Gelsenkirchen. Wie familienfreundlich ist Gelsenkirchen? Und kommen Angebote für Kinder in der Stadt an? Das können Eltern am besten beantworten.
Wie familienfreundlich ist Gelsenkirchen? Beim WAZ-Familienabend für Neu-Abonnenten in den Räumlichkeiten von „GEspielt“ an der Ahstraße löste diese Fragen völlig unterschiedliche Reaktionen aus. Während sich die einen mehr Rücksicht auf Kinder in der Stadtplanung wünschen, freuen sich die anderen über die vielen, aber offenbar zu wenig genutzten Angebote in der Stadt.
„Das Bestehende wird nicht gepflegt“, meint etwa Lena Kurth, zweifache Mutter aus Resse, und bezieht sich damit auf die Spielplätze in ihrem Umkreis. „Wenn etwas in der Stadt neu gemacht wird, dann werden die Kinder berücksichtigt, aber was viele bestehende Spielplätze angeht, beobachte ich: Da wird sich nicht genug gekümmert.“ Vor allem die Innenstädte, die Bahnhof- und die Hochstraße, seien kinderunfreundlich. Die 28-Jährige regt an, mehr Spielmöglichkeiten für die Kinder in oder neben den Einkaufsstraßen zu schaffen. „Meine Kinder sind sechs und vier Jahre alt. Sie würde ich nicht mit in die Stadt nehmen.“
„Da bin ich ganz anderer Meinung“, macht dagegen Katharina Hampel aus Hassel deutlich. Für die Mutter eines siebenjährigen Pflegekindes gibt es genug Angebote in der Stadt. Ob die Spiel- und Freizeitanlagen, das Kinderkulturprogramm, beispielsweise am Musiktheater, oder die Angebote der Stadtbibliothek und der Musikschule: „Man tut Gelsenkirchen unrecht, wenn man sagt, dass hier zu wenig für Kinder getan wird“, meint sie. Schade sei, dass das breite Angebot von vielen Familien gar nicht wahrgenommen werde.
Das hat auch Christiane Seitz, Mutter einer siebenjährigen Tochter, beobachtet. „Wir waren bei der ,Nacht der Bibliotheken’ – und waren begeistert, aber gleichzeitig erschrocken, wie wenig da los war“, erzählt sie über den Aktionstag Mitte März, bei dem eine Zaubershow, Workshops oder eine Bücherbörse geboten wurde. Das kann Lena Kurth unterstreichen, die mit ihren Kindern und ihrem Mann kürzlich den „Bodentag“ auf dem Gelände der Zeche Hugo besuchte, wo Kinder unter anderem in viele naturnahe Experimente eintauchen konnten. „Dafür, dass dort so viel geboten wurde, war es echt schlecht besucht.“
Das Problem liege also vielmehr auf der Bedarfs-, statt der Angebotsseite, ist man sich einig. Genau anders sehe es da mit Blick auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus. „Da gibt es zu wenig“, sagt Katharina Hampel. Und neuere Angebote wie der Skater-Park im Glückauf-Park in Hassel würden direkt „mutwillig zerstört oder beschmiert“.
„Und deswegen gehen wir auch nicht auf viele Spielplätze!“, knüpfte da Christiane Seitz an, die mit ihrer Tochter und ihrem Mann in der Innenstadt lebt. Oft würden die Spielplätze unsauber hinterlassen, beobachtet sie. „Das ist einfach nicht mehr unter Kontrolle.“ Ob städtische Maßnahmen wie die Radarüberwachung mittels künstlicher Intelligenz an Spielplätzen und Schulhöfen daran etwas ändern werden?
„Klar, es gibt Städte, auf die ist man neidisch, aber ich mag Gelsenkirchen“, sagt Joshua O. Milk. „Die Stadt ist auf jeden Fall familienfreundlich.“ Insbesondere die großen Parks – der Nordsternpark, der Revierpark – seien immer einen Ausflug wert, findet der zweifache Familienvater aus Horst. Und die Spielplätze dort sowieso. Auch mit dem Fahrrad könne man als Familie in Gelsenkirchen viel erleben. „Für eine Fahrradtour mit der Familie gibt es hier schöne Routen.“
Aber dem Kind überhaupt erst Fahrradfahren beibringen? Mit ihm das sichere Radeln im Straßenverkehr üben? Dafür sei Gelsenkirchen nicht gemacht, findet Lena Kurth. „Im Alltag ist es mit dem Fahrrad eine Katastrophe“, sagt sie. Da sei es nicht einfach möglich, mit seinem Kind per Fahrrad zur Schule oder Kita zu fahren. „Man muss sich immer ins Auto setzen“, findet deswegen auch Christiane Seitz. „Der Zustand der Radwege ist desolat“, ergänzt ihr Mann Fabian. „Für Kinder, die das Radfahren gerade lernen, ist es zu gefährlich und schwierig im Verkehr.“
Zum Familienabend wurden junge Familien aus der Stadt eingeladen, die bislang noch keine Leser der WAZ waren. Passend zur Zielgruppe fand die Veranstaltung bei „GEspielt“ im ehemaligen WAZ-Leserladen an der Ahstraße statt, wo man gegen eine kleine Gebühr zahlreiche Gesellschaftsspiele vor Ort spielen kann.