Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen hat St. Augustinus ein neues interdisziplinäres Tumorzentrum begründet. Drei Kliniken und externe Institutionen bilden das Netz.

Die St. Augustinus GmbH hat drei ihrer Kliniken zum Netzwerk „Augustinus Tumor Centrum“ (ATC) vereint. Onkologische Erkrankungen aus allen medizinischen Bereichen werden nun offiziell gemeinsam von Experten des Marienhospitals Gelsenkirchen, St. Marien-Hospitals Buer und St. Barbara-Hospitals Gladbeck in Zusammenarbeit mit onkologischen Schwerpunktpraxen, der Radiologie am St. Josef und Pathologischen Instituten diagnostiziert, besprochen und therapiert. Zum Ende 2020 hatte sich erst das bisherige Tumorzentrum Emscher-Lippe aufgelöst, in dem neben St. Augustinus-Kliniken auch das Bergmannsheil Buer eingebunden war. [Zum Thema: Tumorzentrum Emscher-Lippe kündigt Zusammenarbeit auf ]

Gelsenkirchen: Riesige Fortschritte in der medikamentösen Krebstherapie

„Vor allem die medikamentöse Therapie von Tumorerkrankungen schreitet so schnell voran, es gibt so viele neue Medikamente, da ist ein regelmäßiger Austausch unverzichtbar“, erklärt Privat-Dozent Dr. Gerald Meckenstock als Leiter des Zentrums den Hintergrund. Der Onkologe mit dem Schwerpunkt Hämatologie wechselte vor vier Jahren vom St. Josef Hospital in Horst nach Ückendorf, um dort die Onkologie auszubauen.

Kooperation mit dem Landeskrebsregister

In dem neuen ATC kooperieren 18 Disziplinen, Professionen und Institutionen. Neben allen medizinischen Fachbereichen von der Pneumologie und Onkologie/Hämatologie über Gastro-Enterologie samt den jeweiligen Chirurgischen Kliniken (Viszeral- und Thoraxchirurgie) und Intensivstationen bis zu Gynäkologie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde reicht das Spektrum. Mit im Boot sind zudem Psycho-Onkologen, Seelsorger, Physiotherapie, Apotheke, Labore, Sozialdienst und, für ein Tumorzentrum unverzichtbar, die Schmerztherapie plus Palliativmedizin. Dem Landeskrebsregister wird zugearbeitet, um mit Hilfe breiter Dokumentation langfristig einen besseren Überblick über Behandlungserfolge und Therapiequalität zu sichern.

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Wöchentliche Tumorkonferenzen mit Experten aus allen Disziplinen

Wie in Tumorzentren üblich, gibt es wöchentliche Tumorkonferenzen mit allen Beteiligten, in denen die Befunde der Patienten und mögliche Therapieformen und deren genaues Schema besprochen werden, bevor der entsprechende Behandlungsplan in der Klinik geschrieben wird, in der der Patient therapiert wird. Erstdiagnose, Fein-Diagnostik, Vorgeschichte, Klassifikationskriterien, Stadium der Erkrankung, Art und Reihenfolge der Therapieverfahren, unterstützende Maßnahmen und postoperative Maßnahmen: All das wird in den Behandlungsplänen festgehalten.

Am Marienhospital Gelsenkirchen hat das neue Tumorzentrum seinen Sitz. Zwei weitere Kliniken sowie expeterne Experten und Institutionen sind jedoch mit im Boot.
Am Marienhospital Gelsenkirchen hat das neue Tumorzentrum seinen Sitz. Zwei weitere Kliniken sowie expeterne Experten und Institutionen sind jedoch mit im Boot. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Klinik mit der jeweils größten Expertise übernimmt die akute Therapie

Grundsätzlich gilt: Nach der Diagnostik im Krankenhaus, in das der Patient eingeliefert wurde, übernimmt die medikamentöse und/oder chirurgische Therapie das Krankenhaus, das im jeweiligen Bereich die größte Expertise hat. Im Fall von Lungenkarzinomen ist das natürlich das Marienhospital Gelsenkirchen, im Fall von urologischen Krebs-Erkrankungen kann das auch das St. Barbara-Hospital in Gladbeck sein. Dort wurden im Jahr 2020 etwa 255 Patienten mit Prostatakrebs therapiert, in Ückendorf waren es 107. Die Zertifizierung des ATC als anerkanntes Tumorzentrum läuft, auch die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren sei auf dem Weg, versichert Meckenstock.

Lungenkrebs die häufigste Tumorerkrankung in Gelsenkirchen

Die häufigste Tumorerkrankung bei Patienten in Gelsenkirchener Kliniken ist weiterhin der Lungenkrebs. „Aber gerade hierbei hat es unglaubliche Fortschritte gegeben und gibt es weiterhin. Nach den gezielten Therapien sind wir jetzt schon bei den personalisierten Therapien, die die Genetik des Tumors analysiert“, erläutert Meckenstock. Noch vor 15 Jahren war die Diagnose Lungenkrebs eine mit wenig Heilungsaussicht, das sei heute sehr anders. Nicht geändert hat sich allerdings die Häufigkeit: 832 Lungenkarzinome wurden im Jahr 2020 in Gelsenkirchen in den St. Augustinus-Kliniken therapiert, davon 741 in Ückendorf, 53 in Gladbeck, 38 in Buer.

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Harnblasen- (526 Fälle in 2020) und kolorektale, also Enddarm-Tumoren (490 gesamt) waren die zweit- und dritthäufigsten Krebsarten, gefolgt von malignen Lymphomen (429). Gerade bei Leukämien und bösartigen hämatologischen Erkrankungen seien die Behandlungsfortschritte in vielen Bereichen enorm, ist Meckenstock froh. Allerdings gibt es durchaus auch noch Tumorerkrankungen, die selten heilbar sind, da sie beschwerdefrei und daher in der Regel unerkannt wachsen, wie etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs. Auch hier gibt es Fortschritte, aber keine wirklich große Heilungschance.

258 Kopf-Hals-Tumore im Jahr 2020

Die häufigste Krebsart bei Frauen, der Brustkrebs, wurde in St. Augustinus-Häusern „nur“ in 281 Fällen diagnostiziert und therapiert. Dies dürfte auf die starke Position des Brustkrebszentrum an den Evangelischen Kliniken in der Stadt zurückzuführen sein. Die allermeisten der 258 Kopf-Hals-Tumore des vergangenen Jahres in Augustinus-Häusern wurden im Marienhospital in Ückendorf behandelt.

Zum Ende 202 hatte sich erst das bisherige Tumorzentrum Emscher-Lippe aufgelöst, in dem neben St. Augustinus-Kliniken auch das Bergmannsheil Buer eingebunden war.