Gelsenkirchen. Anna Ohla hat sich in der Kunstschule Gelsenkirchen auf die Bewerbung um ein Kunststudium vorbereitet. Wie Künstlerin Jannine Koch ihr half.

Für ihre Leidenschaft wird Anna Ohla wohl einen Spagat machen müssen. Obwohl ihre Leidenschaft nicht dem Sport gilt. Sie möchte Kunst studieren, auf Lehramt, weil sie sich (noch) nicht traut, ausschließlich auf ihre eigene Kunst zu bauen. Die 19-Jährige kommt aus einer „normalen“ Familie, in der Kunst kein großes Thema war, bestenfalls ein Hobby. Dass man sein Geld verdienen muss, sich ein Einkommen sichern, ist für sie klar. Im ersten Anlauf hatte sie nach dem Abitur und ihrer Arbeit an der Evangelischen Gesamtschule Bismarck im Bundes-Freiwilligendienst keinen Studienplatz in Kunst bekommen, sich für Deutsch als Ersatzfach für die Kunst entschieden, neben dem Geschichtsstudium. Lesen Sie auch:Mappenkurs bereitet auf Uni-Bewerbung vor

Stringent weiterzuarbeiten an sich: Das macht den Unterschied

Jetzt hat sie in Essen die Zulassung zum Kunststudium bekommen, von ihrer neuen Bewerbungsmappe war man sehr angetan. Warum die Mappe plötzlich so viel besser war als im ersten Anlauf? „Mich hat der Mappenkurs an der Kunstschule Gelsenkirchen bei Jannine Koch wirklich entscheidend weiter gebracht. Ich habe so viele Anregungen bekommen, konstruktive Kritik: Das hat den Unterschied gemacht!“ versichert die Studentin. Die Begeisterung ist übrigens gegenseitig: Auch Jannine Koch ist beeindruckt von der jungen Frau. „Sie ist interessiert, hat an sich gearbeitet. Dass sie ein sehr gutes Farbgefühl hat, habe ich gleich gesehen. Sie hat sich aber auch eigenständig weiterentwickelt. Hilfe und Anregungen anzunehmen, die ich in meinen Kursen gebe, ist eine Sache. Aber dann muss man auch stringent weiterarbeiten. Und das tun bei weitem nicht alle.“ Zum Thema:Vom Fundstück zur Skulptur – Kurs mit Claudia Tebben

Weibliche Handpuppen haben selten Charakterköpfe: Die Gegenüberstellung mit dem männlichen Pendant in Anna Ohlas Arbeit bringt es auf den Punkt.
Weibliche Handpuppen haben selten Charakterköpfe: Die Gegenüberstellung mit dem männlichen Pendant in Anna Ohlas Arbeit bringt es auf den Punkt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Jannine Koch ist selbst freischaffende Künstlerin, studierte Grafik und Buchkunst und Meisterschülerin von Annette Schulter. Sie hat gerade im Büro der Oberbürgermeisterin ausgestellt, eine ihrer Arbeiten hängt in Worpswede bei einer großen Kunstschau anlässlich von Heinrich Vogelers 150. Geburtstag. Im Mappenkurs, den sie jeden Donnerstagabend in der Kunstschule in je dreistündigen Einheiten anbietet, bereitet sie angehende Kunststudenten auf ihre Bewerbung vor. „Hier haben sie die Möglichkeit, verschiedene Techniken kennenzulernen. Daheim haben die meisten nur Bleistift und Acryl- oder Aquarellfarben zur Verfügung. Hier haben wir auch Pastellkreide, auch Drucktechniken, Linolschnitt können sie hier kennenlernen“, erklärt Koch.

Von daheim hatte sie als Anregung für ihre Schützlinge Kasperpuppen mitgebracht. „Die hat Anna sehr schnell weiterentwickelt, von der Abbildhaftigkeit zum eigenständigen Werk“, schwärmt Koch. Tatsächlich sind Ohlas Puppen-Bilder nahezu diabolisch überzeichnet, grinsen den Betrachter hintergründig an. „Aber mir ist aufgefallen, dass die Puppenmacher die weiblichen Köpfe viel langweiliger, weniger markant geformt haben als die der männlichen. Da hab ich sie auch kontrastiert, um das herauszustellen“, erklärt Ohla.

Was ihr auch geholfen habe: Die Empfehlungen von Jannine Koch, welche Ausstellungen sie unbedingt anschauen sollte. Die Kunst wurde ihr schließlich nicht in die Wiege gelegt, so Ohla: „Jannine hat mir gesagt, welche Künstler man kennen sollte, hat mir Tipps in der Umgebung gegeben. Das hat mich wirklich weiter gebracht.“ Lesen Sie auch: Streetart-Festival mit 85 Künstlern auf der Zeche Westerholt

Und was hat es nun mit dem Spagat auf sich? „Ich habe mich nicht nur in Essen, sondern auch in Wuppertal, Dortmund und Siegen beworben. Am liebsten würde ich Kunst in Dortmund studieren, da ist das beste Angebot. Aber dann müsste ich ein Spagatstudium machen, indem ich die Stundenpläne irgendwie übereinander bekommen. Weil es Geschichte in Dortmund nicht gibt und ich das als Zweitfach ja brauche fürs Lehramt. Aber das wäre es mir wert“, versichert Ohla. Die Prüfung in Dortmund steht noch aus.