Gelsenkirchen. Die Ringstraße in der City ist aus der Zeit gefallen. Warum sich hier das nächste Großprojekt im Gelsenkirchener Süden anbahnt.
Die Ringstraße: Für Roberto Randelli ist sie „die Visitenkarte der Stadt, das Einfallstor nach Gelsenkirchen“. „Jeder, der von der A40 in die Stadt kommt, muss irgendwann über diese Straße“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, während Autos mit unterschiedlichen Städtekürzeln auf den Nummernschildern an ihm vorbeizischen. Aber zeitgemäß, das sei diese Straße längst nicht mehr. „Wir haben hier keine Radwege, keine Barrierefreiheit an den Haltestellen, keine Lademöglichkeit für E-Autos“, zählt Randelli auf. Und obendrein sei der Verkehrsknotenpunkt hier umgeben von heruntergekommenen Fassaden, längst in die Jahre gekommenen Häusern. Randellis Fraktion findet: Hier muss sich in den nächsten Jahren unbedingt etwas tun.
Insbesondere um die Zukunft der Ringstraße dreht sich deshalb einer der Haupt-Anträge, den die Sozialdemokraten bei den Beratungen für den Haushaltsplan 2024 durchsetzten konnten. Berücksichtigt sind im Haushalt nun 100.000 Euro, mit denen eine Machbarkeitsstudie „zur Verkehrsleitung in der Gelsenkirchener Innenstadt“ finanziert werden soll. Dabei soll anhand von drei Straßenraum-Entwürfen „ergebnisoffen untersucht“ werden, inwieweit sich ein „wirklicher City-Ring“ realisieren ließe, also eine Route über die Ringstraße, Overwegstraße und Husemannstraße, die sich nur von einer Richtung befahren ließe. „Wir können uns vorstellen, die Ringstraße als Einbahnstraße zu führen“, machte SPD-Fraktionschef Axel Barton bei der erstmaligen Vorstellung des Antrags deutlich.
Gedankenspiele für die Ringstraße in Gelsenkirchen-City: Allee statt breiter Busspur?
„Es geht ganz sicher nicht darum, den Autoverkehr hier zu verbannen und den Individualverkehr wegzudiskutieren“, geht Roberto Randelli beim Ortstermin weiter ins Detail. Dafür sei die Straße als Nord-Süd-Verbindung zu bedeutsam. „Man kann aber vieles anders gestalten“, sagt er. Aktuell sei an der Ringstraße kein großer stadtgestalterischer Anspruch erkennbar. „Aber hier ist viel Potenzial für eine moderne Infrastruktur. Es soll eine Straße werden, die einlädt, mehr erleben zu wollen von dieser Stadt“.
In welche Richtung eine Neugestaltung der Straße überhaupt gehen könne, müsse zwar zuerst der Gutachter klären. „Aber Ideen gibt es viele.“ Beispielsweise ließe sich der große Mittelstreifen, der nach dem Abbau der Straßenbahngleise vor über 40 Jahren zu einer Busspur wurde, nach Vorstellung des Verkehrspolitikers zu einem großen Grünstreifen mit Alleecharakter verwandeln – auch, um so mehr Platz für einen Radweg zu schaffen. Randelli könnte sich aber auch vorstellen, den Gehweg, der insbesondere in Fahrtrichtung Hauptbahnhof ziemlich eng wird, zu vergrößern und Parkbuchten mit Ladestationen für Elektroautos einzuplanen.
Stadt Gelsenkirchen hat jetzt ein Vorkaufsrecht für Grundstücke an der Ringstraße
Damit nicht nur die Verkehrsflächen modernisiert werden, sondern auch der Gebäudebestand einen besseren ersten Eindruck von Gelsenkirchen vermittelt, erhofft sich Randelli eine Aufwertung der Ringstraße durch die Zukunftspartnerschaft mit dem Land NRW. Bis zu 100 Millionen Euro soll Gelsenkirchen vom Land erhalten, um Schrottimmobilien, wie es sie an der Ringstraße zuhauf gibt, abzureißen oder zu modernisieren. Randelli macht darauf aufmerksam, dass der Rat der Stadt erst kürzlich zum Zwecke einer „geordneten städtebaulichen Entwicklung“ ein Vorkaufsrecht für die Ringstraße und ihr Umfeld beschlossen hat. Damit hat die Stadt nun vielmehr Möglichkeiten, einzugreifen, wenn eine Immobilie vor Ort veräußert wird.
Randelli weiß, dass die Umgestaltung der Ringstraße natürlich „nicht von heute auf morgen geht“, gerade angesichts vieler anderen großen Projekte der Stadt- und Verkehrsplanung, die in den nächsten Jahren anstehen: Da ist zum Beispiel die „Umfahrung Buer“, also der Plan, den motorisierten Verkehr im Stadtnorden um die Innenstadt herum statt zu leiten. Und da ist auch die große Umgestaltung der Polsumer Straße in Hassel. Für beide Großprojekte wurden bereits Machbarkeitsstudien angefertigt, mit ihrem Antrag setzt die SPD aber das Signal, dass auch das Wirken im Süden „dringend und wichtig ist“. Randelli: „Wer Stadtplanung für die Stadt Gelsenkirchen im Blickfeld hat, muss die Ringstraße ganz oben auf die Agenda setzen.“