Gelsenkirchen. Überwachung per künstlicher Intelligenz: Damit startet die Stadt jetzt auch auf dem ersten Spielplatz – direkt mit einer überraschenden Neuerung.
Er ist einer der Orte in Gelsenkirchen, an dem es besonders häufig zu Unruhe, Vandalismus und Vermüllung durch Jugendgruppen und Trinker kommt. Doch wenn sich jemand nach Einbruch der Dunkelheit wieder mal unzulässigerweise hier auf den Spielplatz an der Robert-Koch-Straße begibt, dann soll der ungebetene Gast künftig durch ein grelles Licht direkt „verscheucht“ werden. Und erst, wenn das Licht seinen Zweck nicht erfüllt, soll der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) anrücken und für Ruhe sorgen. So soll es hier künftig laufen am Kontrollschwerpunkt in der Altstadt, wo die Stadt jetzt die nächste Stufe ihres Vorzeige-Projektes „KI meets Ordnung“ („Künstliche Intelligenz trifft Ordnung“) einleitet.
Überwachung mit künstlicher Intelligenz: Bislang vier Standorte in Gelsenkirchen
Die digitale Überwachung des Spielplatzes direkt neben dem neuen Tauben-Haus war schon länger geplant, musste dann aber aufgrund technischer Schwierigkeiten verschoben werden. Dafür kommt sie jetzt überraschend mit der Lichttechnik daher, auf die bei den bisherigen drei Kontrollorten in dem KI-Projekt verzichtet wurde – also bei der Turmschule in Rotthausen sowie den Grundschulen an der Grillostraße und am Dörmannsweg, die seit einigen Monaten per Radar überwacht werden.
Dort funktioniert es so: Wenn eine Person außerhalb der Nutzungszeiten die überwachten Schulhöfe betritt, dann werden sie hier vom Radar als roter Punkt erfasst. Es geht dann automatisch eine Meldung beim KOD ein, der dann vor Ort nach dem Rechten schauen kann – und die Problemorte nicht wieder und wieder per Streife begehen muss, um Unruhestifter zu ertappen. Das spart Ressourcen und soll für Abschreckung sorgen. Für eine Bilanz sei es allerdings zu früh, sagt Thomas Richter, Leiter der Leitstelle. „Im September wollen wir ein Fazit ziehen.“
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Per Beschilderung wird an den Standorten auf die Technik aufmerksam gemacht. Über einen QR-Code sind dann mehrsprachige Informationen zu dem Projekt abrufbar. Der Radar verbirgt sich in einem kleinen grauen Kasten, der hier an der Robert-Koch-Straße an der Lichtstele links auf dem Gelände befestigt wurde. Zunächst werden beide Techniken laut Richter unabhängig voneinander getestet. Es sei dann aber geplant, die Beleuchtungsanlage mit der Radartechnik zu koppeln, um etwa zu prüfen, ob die Regelbrecher auch wirklich durch das Licht verjagt wurden oder ob sie weiter auf dem Radar zu sehen sind.
Die Technik ist laut Stadt so eingerichtet, dass sie zwar Personen registriert, aber nicht wegen eines vorbeifliegenden Vogels Alarm schlägt „Ob nicht eventuell eine große Dogge als Objekt erkannt wird, muss man testen“, merkt Dennis Bednarz von der Firma Comnet, mit der die Stadt bei der Radartechnik zusammenarbeitet. „Aber auch das wäre ja ein Verstoß. Man will ja nicht, dass Hunde über den Spielplatz laufen und hier ihr Geschäft verrichten.“
Überwachung in Gelsenkirchen mit „unterschiedlichen Eskalationsstufen von Licht“
Damit auch vorbeigehende Passanten nicht als „rote Punkte“ vom Radar erkannt werden, könnten zudem bestimmte Bereiche im Erfassungsbereich ausgeschlossen worden. Zudem sei das Gerät leistungsstark genug, um auch die Ausgänge der Parkhäuser gegenüber des Spielplatzes mit zu beobachten. „Diese kennen wir ja auch als Ansammlungsorte von Jugendlichen“, sagt Thomas Richter vom Ordnungsreferat.
Zunächst soll der Ordnungsdienst das Licht per Telefonanruf aktivieren können, später soll es ganz automatisch gehen. Außerdem seien verschiedene Farben ebenso möglich wie unterschiedliche Lichtstärken oder auch flackerndes Licht. „Wir haben quasi Eskalationsstufen von Licht“, so Richter. Gedacht worden sei dabei auch an die Situation der Anwohner. „Die Schlafzimmer der Nachbarn werden nicht plötzlich hell beleuchtet“, sagt Christian Lange, Leiter des Teams Straßenneubau der Stadt. Dafür habe man eine schwarze Blende eingebaut, das Licht werde so nur gezielt auf den Spielplatz fallen.
Neben Licht- sollen bald auch Lärmsensoren in Gelsenkirchen eingesetzt werden
Noch ist das Licht allerdings nicht aktiv – die Stadt startet hier am Spielplatz jetzt erstmal den ein- bis zweiwöchigen „Dummy-Betrieb“. Das heißt: Es werden erst einmal Daten gesammelt. Schließlich muss so eine KI lernen, um keine Fehlermeldungen zu produzieren. Personenbezogene Daten sollen dabei allerdings nicht ermittel werden. „Es wird strikt auf den Datenschutz geachtet“, betont Richter.
Aber was an all dem ist jetzt eigentlich „Künstliche Intelligenz“ und mehr als ein einfach nur ein Bewegungsmelder? „Es findet keine 1:1-Übertragung der Daten an den KOD statt“, erklärt Richter. Das heißt: Die Rohdaten werden erst mittels einer Künstlichen Intelligenz verarbeitet, analysiert – und erst an die Leitstelle übermittelt, wenn sie für relevant eingeschätzt werden. „Da gibt es im Hintergrund komplexe Abläufe.“
Noch nicht installiert ist die Überwachungstechnik am Bolzplatz an der Caubstraße. Hier sollen dann noch mal andere Sensoren eingesetzt werden, und zwar welche, die ab einem bestimmten Lärmpegel anschlagen und dies dann der Leitstelle für Sicherheit und Ordnung melden. Zudem werden zeitnah auch die Spielplätze an der Carl-Mosterts-Straße in Ückendorf und am Elisabethplatz in der Innenstadt mit der Technik ausgestattet. Thomas Richters Ziel: „Bis Ostern wird das umgesetzt.“