Gelsenkirchen. Stapel von Autoreifen und tonnenweise gepresster Abfall: Unbekannte haben illegal Müll in Gelsenkirchen abgekippt. Förster: Lage spitzt sich zu.

Bürgern, Mitarbeitern Bediensteten schwillt in Gelsenkirchen regelmäßig der Kamm. Der Grund: illegal entsorgter Müll, der Straßen, Plätze und auch Grünanlagen verschandelt. Jetzt zur Wintersaison haben unbekannte Täter wieder stapelweise alte Autoreifen in die Landschaft gekippt.

An illegaler Energie kaum noch zu überbieten ist aber diese Dreistigkeit: „Wohl in einer Nacht- und Nebelaktion“, so schildert es RVR-Förster Matthias Klar, haben Umweltsünder „am vergangenen Sonntag im Resser Wald an der Holzbachstraße mit einem Sattelzug 17 Tonnen Abfall abgekippt.“ Darunter Altöl und Farben. Der Regionalverband Ruhr betreibt dort im Wald einen Forststützpunkt.

Förster Matthias Klar: Illegaler Müll verursacht in Gelsenkirchen Kosten von 30.000 Euro pro Jahr für den Regionalverband Ruhr

Mit schwerem Gerät musste der Müllberg im Resser Wald in Gelsenkirchen beseitigt werden. Laut RVR-Förster war der Abfall stark verpresst.
Mit schwerem Gerät musste der Müllberg im Resser Wald in Gelsenkirchen beseitigt werden. Laut RVR-Förster war der Abfall stark verpresst. © RVR | Foto: Matthias Klar

Der Revierförster hat Anzeige erstattet und hofft nun darauf, dass Zeugenhinweise den oder die Täter überführen. Klar sieht dafür durchaus gute Chancen, immerhin „dürfen Lkw an Sonntagen nur mit einer Ausnahmegenehmigung durch die Lande rollen, außerdem könnten Maut-Apparate in der näheren Umgebung des Fundortes den gesuchten Sattelzug erfasst haben“, so Matthias Klar. Der Waldhüter richtet deshalb auch einen klaren Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Wer Umweltschutz einfordert, der sollte auch den Mut haben, gegen solche Umweltsünder auszusagen.“

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Rund 6000 Euro hat Klar zufolge allein die Entsorgung der 17 Tonnen Mischabfall an der Holzbachstraße gekostet. Das sei aber längst noch nicht alles – am Nordsternpark hat der zuständige RVR ebenso säckeweise Abfall eingesammelt wie auch am Wanderparkplatz an der Münsterstraße – dort stapelten sich nahe einer Kleingartenanlage vor knapp zwei Wochen „mehrere Dutzend Autoreifen“.

Illegal entsorgter Abfall im Gelsenkirchener Stadtgebiet ist laut Klar für den Regionalverband zu einem hartnäckigen und dauerhaften Problem geworden. Brauchten Klar und seine RVR-Mitarbeiter früher allenfalls alle paar Wochen einen Container, um die unliebsamen Hinterlassenschaften in ihrem Zuständigkeitsgebiet – Wald- und Naherholungsbereiche – zu entsorgen, so „ist es heute wöchentlich ein Container“, so Klar. Die Lage spitze sich zu. Jährlich schlügen für den RVR Entsorgungskosten in Höhe von 30.000 Euro für Gelsenkirchen zu Buche.

Entsorger Gelsendienste um ein Vielfaches mehr betroffen

Nahe des Gelsenkirchener Kanu-Clubs am Rhein-Herne-Kanal, unweit der B226, haben Unbekannte haufenweise Altreifen hinterlassen.
Nahe des Gelsenkirchener Kanu-Clubs am Rhein-Herne-Kanal, unweit der B226, haben Unbekannte haufenweise Altreifen hinterlassen. © Foto: Nikos Kimerlis

Auch für den Entsorger Gelsendienste ist illegaler Müll ein Kostentreiber. Dessen Mitarbeiter haben ein viel größeres Zuständigkeitsgebiet in Gelsenkirchen abzudecken und schieben seit Jahren schon Zusatzschichten, wenn sich an regulären Containerstandorten oder außer der Reihe an Straßen, Plätzen und Grünanlagen mutwillig abgekippter Abfall türmt. Das erfordert unter anderem mehr Zeit und Sprit und bindet viele Hände. Wenn die Gebühren für die Müllentsorgung angehoben werden, darf sich also niemand wundern. Nur mit Freizeit wird Mehrarbeit eben nicht vergolten.

Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne nannte zwar keine harten Zahlen zu den Kosten, machte aber klar, dass der Mehraufwand durch die ständigen Zusatzfahrten die geschilderte Problemlage in „noch größere Dimensionen überführt“. Demnach ist Gelsendienste um ein Vielfaches mehr betroffen.

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Dazu passen die jüngsten Meldungen in Sachen Altreifen – im Herbst und im Frühjahr hat dieses Müllphänomen Hochsaison. Dabei geht es von einzelnen Reifen bis hin zu Ablagerungen von mehreren Dutzend, welche meist aus Gewerbebetrieben stammen.

Hintergrund dazu: Die Kosten für die Reifenentsorgung sind nicht festgeschrieben, zwischen den Preisen für Privat- und Gewerbekunden liegen oft Welten. Ein Normalverbraucher zahlt pro Reifen vielfach nur einen einstelligen Eurobetrag, für gewerbliche Kunden fallen bei großen Mengen mittlere dreistellige Summen pro Tonne an. Der Unterschied im Einzelnen in Gelsenkirchen: Kostet der Pkw-Pneu ohne Felge für Privatleute 1,50, so fallen fürs Gewerbe 2,50 Euro an – also rund 70 Prozent mehr.

Reifenstapel in Bismarck, Heßler und an der B226 am Rhein-Herne-Kanal

Dieses Foto postete Leser Werner Mann auf Facebook. Es zeigt illegal entsorgte Autoreifen an den Bickerer Höfen in Gelsenkirchen.
Dieses Foto postete Leser Werner Mann auf Facebook. Es zeigt illegal entsorgte Autoreifen an den Bickerer Höfen in Gelsenkirchen. © Screenshot: Kimerlis

Gerade für Gewerbebetriebe scheint es daher verlockend, sich des Gummis illegal zu entledigen, trotz drohender Strafen in Höhe von bis zu 5000 Euro. Zu sehen ist das jetzt gerade wieder. Anfang dieser Woche meldete WAZ-Leser Werner Mann „50 Altreifen an den Bickerer Höfen“ im Stadtteil Bismarck, als Beleg fügte er auf Facebook ein Foto dazu. Auch am Rhein-Herne-Kanal, in Höhe des Kanu-Clubs türmen sich auf einer Wiese nahe der Bundesstraße 226 mehrere Dutzend alte Autoreifen.

So können Bürger illegalen Müll melden

Neben den Entsorgungsmöglichkeiten im Fachhandel können Altreifen auch an den Gelsenkirchener Wertstoffhöfen an der Adenauerallee 115 und der Wickingstraße 25b abgegeben werden. Bei Pkw-Reifen aus privaten Haushalten betragen die Kosten pro Stück 1,50 Euro ohne Felge und 5,00 Euro mit Felge.

Gerade die großen Ablagerungen finden sich Gelsendienste zufolge zumeist in den wenig frequentierten Außenbereichen. Viele der eingehenden Meldungen betreffen daher auch Flächen, die dem RVR oder der Emschergenossenschaft gehören. Diese Meldungen leitet Gelsendienste weiter.

Hinweise auf die Verursacher haben Gelsendienste in den genannten Fällen bislang nicht. Der Betrieb ist dankbar für Hinweise. Kontakt: 0209 954 20 (Mo-Fr, 8:00-18:00 Uhr), per E-Mail an info@gelsendienste.de oder über die städtische Mängelmelder-App „GE-meldet“ (www.gelsenkirchen.de/gemeldet).

In beiden Fällen ist Gelsendienste zuständig und hat bereits, wie Tobias Heyne erklärte, die Entsorgung eingeplant. „Neben diesen beiden Fällen kümmern wir uns aktuell auch noch um die Entfernung von zwei weiteren großen Ablagerungen im Bereich der Anschlussstelle der A42 in Heßler“, so der Sprecher weiter.

Revierförster Matthias Klar und Gelsendienste-Mann Tobias Heyne sind sich sicher – es werden nicht die letzten Vorfälle dieser Art sein. Klar: „Wenn’s nicht so traurig wäre, könnte man auch sagen: Ewig grüßt das Murmeltier.“