Gelsenkirchen. Jannine Koch ist die zweite Künstlerin, die im Gelsenkirchener OB-Büro von Karin Welge ausstellt. Ihre Kunstwerke zeigen besondere Zwitterwesen.

Das Werk „Januskäfer“ hängt hinter dem Schreibtisch von Oberbürgermeisterin Karin Welge. Es zeigt ein freundliches Rieseninsekt, das durchaus „Humor ausstrahlt“, wie die OB nicht nur wegen der rosa Krawatte auf dem Käferbauch findet, das aber eben auch wehrhaft wirkt.

Welges Sekretärin im Vorzimmer hat sich bei der Hängung für etwas kleinformatigere Arbeiten erwärmt. Käfer, die kleine Zahnräder in sich tragen, die wie fantastische Autosilhouetten aus den 1920er Jahren wirken und Fritz Langs Filmepos „Metropolis“ entsprungen scheinen. „Im Getriebe“, „Räderwerk“ oder „Bently Girl“ heißen sie, was in allen Fällen Assoziationen weckt – und von Künstlerin Jannine Koch natürlich so beabsichtigt ist. „Mechanical Bugs“, also „Mechanische Käfer“ heißt die Serie, die Koch nun bis Ende April 2022 zeigt.

„Mechanical Bugs“, also „Mechanische Käfer“ heißt die Serie im Hans-Sachs-Haus

„Januskäfer“ heißt die Arbeit von Jannine Koch, die im OB-Büro von Karin Welge hängt. Das Insekt gibt es tatsächlich im Tierreich. Als Kunstwerk trägt es auf dem Gemälde rosa Krawatte und wirkt freundlich und gleichsam wehrhaft.
„Januskäfer“ heißt die Arbeit von Jannine Koch, die im OB-Büro von Karin Welge hängt. Das Insekt gibt es tatsächlich im Tierreich. Als Kunstwerk trägt es auf dem Gemälde rosa Krawatte und wirkt freundlich und gleichsam wehrhaft. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

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Die Gelsenkirchenerin, Jahrgang 1981, ist die zweite Künstlerin, die im Hans-Sachs-Haus die „OB art“ bestückt und in der fünften Etage ihre Arbeiten – Druckgrafiken und Gemälde – ausstellen darf. Ihre Bugs sind Insekten mit besonderem Innenleben, abstrahierte Tiere für (Kunst)-Entdecker. Die Draufsicht, der von oben gerichtete Blick, macht hier Naheliegendes erst sichtbar.

In Cottbus, Gelsenkirchens Partnerstadt, wurde Jannine Koch 1981 geboren

Manche Käfer wirken gefährlich, andere verspielt. Oft erst auf den zweiten, dritten Blick offenbaren Kochs Zwitterwesen Stadtwappen, Räderwerke oder auch Lagepläne. Unter ihren Körpern verbergen sich Grundrisse und Gebäude, gerne auch Maschinen oder Auto-Teile. Gerade ihre Radierungen wirken wie akribisch genaue Konstruktionszeichnungen, kombiniert mit organischen Formen aus Fauna und Flora. Koch, die mit druckgrafischen Techniken und ihren Gemälden, bevorzugt in Eitempera, sehr bewusst analog arbeitet, setzt sich so konsequent mit der beständig fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung unserer Lebenswelt auseinander. Diese Verbindung von Historischen und Zeitgenössischen ist ihr wichtig, auch weil sie so zeige, „dass wir stets an die Vergangenheit gebunden sind“.

In Cottbus, Gelsenkirchens Partnerstadt, wurde Jannine Koch geboren, studierte Malerei und Grafik in Leipzig, wurde dort 2012 Meisterschülerin, arbeitete als Stipendiatin in New York, war Lehrbeauftragte an der Uni Duisburg-Essen und ist seit 2012 freischaffend als Künstlerin tätig. In Gelsenkirchen lebt sie seit 2012, ihr Atelier hat sie in Ückendorf.

Werke für Wartebereich und Dienstzimmer der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin

Jannine Koch gehörte zu den 73 Künstlerinnen und Künstlern, die zu Jahresbeginn dem Aufruf der OB gefolgt sind und sich für das neue Format „OB art“ beworben hatten. Eine fünfköpfige Jury wählte schließlich die Werke für den Wartebereich und die Dienstzimmer der Oberbürgermeisterin aus. Nach den Fotografien des Ückendorfers Ekkehart Bussenius sind nun Jannine Kochs Arbeiten an der Reihe.

„Es ist mir sehr wichtig, vor Ort etwas zu gestalten“, sagt Koch. Klar, habe sie sich gefreut, dass ihre Bewerbung erfolgreich war. „In der eigenen Heimat will man ja auch geliebt werden.“, Wesentlich sei, „dass man hier Sichtbarkeit für Kunst schafft“, sagt sie und schaut dabei weit über den begrenzten Rahmen in der fünften Rathaus-Etage hinaus. Ein Bekenntnis der Stadt für die Kunst – das wünscht sie sich. Gelsenkirchen, stellt sie nach etlichen Erfahrungen im Vergleich zu anderen Kommunen fest, sei da durchaus schon vorbildlich.

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Karin Welge war bei der Hängung von Kochs Arbeiten „wirklich überrascht, wie gut das hier reinpasst“. Rund ein halbes Jahr war sie zuvor von Bussenius’ Fotokunst umgeben. „Es hat dafür ein gutes Feedback gegeben. Das hat mich darin bestätigt, warum wir OB art an solch einem repräsentativen Ort zeigen“, sagt Welge. Die Reihe soll 2022 fortgesetzt werden. Zuvor wird es erneut eine offene Ausschreibung für Künstlerinnen und Künstler aus Gelsenkirchen geben.