Gelsenkirchen. Am Anfang spielte man Tennis an der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen. 40 Jahre später ist das Angebot im Schalker Sportpark viel breiter.

„40 Jahre – das gibt es in unserer Branche nicht oft in NRW”, sagt Martin Rinke, Geschäftsführer des Schalker Sportparks. Wenn er auf die letzten vier Jahrzehnte zurückblickt, dann sind das auch ganz persönliche Erinnerungen. Denn der erfolgreiche Geschäftsmann fängt hier selbst im September 1982 an zu arbeiten, als einer der ersten Squashlehrer in Deutschland.

Gegründet wird das Unternehmen als Tennis- und Squash-Anlage von der Familie Seppelfricke. Tennis, das ist in den 80er Jahren ein angesagter Sport. Nicht zuletzt wegen namhafter und erfolgreicher deutscher und internationaler Spieler. „Damals wollten alle Tennis spielen.” Das zweite Angebot, Squash, ist zu dieser Zeit sehr neu. Eine Trendsportart. „Wir hatten die ersten Squash-Courts in Gelsenkirchen”, erinnert sich Martin Rinke, der zu fast jedem historischen Datum, zu nahezu jedem Detail im Haus eine Geschichte erzählen kann.

Mit Boris Becker Squash gespielt

So wie die, als ein echter Star der Szene den Schalker Sportpark besucht: „Wir haben hier German Open ausgerichtet. Da hat Boris Becker hier gespielt.” Dessen Trainer habe ihn angesprochen, erinnert sich Martin Rinke, Boris müsse etwas für seine Schnelligkeit tun, solle auch mal Squash spielen. „Und so kam es, dass ich hier mit Boris Becker Squash gespielt habe.”

So groß die Begeisterung für den Tennissport ist, so sehr lässt die Faszination auch bald schon wieder nach. Als Martin Rinke 1988 die Leitung des Hauses übernimmt, wandelt er erste Plätze in Badminton-Courts um – und eröffnet im Haus eine Tanzschule. Die gibt es heute nicht mehr, dafür aber eine umso erfolgreichere Nachfolge: die „L.A. Ballett & Dance School” unter der Leitung von Alla Landsmann, deren Schüler regelmäßig internationale Erfolge einheimsen.

Zuschauerandrang für Helge Schneider

1990 übernimmt Martin Rinke das Unternehmen von der Familie Seppelfricke und stellt sich neu auf, öffnet das Haus für vielerlei Veranstaltungen. Vielfach habe die „Hausband” Florians um Sänger Arndt Kottlenga hier gespielt. „Einmal war auch Helge Schneider hier, im Rahmen unseres zehnjährigen Jubiläums. Der hat hier sein Buch vorgestellt: ,Zieh dich aus, du alte Hippe’. Ich selbst kannte den gar nicht.”

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Der Auftakt zu einer weiteren Anekdote: „Wir hatten 150 Karten gedruckt.” Weil das Interesse aber so viel größer ist, kopieren einige Unbekannte die Karten. Damals, 1992, ist so etwas noch möglich. „Ich werde das nie vergessen: Hier standen 500 Leute vor der Tür, die alle rein wollten. Und die ersten, die gekommen und schon drin waren, waren natürlich die mit den kopierten Karten. Draußen schrien wütende Gäste – und drinnen war so viel Presse vereint.”

Als der Mörder im Tatort stets der Muckibuden-Betreiber ist

Mitte der 1990er Jahre erwacht im Land ein Bewusstsein für gesundes Leben und Fitness. Martin Rinke erweitert den Bau, schafft Raum für Fitness, Wellness und Physiotherapie. Damit, erzählt er, sei er ein Vorreiter gewesen. „Das war ja eine Zeit, in der der Mörder im Tatort immer der Muckibuden-Betreiber war.” Ein Image, das sich bald deutlich verbessern soll. Das Team des Schalker Sportparks trägt seinen Teil dazu bei, präsentiert sich und die neuen Fitnessangebote im „Injoy“ an modernen Geräten bei verschiedenen Anlässen.

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„Einmal waren wir im Wissenschaftspark bei einer Veranstaltung dabei. Zu der war auch der damalige Ministerpräsident Johannes Rau geladen. Der probierte eines unserer Fahrräder aus. Er war kein ausgewiesener Fitness-Fan. Ich weiß noch gut, als er runterkam, sagte er: ,Was macht man nicht alles als Ministerpräsident’.” Lesen Sie auch: 25 Jahre Schalker Sportpark

In Gelsenkirchen erfunden: Cageball

Man ist im Schalker Sportpark nicht nur am Puls der Zeit, man setzt auch Trends, wie Martin Rinke erinnert. „Wir haben in den 90er Jahren ein Hallenfußballthema erfunden, das Cageball heißt, und haben es an über einhundert Orte in Europa gebracht.” Das Beeindruckende daran hebt der 61-Jährige noch einmal hervor: „Das ist in Gelsenkirchen erfunden worden.” Und natürlich wird der neue Sport auch damals an der Kurt-Schumacher-Straße betrieben. Bis heute.

Mit der hochwertigen Ausstattung des Fitness-Bereiches Injoy hat Martin Rinke das Image der „Muckibuden“ spürbar aufgewertet. Auf unserem Bild trainiert Nina Schumacher auf dem Crosstrainer.
Mit der hochwertigen Ausstattung des Fitness-Bereiches Injoy hat Martin Rinke das Image der „Muckibuden“ spürbar aufgewertet. Auf unserem Bild trainiert Nina Schumacher auf dem Crosstrainer. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Eine weitere Wandlung, die bis heute prägend ist für das Unternehmen und viele Kindheitserinnerungen junger Gelsenkirchener, ist die Umwidmung der einstigen Tennishalle zum Kinder-Spiel-Park „Trampolino”. Eine Halle, in der Kinder nach Herzenslust spielen und spielerisch körperlich aktiv sein können. Traditionell werden hier zahlreiche Geburtstage gefeiert. „2019, also vor Corona, waren es 3000 Geburtstage im Jahr.“

Die nächste Aufgabe: Die eigene Energiewende

Fitness, Wellness und Kunst

Der Schalker Sportpark will nicht nur Sport, Spiel und Wellness bieten. Aufmerksame Besucher können hier auch prominente Kunstwerke betrachten.

Im Eingangsbereich des Fitness-Studios etwa steht einer der „Müllmenschen” („Trash People”) des Künstlers H.A. Schult – nummeriert und signiert und somit ein echtes Stück Kunstgeschichte. Er ist ein Vertreter der kleinen Armee der fast mannshohen Figuren, die als „Botschafter der Zukunft” in der ganzen Welt unterwegs sind.

So sehr sich der Schalker Sportpark etabliert hat, so modern hier Angebote und Trainingsmethoden sind, die nächste große Aufgabe ist auch für den Geschäftsmann Martin Rinke eine Herausforderung, die es zu meistern gilt: „Wir haben einen Energiebedarf von einer Million Kilowattstunden im Jahr. Was im Moment auf uns zukommt, ist ein Blinddate”, sagt er und meint, man wisse noch nicht genau, was die Zukunft bringe. „Aber es ist ein Thema, dem wir uns annähern müssen.”