Gelsenkirchen. „Dauerhaft unter Strom und völlig erschöpft“: Teils fällt laut Gewerkschaft GEW die Hälfte des Personals an Gelsenkirchens Grundschulen aus.
- Die Gewerkschaft GEW in Gelsenkirchen schlägt Alarm: Teils fallen an den Grundschulen derzeit 50 Prozent der Lehrkräfte aus.
- Auch im Schulamt bestätigt man den „ungewöhnlichen hohen Krankenstand“.
- Nicht nur coronabedingte Quarantäne-Fälle sind ein Grund. GEW-Stadtverbandschef Lothar Jacksteit sieht auch eine anhaltende psychische Belastung der Lehrerinnen und Lehrer.
Chaos kurz vor den Weihnachtsferien: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Gelsenkirchen schlägt angesichts der aktuellen „dramatischen Personalsituation“ in den Grundschulen Alarm. In mehreren Einrichtungen falle ein Viertel, an manchen fast die Hälfte der Belegschaft tagelang aus, sagt Stadtverbandschef Lothar Jacksteit. „Wir erleben derzeit, dass sich die Mängel im System und der Corona-Schulpolitik voll aufgestaut haben und sich jetzt mit ganzer Kraft entladen. Allmählich platzt uns die Hutschnur.“
Gelsenkirchener Grundschulen: Lehrkräfte warten teils bis Mitternacht auf Laborergebnisse
Demnach seien die Gründe für den Personalausfall vielfältig. Zum einen gebe es natürlich eine wachsende Zahl von Corona-Infektionen oder Verdachtsfällen unter den „zu 90 Prozent doppeltgeimpften Lehrkräften“. Gleichzeitig seien viele Lehrerinnen und Lehrer aber auch mit ihrer Kraft am Ende und stünden kurz vor dem Burnout. „Sie sind dauerhaft unter Strom und sind völlig erschöpft“, sagt Jacksteit und verweist beispielhaft auf die Pool-Testung in den Schulen. „Teilweise kommen die Laborergebnisse der PCR-Tests per Mail um Mitternacht. Das raubt manchen Kolleginnen und Kollegen den Schlaf.“
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Statt externe Unterstützung für die regelmäßige Testung – beispielsweise über die Bundeswehr – zu erhalten, verlange man jedoch von den Lehrerinnen und Lehrern, alles nebenbei zu organisieren, während sie „an vorderster Front“ arbeiten müssten. Weil viele Lehrkräfte jedoch nicht die Zeit und Energie hätten, aufzubegehren, denke manch einer schon darüber nach, sich zu entpflichten, so Jacksteit. Dabei zeige die aktuelle Situation besonders, wie sehr man in den Grundschulen personell auf Kante genäht sei. Mitte des Jahres waren 61,23 der eigentlich vorgesehenen 754 Stellen an den hiesigen Grundschulen nicht besetzt.
Scharf kritisiert Jacksteit auch den „Zick-Zack-Kurs“ des NRW-Schulministeriums „Da wird den Lehrkräften und Schülern erst Normalität suggeriert und die Maskenpflicht aufgehoben – nur um sie kurze Zeit später wieder zur reaktivieren.“ Dass sich immer noch nicht um eine flächendeckende Ausstattung der Klassenräume mit Luftfilteranlagen oder technischen Warnsystemen bemüht wurde, bedeute angesichts der neuen, als noch ansteckender geltenden Corona-Variante Omikron nichts Gutes. Omikron steht im Verdacht, bei Kindern unter zehn Jahren für mehr Infektionen, auch mit schweren Verläufen, zu sorgen.
Gelsenkirchener Schulamt bestätigt: Krankenstand an vielen Schulen ungewöhnlich hoch
In den Gelsenkirchener Grundschulen will man uns auf Nachfrage nichts über die derzeitige personelle Situation mitteilen und verweist aufs Schulamt. Dort bestätigt Schulrat Fridtjof Unger: „Wir führen zwar keine aktuelle Krankenstatistik, aber nehmen durchaus wahr, dass der Krankenstand derzeit an vielen Schulen ungewöhnlich hoch ist.“
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Immerhin noch halbwegs entspannt blickt Christoph Grün, Koordinator für elf offene Ganztagsschulen (OGS) bei der Caritas Gelsenkirchen, auf den Nachmittagsbetrieb in den Grundschulen. „Derzeit läuft keine Einrichtung im Notfall-Modus“, sagt er. Der Notfallbetrieb würde bedeuten, dass die Eltern gebeten werden, ihre Kinder möglichst direkt nach Unterrichtsende oder nicht erst zum OGS-Schluss um 16 Uhr abzuholen. Der nächste Schritt wäre, den OGS-Betrieb ganz zu schließen. Grün: „Gekippt ist aktuell aber noch keine Einrichtung.“