Beckhausen. . Die Pfarrei St. Hippolytus will das Liebfrauen-Areal in Beckhausen verkaufen und neu bebauen. Um Details zu klären, lädt sie zum Runden Tisch.

Ja, nein, vielleicht: Dass die Liebfrauen-Kirche an der Horster Straße aufgegeben werden könnte, ist nicht neu – darüber informierte die Pfarrei St. Hippolytus bereits 2015. Nun gewinnt die Diskussion darüber aber an Fahrt: Nach der Schließung des benachbarten Kindergartens und Gemeindezentrums 2018 hat die Pfarrei für Donnerstag verschiedene Akteure zu einem Runden Tisch eingeladen, um die Möglichkeiten einer Nachnutzung des Gesamtareals auszuloten. Fest steht dabei schon jetzt: Die Stadt will den Vorplatz des Gotteshauses als Ortsmitte erhalten. Sprich: Eine Wohnbebauung dort sieht sie eher kritisch.

Stadt will Kirchen-Vorplatz erhalten

Eine solche hat die RAG Montan Immobilien als Projektentwickler nicht nur für die Fläche von Gemeindehaus und Kindergarten vorgeschlagen, sondern auch für die des Gotteshauses und des Vorplatzes unmittelbar an der Horster Straße. Das rückwärtige Pfarrhaus soll in die Planung integriert werden. Darüber informierte die Verwaltung die Bezirksvertretung West gestern in einer Mitteilungsvorlage als Antwort auf eine Anfrage des SPD-Bezirksverordneten Hans-Jürgen Seidel.

Ein Planungsbüro hat einen Entwurf zur Wohnbebauung vorgelegt, der den Abriss der Liebfrauen-Kirche voraussetzt.
Ein Planungsbüro hat einen Entwurf zur Wohnbebauung vorgelegt, der den Abriss der Liebfrauen-Kirche voraussetzt. © Thomas Schmidtke

Und stellte zugleich schriftlich klar, dass die „bisher bekannten Planungsüberlegungen (...) noch stark überarbeitungsbedürftig“ seien und „grundlegende Voruntersuchungen“ erforderten. Konkret soll die immissionsrechtliche Situation aufgrund der Nähe zum BP-Werk Horst geklärt werden, ebenso ein möglicher Denkmalwert von Kirchengebäude, Gemeinde- und Wohnhaus, der Umgang mit Bäumen und Grünanlage sowie der Erhalt des Vorplatzes.

Öffentliches Interesse

„Diese Aspekte werden sicher in das Gespräch am Donnerstag eingebracht“, so Stadtsprecher Oliver Schäfer auf WAZ-Anfrage. Teilnehmen werden Vertreter von Pfarrei, Verwaltung, Denkmalbehörde, RAG Montan Immobilien, Bistum und Politik. Die Stadt will „das öffentliche Interesse wahren“. Dazu zählt sie offenbar eher eine Aufwertung des Vorplatzes als dessen Bebauung.

„Wie die evangelische Markus- und Stephanuskirche zeigen, lassen sich Neubauten auch unter Erhaltung von Kirchtürmen oder ganzer Gebäude realisieren“, so Schäfer. Unter bestimmten Voraussetzungen sei die Stadt bereit, sich an einer Machbarkeitsstudie zu beteiligen. „Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Lösung zu finden“, meinte Schäfer in Hinblick auf den noch aufzustellen Bebauungsplan.

Einvernehmliche Lösung

Darauf legt auch die Pfarrei großen Wert. „Wir möchten nichts über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden“, so Berthold Hiegemann, verantwortlich für den Pfarrei-Entwicklungsprozess. Es gehe darum, Argumente auszutauschen und Bedenken bei den Planungen zu berücksichtigen. „Wir sind die ersten, die die Kirche erhalten wollen, es muss aber auch wirtschaftlich darstellbar sein.“

Kurzfristig brauchen die Beckhausener nicht auf den Anblick der Kirche zu verzichten: „Ein Abbruch wäre erst möglich, wenn wir in einem Neubau einen alternativen Gottesdienst-Standort hätten. Das könnte viele Jahre dauern“, so Hiegemann.

INFO-BOX: PRO UND CONTRA GEBÄUDE-ABRISS

Den Abriss des Liebfrauen-Gemeindezentrums kritisierte der einstige Stadtplaner und Kunsthistoriker Lutz Heidemann scharf. Er stuft den Architekturwert des 1928 vom Büro Weber und Heide entworfenen Gebäudes als außergewöhnlich ein.

Die SPD-Stadtverordnete Elsbeth Schmidt hatte auf die stadtbildprägende Bedeutung des Gotteshauses hingewiesen.

Die Pfarrei argumentiert unterdessen mit der Finanznot und rückläufigen Mitgliederzahlen.