Gelsenkirchen. Haufenweise Müll haben unbekannte Täter mitten im Grünen abgeladen. Nicht das erste Mal in Gelsenkirchen. Förster mit dramatischem Appell.
Alarm schlägt Revierförster Matthias Klar. Der Lage in Gelsenkirchen habe sich dramatisch verschlechtert – rund um den Resser Wald und die Zentraldeponie Emscherbruch hat sich ein florierender Müll-Tourismus entwickelt. Tonnenweise müssen Klar und seine Mitarbeiter Abfallberge beseitigen. Der Revierförster sagt: „Unsere Forstwirte werden zu Müllwerkern.“
Ende des vergangenen Jahres erst hatte ein riesiger Müllberg für Aufsehen gesorgt. Unbekannte hatten im Resser Wald an der Holzbachstraße mit einem Sattelzug sage und schreibe 17 Tonnen (!) Abfall abgekippt, darunter Altöl und Farben. Der Regionalverband Ruhr (RVR) betreibt dort im Wald einen Forststützpunkt, Matthias Klar hat da mitten im Wald sein Büro.
Müll in Gelsenkirchener RVR-Parks und -Wäldern: Entsorgungskosten explodieren
Zur Ruhe gekommen sind der Revierförster und sein Team seither nicht. Im Gegenteil. „Die Lage hat sich dramatisch verschlechtert“, sagt Klar. Drei- bis viermal in der Woche müsse die RVR-Mannschaft mittlerweile ausrücken, um illegale Müllkippen in den Naturschutzgebieten zwischen Rhein-Herne-Kanal und Resser Wald zu beseitigen. Allein die Beseitigung der 17 Tonnen habe damals mit 6000 Euro zu Buche geschlagen, auf rund 30.000 Euro im Jahr belaufen sich für den RVR die Entsorgungskosten für Gelsenkirchen. „Tendenz: stark steigend“, wie RVR-Sprecherin Barbara Klask erklärt. Für alle verbandseigenen Flächen – 19.000 Hektar – lägen die Kosten im sechsstelligen Bereich.
Zugeschlagen haben Umweltsünder jetzt wieder auf dem Waldparkplatz an der Münsterstraße und in der Nahe des beliebten Emscherradweges an der Wiedehopfstraße, an der Zufahrt zum Bauhof der Emschergenossenschaft. Lkw-Reifen, Bauschutt, Ölkanister, Säcke mit abgebrannter Holzkohle, Teppiche, Hunderte PC-Lüfter, Möbel und mehr stapeln sich dort in mehreren Haufen. Auch am Revierpark Nienhausen haben Müllkipper heimlich große Mengen Abfall hinterlassen. Und an der Zufahrt zum Umspannwerk gegenüber der Deponie Emscherbruch.
Am Waldparkplatz – seit Jahrzehnten Treffpunkt der schwulen Szene – hatten die Täter trotz des Publikumsverkehrs offenbar noch so viel Zeit, die Pneus ordentlich zu stapeln. Der blanke Hohn dabei: Die Deponie (für den Bauschutt) liegt praktisch in Wurfweite, und die Wertstoffhöfe von Gelsendienste sind auch nicht allzu weit entfernt, zumindest nicht der an der Adenauerallee 115.
Revierförster: Schulterschluss beim Kampf gegen Umweltsünder und Müllkipper
„So kann das nicht weitergehen“, sagt Matthias Klar. Er fordert, das Thema politisch auf höherer Ebene aufzuhängen. Der RVR-Förster ruft in seiner Verzweiflung nach „einem größeren Schulterschluss“, nach Überwachung durch Mülldetektive und sogar nach Kameras – im öffentlichen Raum aber, wenn es sich nicht um einen von Straftaten geprägten Ort handelt, ein Ding der Unmöglichkeit wegen des Datenschutzes, wie Stadt und Polizei des Öfteren betonten.
Die Verwaltung hat in der Vergangenheit bereits Mülldetektive und auch verdeckte Ermittlerteams – vorzugsweise an Container-Standorten – eingesetzt. Mit mal mehr oder auch mal minder großer Durchschlagskraft, weil die gerichtsfeste Beweisführung so schwer ist und die Stadt am Ende auf viel Arbeit und hohen Kosten sitzenbleibt, anstatt Umweltsündern einen Denkzettel zu verpassen.
Nach dem geforderten Schulterschluss und dem Ruf nach einem Mehr im gemeinsamen Kampf gegen illegale Abfälle befragt, teilt Stadtsprecher Martin Schulmann mit, „dass die Mülldetektive im Auftrag von Gelsendienste unterwegs seien“. Daneben achte der kommunale Ordnungsdienst (KOD) im Rahmen seiner Streifen selbstverständlich auch auf Müllsünder.
Hier ist der RVR in Gelsenkirchen verantwortlich
Der RVR besitzt neben dem Emscherbruch auch die Halden Rheinelbe und Rungenberg auf Gelsenkirchener Stadtgebiet. Zudem bewirtschaftet er mit der Stadt Gelsenkirchen und Essen den Revierpark Nienhausen.
Des Weiteren ist der RVR Träger des Emscher Park Radwegs und unterstützt hier die Kommunen in der Pflege und Unterhaltung des Premiumradwegs. Hierunter fällt eben auch die Beseitigung von illegalen Müllablagerungen.
Ob Waldgebiete, Halden oder Radwege – überall gibt es zahlreiche Probleme mit illegalen Müllablagerungen. Sofern der Verursacher ermittelt werden kann, wird dies der Ordnungsbehörde gemeldet.
RVR-Sprecherin Barbara Klask sagt, dass „auf den verbandseigenen Flächen der Rangerdienst vom Eigenbetrieb RVR Ruhr Grün im Einsatz ist“. Lediglich in Ausnahmefällen unterstützten lokale Entsorger sowie Ordnungsbehörden den Regionalverband. Demnach operiert bis dato jeder mit überschaubaren Mitarbeiterkapazitäten für sich, selten aber alle gemeinsam.