Gelsenkirchen. Fast anderthalb Jahre dauerte die Vakanz bei der Gelsenkirchener Polizei. Jetzt gibt es einen neuen Chef im Präsidium.

Die Suche nach einem Nachfolger ist beendet: Tim Frommeyer (43) wird neuer Polizeipräsident in Gelsenkirchen. Das gab NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag bekannt.

Aktuell ist Frommeyer als Erster Beigeordneter der Stadt Schwerte sowie Fachdezernent für die Bereiche Schule, Soziales, Jugend und Kultur tätig. Zuvor war Frommeyer im Dezernat für Recht, Ordnung, Bürgerdienste und Feuerwehr bei der Stadt Dortmund beschäftigt.

Reul bescheinigt Gelsenkirchens neuem Polizeipräsidenten Sinn für die Innere Sicherheit

Innenminister Herbert Reul: „Tim Frommeyer vereint in seiner Person unterschiedliche Disziplinen und das ist ein riesiger Gewinn für unsere Polizei. Als Jurist mit großer Verwaltungserfahrung und einem ausgeprägten Sinn für die Innere Sicherheit bin ich froh, ihn für unser Polizeipräsidium in Gelsenkirchen gewonnen zu haben.“ Lesen Sie dazu:Gelsenkirchens Polizeispitze: Diese neue Entwicklung gibt es.

„Ich freue mich sehr über diese neue Herausforderung“, sagte Tim Frommeyer nach der offiziellen Bekanntgabe durch den Minister. Er komme aus dem Bereich Sicherheit und Ordnung und habe immer in dieses Aufgabenfeld zurückgewollt. „Von daher habe ich nicht lange überlegen müssen, als Herr Reul mich gefragt hat“, so der Dezernent auf Abruf weiter. In Dortmund war der Jurist maßgeblich für den neu aufgestellten „Masterplan Kommunale Sicherheit“ verantwortlich.

Prallvolle Agenda zum Arbeitsauftakt in Gelsenkirchen

Frommeyer, jetzt Chef von fast neunhundert Kräften im Präsidium, ist bewusst, dass seine Arbeitsagenda bei seinem Antritt prall gefüllt sein wird. Der Krieg in Nahost habe das Thema „Schutz jüdischen Lebens“ wieder in den Fokus gestellt. „Die Bekämpfung der Clan-Kriminalität, die EM 2024 und Straftaten Jugendlicher, aber auch die Präsenz der Polizei in der Fläche – Stichwort Polizeiwache Horst – oder die Problematik mit der Ultra-Szene“ würden ihn zum Dienstantritt gleichermaßen beschäftigen. Wann genau Frommeyer sein Büro in Gelsenkirchen übrigens bezieht, ist noch offen. Innenministerium und Stadtverwaltung Schwerte befinden sich dazu noch im Austausch. Es ist mit einer sehr zeitnahen Lösung zu rechnen.

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Tim Frommeyer wurde in Dortmund geboren und studierte von 2001 bis 2008 Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Nach dem Staatsexamen arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der CDU-Bundestagsfraktion. Später wurde er Syndikusanwalt bei den Dortmunder Entsorgungsbetrieben (EDG) und wechselte 2016 ins Dezernat für Recht, Ordnung, Bürgerdienste und Feuerwehr bei der Stadt Dortmund. Seit September 2020 ist Tim Frommeyer Erster Beigeordneter der Stadt Schwerte sowie Fachdezernent für die Bereiche Schule, Soziales, Jugend und Kultur. Zudem war er mehrere Jahre Mitglied der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund.

Sascha Enders, Chef des CDU-Stadtverbandes in Schwerte, beschreibt seinen Parteikollegen als jemanden, „der für seine Themen richtig brennt“. Enders weiter: „Mir war klar, dass Schwerte nicht seine letzte Station sein wird. Die Stadt kann sich glücklich schätzen, einen solch’ kompetenten Fachmann zu bekommen.“

Gelsenkirchens Polizeipräsident hat eine karitative Ader: Rotarier und Inklusionshelfer

Der 43-Jährige Dortmunder ist zweifacher Familienvater, seine Frau ist Ärztin. Der ehemals aktive Fuß- und Basketballer macht heute regelmäßig Fitnesstraining, um den Belastungen im Berufsalltag standzuhalten. Ruhe und Entspannung findet er „in der Freizeit mit meiner Frau und unseren zwei kleinen Kindern.“ Frommeyer ist Rotarier und engagiert sich zusätzlich noch für die Schwerter Hans Hache Stiftung, die sich der Inklusion verschrieben hat. Ihr Ziel ist es, behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu fördern und zu unterstützen.

Übergibt den Staffelstab: Polizeidirektor Peter Both leitete die Gelsenkirchener Behörde kommissarisch. Nun ist ein neuer Polizeipräsident gefunden.
Übergibt den Staffelstab: Polizeidirektor Peter Both leitete die Gelsenkirchener Behörde kommissarisch. Nun ist ein neuer Polizeipräsident gefunden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Nach dem Abschied von Britta Zur im August 2022 hat der Leitende Polizeidirektor Peter Both die Aufgaben der Behördenleitung kommissarisch wahrgenommen. Er freut sich über die Ernennung eines neuen Polizeipräsidenten. „Im Namen der Polizei Gelsenkirchen heiße ich Tim Frommeyer herzlich willkommen und freue mich auf die Zusammenarbeit! Herr Frommeyer kommt in einer hochspannenden und für uns alle sehr anspruchsvollen Zeit zu uns, was nicht nur an der Vorbereitung der Fußball-Europameisterschaft liegt. Ich gebe den „Staffelstab“ des Behördenleiters nun gerne an ihn weiter und freue mich auf den neuen Polizeipräsidenten“, so der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz.

Ursprünglich sollten nach WAZ-Informationen gleich mehrere Nachfolgeregelungen bereits in der vergangenen Woche verkündet werden, weil mehrere Polizeipräsidien in großen Städten von Vakanzen und Abgängen betroffen sind. Das Innenministerium verschob den Termin um eine Woche und gab heute die Besetzung von vier Leitungsposten (Düsseldorf, Gelsenkirchen, Oberhausen und Köln) bekannt.

Gelsenkirchen dient häufig als Sprungbrett für höhere und besser bezahlte Jobs. Ex-Polizeichefin Britta Zur ist heute Ordnungsdezernentin in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Ex-Stadtdirektor Michael von der Mühlen wurde Staatssekretär im NRW-Bauministerium. Und Ex-Stadtbaurat Martin Harter wurde Beigeordneter in Essen