Gelsenkirchen-Beckhausen. Welche Veränderungen dem Standort in Gelsenkirchen-Beckhausen noch in 2022 bevorstehen. Und wie es dann weitergeht.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Dass Zukunftspläne immer nur vorläufig sind, davon kann auch die Pfarrei St. Hippolytus ein Lied singen. Was sie an Perspektiven für ihre fünf Standorte 2015 per Votum dem Bistum vorlegte, es entwickelte sich dann teils doch anders, zeitlich ebenso wie konzeptionell. Die Liebfrauen-Kirche in Beckhausen etwa, die eigentlich schon 2016 aufgegeben werden sollte, wird noch immer genutzt. Nun stehen vor Ort aber einschneidende Veränderungen an.
„Es ist schwierig gewesen, einen Investor für das Grundstück zu finden“, begründet Berthold Hiegemann als (ehrenamtlicher) Projektleiter des Pfarrentwicklungsprozesses von St. Hippolytus die Verzögerung. Jetzt war die Suche offenbar erfolgreich: Laut einem Zukunftsplan, der gerade in einer Pfarrversammlung vorgestellt wurde, soll das Areal an der Horster Straße samt Gotteshaus und dazugehörigem Gemeindezentrum noch in diesem Jahr verkauft werden; auch der Abriss beider Gebäude könnte noch 2022 erfolgen.
Auf dem Gelsenkirchener Liebfrauen-Grundstück soll ein Neubau für Senioren entstehen
Auf dem Grundstück ist der Neubau eines Wohngebäudes für eine Tagespflege sowie barrierefreier Wohnungen für Senioren geplant, die verschiedene Serviceleistungen in Anspruch nehmen können. Der viereckige Kirchturm aus rotem Backstein und der Vorplatz hingegen, sie sollen als „Landmarke“ des Stadtteils möglichst erhalten bleiben, „sofern die Statik es ermöglicht und sich die Unterhaltung des Turms finanziell für den Investor rechnet“, so Pastor Bernd Steinrötter. [Lesen Sie auch:Segen für Homosexuelle: Viel Lob für Gelsenkirchener Pastor]
Wie berichtet, waren die Pläne zum Abriss des Ensembles des nach dem Krieg wiederaufgebauten Gotteshauses wegen dessen stadtbildprägender Bedeutung von Bürgern und Politikern 2019 heftig kritisiert worden. Auch die Stadt hatte die damals bekannten Vorüberlegungen als „stark überarbeitungsbedürftig“ eingestuft.
Jetzige Pläne für den Gelsenkirchener Standort sind ein Kompromiss
Es gründete sich ein Runder Tisch, in dem Akteurinnen und Akteure von Pfarrei, Stadtverwaltung, Denkmalbehörde, RAG Montan Immobilien, Bistum und Politik verschiedene Möglichkeiten der Nachnutzung des Areals ausloteten – mit dem nun vorgelegten Kompromiss.
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Demnach erhält der 2018 geschlossene Kindergarten eine zweite Chance: Seit April 2019 bereits für Treffen kirchlicher Gruppierungen und Büchermärkte genutzt, soll die Immobilie mit dem angrenzenden Grundstück nicht in die Verkaufsmasse eingehen, sondern zu einem multifunktionalen Ort der Begegnung umgebaut werden.
Umbau des Gelsenkirchener Kita-Gebäudes soll noch in 2022 starten
„Vorgesehen ist, zwei kleinere Räume der einstigen Kita zu einem großen zusammenzulegen, um dort Gottesdienste und Versammlungen mit 80 bis 100 Personen durchführen zu können“, so Pastor Bernd Steinrötter auf Nachfrage. Eine kleinere Einheit soll für Gruppentreffen hergerichtet werden, auch eine Küche sei geplant.
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Der Umbau soll noch in diesem Jahr starten. „Wir warten noch auf die Genehmigung zur Umnutzung des einstigen Kindergartens, dann soll es bald losgehen“, so Pastor Steinrötter. Finanziert werden sollen die Maßnahmen durch Eigenmittel, den Erlös durch den Verkauf des Grundstücks, einen Innovationsfonds des Bistums sowie durch Drittmittel, die noch eingeworben werden müssen. Insgesamt veranschlagt die Pfarrei Umbaukosten „in niedriger sechsstelliger Höhe“.
Pfarrei St. Hippolytus will umgestaltetes Kita-Gebäude auch für den Stadtteil öffnen
Dass sich durch die Reaktivierung und Umgestaltung der Kita-Immobilie „neue und zukunftsweisende pastorale Aspekte ergeben“, davon ist Pastor Steinrötter überzeugt. „Ein daraus entstehendes nachbarschaftliches Miteinander kann für beide Seiten bereichernd sein. Neben einer kirchlichen könnte auch eine Nutzung für den Stadtteil entstehen.“ So bleibe katholische Kirche an diesem Ort nachhaltig und langfristig präsent. „Wir sind weiterhin mittendrin“, betont der Geistliche.
Die Perspektiven der anderen vier Pfarrei-Standorte
Die St.-Hippolytus-Kirche ist gesetzt; das Gemeinde- wurde 2019 zum Pfarrzentrum für Gläubige aus allen Gemeinden umgebaut. Die Anfang 2019 geschlossene (denkmalgeschützte) St.-Laurentius-Kirche in Horst-Süd wurde 2020 an den Dortmunder Investor Phoenix Concepts Beteiligungs GmbH von Öner Ünal veräußert. Er plant dort eine Seniorenresidenz mit 39 Wohnungen, sobald die Baugenehmigung vorliegt. Das Gebäude soll weitgehend erhalten bleiben. Das Katechetische Zentrum nebenan verbleibt im Eigentum der Pfarrei und wird für Gottesdienste sowie Kommunion- und Firmvorbereitungen genutzt. Die Kirche St. Clemens Maria Hofbauer in Sutum teilt sich die Pfarrei seit Ende 2021 mit der rumänisch-orthodoxen Gemeinde Geburt des Hl. Johannes des Täufers – eine in Gelsenkirchen bislang einzigartige Kooperation. Der Gemeindesaal wird weiterhin als Familienzentrum für Elternangebote, Versammlungen, das Beerdigungscafé Memento sowie für Vermietungen genutzt.Der Standort St. Marien in Essen-Karnap mit der 2019 aufgegebenen Kirche, dem Gemeindezentrum und der Kita soll zeitnah an einen Investor verkauft werden. Über eine Rückanmietung soll dort auch künftig ein Erlebensort des Glaubens erhalten bleiben.
Mit der aktuellen Entwicklung sei St. Hippolytus insgesamt „auf einem guten Weg und für die Zukunft gut aufgestellt“, so Pfarrer Wolfgang Pingel. Nicht nur ihm ist es ein wichtiges Anliegen, an jedem der fünf Standorte auch nach der Umstrukturierung der Pfarrei die Begegnung von Gläubigen vor Ort zu ermöglichen. Im Zwischenbericht des Zukunftsplans wird dies denn auch als „Herzstück“ bezeichnet.
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