Gelsenkirchen. Auf einer Halde in Gelsenkirchen tragen Tretroller-Fahrer ihre Deutschen Meisterschaften aus. Ihr Verband verspricht sich mehr davon als Titel.

Mit dem Laufen hapert’s inzwischen ein bisschen, aber Rennroller fahren: gar kein Problem. „Man hat die Bewegung und ist in der Natur“, sagt Ralf Leske (71) aus Petershagen. Das liebste Hobby des Ostwestfalen: mit einer Sondergenehmigung an Marathons teilzunehmen. Alles läuft, Leske rollt.

An diesem Pfingstwochenende ist Leske allerdings auf der Schurenbach-Halde in Gelsenkirchen. Dort tragen die Tretroller-Fahrer am Samstag und Sonntag (ab 11 Uhr bis mittags, Brößweg 36) Europa-Cup und Deutsche Meisterschaften aus. Große Worte für eine kleine, eine ganz kleine Randsportart, der es erklärtermaßen zunächst einmal darum geht, sich im Freizeit- und Trendsportbereich zu etablieren.

Wie sie sich aerodynamisch zusammenfalten über ihren Lenkstangen

35 bis 40 Sportler unterwegs beim ersten Rennen am Samstagabend.
35 bis 40 Sportler unterwegs beim ersten Rennen am Samstagabend. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Und so sind es vielleicht 35 oder 40 Sportler vor allem aus Tschechien, Deutschland, Frankreich und Holland, die zum ersten großen Rennen antreten. Immer rund um den Förderturm Hugo 2, 15 Runden a 1280 Meter - und die Strecke gilt als anspruchsvoll. Die Steigung, der ständige Wind, der teilweise rutschige Belag mit Schotter. „I don’t like hills“, „Ich hasse Hügel“, sagt nachvollziehbarerweise und schwer atmend die Fahrerin Elisa Viglio (37) aus der Gegend von Turin.

Hop Hop Hop. Lieber tot als Zweiter. Wie sie sich aerodynamisch zusammenfalten über und hinter ihren Lenkstangen. Mit links, mit rechts abstoßen: Nach ein paar Wochen in diesem Sport gibt es nicht mehr das eine, das starke Bein. Leske ist auch mit dabei, aber natürlich unter: ferner rollten.

„Ein zweirädriges Fahrzeug mit einem bodennahen Trittbrett“

Überhaupt, die Rennroller. Mehr als diesen Großstadt-Rollern, die morgens immer auf dem Bürgersteig herumliegen, ähneln sie Fahrrädern, nur ohne Gestänge und Sitz. Die Preise sind nach oben offen, 4500 Euro schnell erreicht mit Carbon und echten Rennreifen.

Das müsste aber nicht so sein, wie aus der Satzung des „Deutschen Tretroller-Verbandes“ recht schnell hervorgeht. Danach ist ein rennreifer Tretroller „ein muskelkraftgetriebenes, zweirädriges Fahrzeug mit einem bodennahen Trittbrett, auf dem sich eine Person stehend fortbewegen kann. Es wird durch Abstoßen mit dem Bein vorangetrieben“.

Die Beine werden schwer unter der Sonne Gelsenkirchens

Sportmanager Michael Zurhausen veranstaltet eigentlich Profi-Radrennen.
Sportmanager Michael Zurhausen veranstaltet eigentlich Profi-Radrennen. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Muss man aber auch nicht, auch nicht im Rennen: Mitmachen kann auch, wer seinen Roller einfach schiebt oder trägt. Kommt aber, wenn man genau hinschaut, gar nicht vor. „Das Schöne daran ist das Einfache“, sagt ein Fahrer über seinen Sport. Und der Vorsitzende des Tretroller-Verbandes, Thomas Zimber aus Baden, erklärt die wachsende Lust am Rollern auch mit „Kindheitserinnerungen. Wenn sie jemanden dazu bringen, auf einem Tretroller zu stehen, kommt der zurück mit einem Grinsen von einem Ohr zum anderen“.

Auf der Schurenbach-Halde grinst allerdings von den Rennroller-Fahrern keiner. Anstrengend ist das, und die Beine werden schwer unter der Sonne Gelsenkirchens. Der Sportmanager Michael Zurhausen, der normalerweise Profi-Radrennen veranstaltet, hofft auf den Zuschlag für die WM oder EM im nächsten Jahr. Er hat so einen Tretroller inzwischen selbst ausprobiert und sagt: „Wenn Sie die Sportler morgen interviewen, könnten die Ihnen sagen, was ihnen alles weh tut.“