Gelsenkirchen. Rekordbeteiligung an der Videokonferenz der Stadtschulpflegschaft Gelsenkirchen. Eltern fordern sichereren Präsenzunterricht. Wie das gehen soll.

45 Elternvertreter der insgesamt 61 allgemeinbildenden Schulen in Gelsenkirchen nahmen an der jüngsten Sitzung der Stadtschulpflegschaft teil: ein Rekordwert! Angesichts der angespannten Situation an Schulen in Corona-Zeiten aber kein Wunder. Dabei seien die Eltern der weiterführenden Schulen sogar relativ zufrieden mit dem aktuellen Vorgehen, berichtet Stadtelternsprecher Jan Klug. „Die Selbsttests der älteren Kinder funktionieren wohl recht gut. Die meisten Eltern wollen den Präsenzunterricht erhalten, aber wüschen sich mehr Sicherheit für die Kinder. Vor allem die Grundschuleltern sind extrem unzufrieden“, erläutert Klug. [Lesen Sie auch: Keine schnelle Lösung für Schnelltests]

Täglich neue Infektionsfälle an fast jeder Schule in Gelsenkirchen

Im Austausch habe sich gezeigt: So gut wie jede Schule entdecke jeden Tag Infektionsfälle beim Test in der Klasse. Dass ganze Klassen durch Quarantäne ausfallen, komme an weiterführenden Schulen kaum vor. Die Grundschuleltern seien sehr skeptisch wegen der Selbstteste in der Klasse. Zudem sei die Kommunikation zum Vorgehen bei Infektionen in der Klasse extrem schlecht gewesen. Erst jetzt sei klar geworden, dass erst ab drei positiv getesteten Kindern in der Klasse alle einen Bürgertest machen müssen. Dem wiederum auch viele Eltern nicht vertrauen wegen der extrem unterschiedlichen Testqualität, sowohl in Bezug auf die Durchführung als auch der genutzten Testkits.

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Immer wieder würden Kinder in der Klasse positiv getestet, bekommen dann im Bürgerzentrum aber ein negatives Ergebnis bescheinigt: das mache skeptisch. Nach Informationen der WAZ soll es Eltern geben, die mit ihrem Kind mehrere Testzentren aufsuchen, um ihnen mit einem negativen Testergebnis die Rückkehr in die Schule zu ermöglichen. „Der Wunsch nach einer Wiedereinführung von PCR-Tests zur Poolauflösung sei bei den Grundschuleltern extrem groß“, versichert Klug.

Andere NRW-Städte haben zugesagt, selbst Luftfilter zu finanzieren

Großes Thema für Eltern seien auch weiterhin die fehlenden Luftfilter. „Andere Städte haben zugesagt, die Klassenzimmer auch selbst mit Luftfiltern auszustatten. Und für die gelten die gleichen Förderregeln und auch Rechtsrahmen wie für Gelsenkirchen“, erklärt Klug die Forderung der Eltern. Tatsächlich hat die Stadt Köln etwa zugesagt, Luftfilter zu installieren. Allerdings sind auch dort längst nicht alle Filter installiert. Ein Problem ist der Aufwand für die Wartung und die bauliche Sicherheit. In Gelsenkirchen wurden mit Fördermitteln knapp 200 Luftfilter in Klassenräumen installiert. [Lesen Sie auch: Schlamperei in Gelsenkirchener Testzentren?]

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Was auch viele Eltern beklagten: Einige Schulen überließen den Elternsprechern die Weitergabe von Regeln und Informationen. „Da werden die Elternvertreter informiert über die neuen Regeln und Tests, und die sollen dann die Eltern der Klasse anrufen“, so Klug. Bei allem Verständnis für die extreme Belastung der Lehrer komme das nicht gut an. Thema in der Sitzung war auch der extreme Lehrermangel an Grundschulen, der durch aktuell zahlreiche Krankheitsausfälle noch verstärkt wird.

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16 Grundschulen startet Petition ans Land

Ein Dauerbrenner an fast allen Schulen ist die bauliche Situation. Die Turnhallensituation der Nachbar-Gymnasien Max-Planck und AvD in Buer sei seit Jahren unhaltbar, klagten Elternvertreter in der Sitzung. Auch an Grundschulen wie der Mährfeldschule, die wegen der Container auf dem Grundstück keinen pandemiegerecht nutzbaren Pausenhof mehr hat, sei die Situation mehr als schwierig.

Die 16 Gelsenkirchener Grundschul-Pflegschaften, die sich der schlechten Testsituation an Schulen wegen vernetzt hatten, haben sich nun einer Petition ans Land gemeinsam mit Leichlinger Elternvertretern angeschlossen. Darin geht es um die Wiedereinführung von PCR-Tests, Schutzkleidung für Lehrkräfte und FFP2-Masken für Schülerinnen und Schüler.

Dass die Zahl der Teilnehmer bei Stadtschulpflegschaftssitzungen oft geringer sei, erklärt Klug so: „Wir bekommen keine Liste mit den Namen der jeweiligen Schulsprecher, das hat das Land so vorgeschrieben. Deshalb muss das Bildungsbüro der Stadt die verschiedenen Schulen anschreiben und die Schulleitungen bitten, die Sitzungseinladung an die jeweiligen Schulpflegschaftsvorsitzenden weiterzuleiten“, so Klug. Nicht selten aber seien die E-Mail-Postfächer der Schulen voll, sodass die Einladungen nicht oder verspätet die Eltern erreichten. Das sei keine Absicht der Schulleitungen, ist Klug sicher, verhindere aber eine klarere Vernetzung der Elternsprecher.