Gelsenkirchen. Nach Horror-Meldungen um Stellenabbau in Gelsenkirchens Industrie gibt es gute Neuigkeiten: Pläne für ein neues Gewerbegebiet nehmen Form an.

Während fast in direkter Nachbarschaft beim Autozulieferer ZF über 350 Arbeitsplätze bedroht sind, blüht anderswo an der Berliner Brücke neue Hoffnung für die Industrie in Gelsenkirchen auf: Die MLP Group ist einen wichtigen Schritt vorangekommen, um ihr neues Gewerbegebiet am ehemaligen Thyssen-Drahtwerk Realität werden zu lassen. Auf dem insgesamt rund 120.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Hochkampstraße, Bahntrasse, Friedhof und Kurt-Schumacher-Straße soll der „Business Park Schalke“ mit über 60.000 Quadratmetern neuer Gewerbefläche entstehen. Die Politik hat jüngst einstimmig für den entsprechenden Bebauungsplan gestimmt.

Neues Gewerbegebiet in Schalke: 2024 sollen Abrissarbeiten laufen

Das Konzept sieht insbesondere die Ansiedlung von kleinen und mittelständischen Unternehmen vor, eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze in verschiedenen Branchen soll geschaffen werden. Angestrebt ist ein „ausgewogener Branchenmix“, gelockt werden sollen Unternehmen aus den Bereichen Produktion, Verarbeitung, Dienstleistung und ergänzend auch Logistik. Das könnten dann Handwerkfirmen, kleinere produzierende und verarbeitende Betriebe, Leichtindustrie oder Handelsbetriebe mit Lager- und Serviceflächen sein. Die Investition: mindestens 55 Millionen Euro.

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Das Grundstück befindet sich bereits seit 2021 im Eigentum der MLP-Gruppe, die Ende der Neunziger in Polen gegründet wurde und dort ihren Hauptsitz hat. Einen Sitz hat die Unternehmensgruppe auch in München und hat von dort mehrfach Projektmanager nach Gelsenkirchen geschickt, um Politik und Öffentlichkeit über das Vorhaben zu berichten. Das Bebauungsplanverfahren startete im März 2022. Jetzt, knapp zwei Jahre später, wurde dem ausgearbeiteten Bebauungsplan im Planungsausschuss zugestimmt. Am 15. Februar 2024 muss nur noch der Rat der Stadt zustimmen – was sich nur noch um eine Formalität handeln dürfte.

Danach will die MLP Group schnell loslegen: „Bei der Entwicklung des MLP Business Park Schalke liegen wir aktuell gut im Zeitplan“, heißt es bei dem Unternehmen auf Nachfrage. „Derzeit finden auf dem Areal die Abriss- und Sanierungsarbeiten statt.“ Mitte des Jahres soll mit dem Bau der neuen Gebäude begonnen werden. „Erste Flächen können dann bereits Ende 2024 bezogen werden, die Übergabe der restlichen Flächen ist für Mitte 2025 vorgesehen“, heißt es.

Neues Gewerbegebiet Berliner Brücke: SPD hebt Nachhaltigkeit hervor

Die Vorsitzende des Planungsausschusses, SPD-Politikern Silke Ossowski, lobte die MLP Group dafür, die „dringend notwendige“ Schaffung von Industriearbeitsplätzen mit dem neuen Gewerbegebiet voranzutreiben. „Wichtig ist uns hierbei auch, dass die von uns geforderten Zufahrten über die Hochkampstraße ebenso Berücksichtigung finden wie die Ausrichtung auf Handwerksbetriebe“, hob Ossowski hervor. „Wir haben es leider letztendlich nicht in der Hand, wenn globale Player meinen, sie müssten sich anders ausrichten“, sagte die Ratsfrau mit Blick auf den geplanten Stellenabbau bei ZF. „Hier, an der Berliner Brücke, können wir aber sagen: Wir machen in Gelsenkirchen ein gutes, neues Angebot.“

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Natürlich bedeutet ein neues, Gewerbegebiet auch mehr CO₂-Ausstoß. Aber das Konzept von MLP überzeugt nach Auffassung der Politik auch, indem besonders auf Nachhaltigkeit geachtet wird – etwa durch Dachbegrünung und Photovoltaikanlagen auf mindestens 50 Prozent der Flächen sowie durch Ableitung von Regenwasser. Geplant ist ein „komplexes System“ zur oberirdischen Wasserführung. Langfristig soll die Einleitung des Regenwassers in den Sellmannsbach erfolgen. Im Konzept wird auch – laut Stadt auf „überdurchschnittliche“ Weise – von begrünten Außenbereichen und Erholungsbereichen für die Beschäftigten gesprochen. Durch einen Kunstwettbewerb strebt der Investor an, eine Fassade der südlichen Halle aufzuwerten.

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Die Wiedernutzung bereits intensiv genutzter Flächen sei obendrein ein „bedeutender Beitrag zum sparsamen Umgang mit Grund und Boden“, ergänzte der Sozialdemokrat Roberto Randelli. MLP habe die Anregungen aus der Politik in den Planungen sehr zufriedenstellend umgesetzt.