dieser Zeitung wurde dort beleidigt und bedroht, Anwohner haben sich nach Bitten um Mäßigung bei ihren neuen Nachbarn schon sprichwörtlich eine blutige Nase geholt. Die Stichstraße wird von Polizei, KOD und Gelsendienste regelmäßig angefahren: Lärm, Müll und ein hohes Aggressionspotenzial haben den Behörden dauerhaft Einsätze beschert.
Nachdem eine Zeitlang mehr Ruhe und Ordnung geherrscht hatte, scheinen den Beschreibungen der Anwohner nach die früheren Probleme erneut auf den Plan zu treten. Alteingesessene aus der Ziegelstraße klagen über Lärm durch Autoposer, die in der kurzen Stichstraße die Motoren aufheulen ließen, kreuz und quer parkten. O-Ton: „Das Problem endet nicht.“
![Der Präventionsrat Ückendorf im Gespräch mit Bürgern in Gesamtschule Ückendorf. Vorne von rechts zu sehen: KOD-Bezirksdienststellenleiterin Jennifer Holthaus und Bezirksbeamtin Saskia Schrumpf. Der Präventionsrat Ückendorf im Gespräch mit Bürgern in Gesamtschule Ückendorf. Vorne von rechts zu sehen: KOD-Bezirksdienststellenleiterin Jennifer Holthaus und Bezirksbeamtin Saskia Schrumpf.](https://img.sparknews.funkemedien.de/242137946/242137946_1713531146_v16_9_1200.jpeg)
Ein Fall für das Interventionsteam der Stadt wird auch die benachbarte Straße „Im Busche“ sein. Die Kontrolleure hatten zuletzt eine „illegale Geheimwohnung“ bei Hauskontrollen auffliegen lassen. Kabel an der Fassade in Richtung Giebel und Licht im Dachboden der Schrottimmobilie nähren jetzt den Verdacht, dass dort jemand illegal und versteckt Quartier bezogen hat. Denn, so sagt Holthaus: „Eigentlich ist das Gebäude leer gezogen.“
Müll an Schrotthäusern: Rechtlich gesehen ist die Verwahrlosung zu ertragen – Rückschlag für Anwohner
Ein Dorn im Auge ist Ückendorfern auch die Verwahrlosung rund um die Häuser Weißenburger Straße 18 und Metzer Straße 13. Und das gefühlt seit „einer Ewigkeit“ eingerüstete, marode Haus an der Bochumer Straße 166, Ecke Virchowstraße. Arbeiter haben demnach dort zuletzt an der Fassade gearbeitet, „Stuck abgekratzt“. Dass es sich um ein kürzlich aufgekauftes Schrotthaus handeln könnte, das jetzt über die Stadterneuerungsgesellschaft (SEG) auf Vordermann gebracht wird, diese Hoffnung wurde den Bürgern genommen. Und auch die Erwartung auf schnelle Abhilfe. Denn solange keine akute Gefahr besteht, etwa durch herabstürzende Ziegel oder Mauerbruchstücke, sind der Stadt rechtlich die Hände gebunden.
![Das gemeinsame IPA-Büro von KOD, Polizei und Caritas in Gelsenkirchen: Von der Ückendorfer Straße 138 aus schwärmen die Einsatzkräfte in den Stadtteil Ückendorf aus, um nach dem Rechten zu sehen. Am Samstag, 20. April, hat die Anlaufstelle ab zehn Uhr drei Stunden lang geöffnet, damit Bürger den Behörden und der Hilfsorganisation Probleme melden können. Parallel dazu startet ab zehn Uhr eine Putzaktion am Treffpunkt Pestalozzihain. Das gemeinsame IPA-Büro von KOD, Polizei und Caritas in Gelsenkirchen: Von der Ückendorfer Straße 138 aus schwärmen die Einsatzkräfte in den Stadtteil Ückendorf aus, um nach dem Rechten zu sehen. Am Samstag, 20. April, hat die Anlaufstelle ab zehn Uhr drei Stunden lang geöffnet, damit Bürger den Behörden und der Hilfsorganisation Probleme melden können. Parallel dazu startet ab zehn Uhr eine Putzaktion am Treffpunkt Pestalozzihain.](https://img.sparknews.funkemedien.de/242137944/242137944_1713531146_v16_9_1200.jpeg)
Das gilt auch für den sich „türmenden Müll“ an der Problemimmobilie Weißenburger Straße. Sechs Wochen sei der Zustand an diesem Haus trotz Mängelmeldung per App unverändert geblieben, so die Beschwerde. Ähnliches monierten die Bürger am heruntergekommenen Haus an der Metzer Straße. Ein Feuer hatte diese Gebäude Ende November vergangenen Jahres wohl endgültig ruiniert, Bilder aus der Brandnacht zeigen Sperrmüll vor der Tür. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung, weil im Innern Abfall in Flammen gestanden hat. Fünf Menschen waren seinerzeit dort noch gemeldet, das Haus stand aber bereits seit einiger Zeit leer. In beiden Fällen gilt: Müll auf privatem Grund sei zu ertragen, so die Botschaft mit Bedauern der Stadt, solange nicht etwa durch Ratten und anderes Ungeziefer ein Risiko für Menschen bestehe.
Kiosk und Döner-Bude an Bochumer Straße in Gelsenkirchen: Müllflut nach den Schulpausen
Der Kiosk (und der dahinterliegende Hof) schräg gegenüber der Gesamtschule Ückendorf sowie der Döner-Stand auf dem Tankstellen-Gelände sind ein Anziehungspunkt – insbesondere für Schülerinnen und Schüler in den Pausen. Abschreckend ist aber das Bild, das haufenweise Abfälle und andere Hinterlassenschaften regelmäßig abgeben. „Haben wir auf dem Schirm“, kündigte Jennifer Holthaus an. Zu den Pausen will der KOD die Örtlichkeiten und das Umfeld so stark und so oft bestreifen, dass sich potenzielle Müllsünder „mindestens sichtbar gestört fühlen“.
Passend dazu gibt es am Samstag (20. April) eine Sonderputz-Aktion. „GEputzt“ wird ab 10 Uhr, Treffpunkt ist der Pestalozzihain. Parallel dazu ist das IPA-Büro an der Ückendorfer Straße 138 am Samstag ab 10 Uhr besetzt, damit Anwohner Missstände und Probleme im Quartier ansprechen können.