Gelsenkirchen. Hauptschulen wurden oft totgesagt, doch ohne sie geht es in Gelsenkirchen gar nicht. Beim Schul-Check sagen wir, wie die vier vor Ort arbeiten.

Beim Schul-Check geht es in dieser vierten Folge um die vier verbliebenen (2010 waren es noch sieben) Hauptschulen in Gelsenkirchen. Lange und häufig wurde das Ende der Schulform verkündet, doch ohne sie käme Gelsenkirchen längst nicht mehr aus. Auch wenn der Ansturm auf Hauptschulplätze bei den Anmeldungen sich in Grenzen hält, weil viele Eltern und Kinder zunächst auf Gesamtschulen setzen, wenn die Grundschulempfehlung Haupt- oder Gesamtschule lautet. [Zum Thema: Schul-Check Realschulen: Wie die besten arbeiten]

Hauptschulen beginnen im fünften Jahrgang in der Regel mit kleinen Klassen – aus gutem Grund. Emmastraße und Grillostraße werden aus dem Stadtteil auch in der 5 bereits gut angewählt, auch in Rotthausen weiß man, dass Am Dahlbusch gut gearbeitet wird. Dennoch fangen die Schulen kleiner an, als sie könnten. [Zum Thema: Schul-Check Gesamtschulen: Die Beliebtesten in Gelsenkirchen]

Gelsenkirchen: Kleine Systeme mit großen Herausforderungen

Zum einen ist das Lernen in kleinen Klassen nachweislich effizienter; was angesichts der großen Herausforderungen der Hauptschulen mit Schülerinnen und Schülern mit häufig noch mäßigen Deutschkenntnissen und zum Teil auch speziellem Förderbedarf – drei der vier bieten Gemeinsames Lernen – auch bitter nötig ist. [Zum Thema: Schul-Check: Kollegs können Abitur und Beruf]

Zudem füllen sich die Klassen alljährlich ohnehin spätestens im 7. und 8. Jahrgang mit Schülerinnen und Schülern aus Realschulen, die ihre Schulen aufgrund nicht ausreichender Leistungen verlassen müssen. Zudem sind an Hauptschulen zahlreiche Internationale Förderklassen angesiedelt. Auch hierbei sind vor allem die Hauptschulen (und Gesamtschulen) aktiv. [Zum Thema: Schul-Check Gymnasium: Was Gelsenkirchens Gymnasien zu bieten haben]

Was die Hauptschulen alle vier leisten, ist sehr viel mehr als auf einen Abschluss vorzubereiten. Sie ebnen den Weg ins Leben, in eine Berufsausbildung und manchmal auch zum Abitur.

Hauptschule Grillostraße: Mit Langzeitpraktika den Ausbildungsplatz sichern

Die Hauptschule Grillostraße hat seit vielen Jahren Erfahrung mit Integration. Berufsförderung ist ein wichtiger Schwerpunkt. Das Nachmittagsangebot organisieren die Amigonianer.
Die Hauptschule Grillostraße hat seit vielen Jahren Erfahrung mit Integration. Berufsförderung ist ein wichtiger Schwerpunkt. Das Nachmittagsangebot organisieren die Amigonianer. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Hauptschule an der Grillostraße ist eine Halbtagsschule mit zwei Standorten in den Stadtteilen Schalke und Feldmark mit rund 500 Schülerinnen und Schülern sowie 45 Lehrkräften. Das Nachmittagsangebot organisieren die Amigonianer als Kooperationspartner. Über das Programm Bildung und Teilhabe übernehmen sie auch die Lernförderung.

In den Jahrgängen 9 und 10 können am Standort Hans-Böckler-Allee alle Abschlüsse der Sekundarstufe I bis zum Mittleren Schulabschluss mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe erworben werden. Seit 20 Jahren hat die Schule Erfahrung bei der Integration neu zugewanderter Schüler, seit 2021 praktiziert sie auch Gemeinsames Lernen.

Jahrespraktikum und Abschluss laufen parallel

Wichtiger Baustein der pädagogischen Arbeit ist die Berufsvorbereitung. Im Rahmen von „Kein Abschluss ohne Anschluss“ können Schülerinnen in einer Langzeitpraktikumsklasse oder in der 10 im Typ A in einem Jahrespraktikum neben dem Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder 10 wichtige Ausbildungskompetenzen erwerben. Oft verlassen Schüler die Schule dadurch mit einem Ausbildungsvertrag. Die Teilnahme am Buddy-Projekt fördert die sozialen Kompetenzen Teilnehmender auf einer anderen Ebene: sie führen zum Beispiel in Eigenregie unter Anleitung von Fachkräften den Schulkiosk.

Regionale Klassenfahrten gibt es in den Klassen 5/6, 7/8 und in 9/10 auch deutschlandweit. Whiteboards, gutes WLAN und iPads für etwa jeden zweiten Schüler sind vorhanden.

Einen Tag der offenen Tür gibt es nicht, persönliche Beratung ist nach Anmeldung möglich, Telefon 0209/38948610. Mehr Info unter hs-grillostrasse.de/.

Hauptschule Am Dahlbusch: Der Schwerpunkt liegt in Rotthausen auf der Integration

An der Hauptschule Am Dahlbusch wird an zwei Standorten gelernt. Das Miteinander wird in vielen Formen gepflegt.
An der Hauptschule Am Dahlbusch wird an zwei Standorten gelernt. Das Miteinander wird in vielen Formen gepflegt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die in Rotthausen angesiedelte Hauptschule am Dahlbusch hat zur Zeit 480 Schülerinnen und Schüler. Die Jahrgänge 5 bis 7 lernen am Standort Steeler Straße und die Jahrgänge 8 bis 10 am Hauptstandort am Dahlbusch 98. Die Schule legt einen Schwerpunkt auf Integration. Aktuell gibt es zwei Internationale Förderklassen und zwei Alphabetisierungsklassen. Bereits im zweiten Jahr wird auch Inklusion gelebt mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten, derzeit in den Jahrgängen 5 und 6.

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Auf freiwilliger Basis können die Kinder täglich den 13+ Bereich der Schule von Montag bis Freitag besuchen, wo sie von 13.20 bis 16 Uhr betreut werden. Der Nachmittag beginnt mit einem täglich frisch und vor Ort gekochten Mittagessen in der kleinen Mensa, anschließend gibt es Angebote wie Hausaufgabenbetreuung, Sport- und Kunstprojekte und Arbeitsgemeinschaften.

Digitale Möglichkeiten schon lange genutzt: Dahltube als eigene Plattform

Klassenfahrten laufen in allen Jahrgängen. Im März ist eine jahrgangsübergreifende Skifahrt nach Meransen geplant, die 10er fahren traditionell nach Berlin. Die digitalen Möglichkeiten nutzt die Schule bereits seit geraumer Zeit intensiv. Für ihr „Dahltube“-Projekt mit Online-Lernangeboten wurde die Schule schon 2019 ausgezeichnet. Alle Klassen- und Fachräume sind sehr gut ausgestattet mit Whiteboards und weitenteils WLAN. Der sonst angebotene Probeunterricht für Viertklässler wird corona-bedingt zur Zeit noch ausgesetzt.

Persönliche Beratung nach Anmeldung unter 0209/ 12378 oder 9994500. Mehr Info im Netz hauptschule-am-dahlbusch.de

Hauptschule Emmastraße: In Bulmke-Hüllen gibt es gezielte Abschlussförderung

Die Hauptschule Emmastraße ist in Bulmke-Hüllen beheimatet. Kooperation mit Partnern im Stadtteil unterstützen die Arbeit. Das Miteinander ist ein großes Thema in der Schule
Die Hauptschule Emmastraße ist in Bulmke-Hüllen beheimatet. Kooperation mit Partnern im Stadtteil unterstützen die Arbeit. Das Miteinander ist ein großes Thema in der Schule © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Hauptschule an der Emmastraße in Bulmke-Hüllen ist eine gebundene Ganztagsschule mit Mittagessen von der Stattküche. Sie buchstabiert sich selbst mit „E-chtheit, M-iteinander, M- otivation, A-usbildung“.

Prävention und Kinderschutz werden unter anderem mit Coolness-Training, einem sexualpädagogischen Projekttag, Elternpraktikum und mehr gefördert. Ein Schülerclub dient als Treffpunkt für die Schülerinnen und Schüler, geleitet wird er von drei sozialpädagogischen Fachkräften. Über eine eigene Schülerfirma werden Lebensmittel in der Pause verkauft. Soziales Lernen mit den Schwerpunkten Kennenlernen, Respekt, Teamwork, Kommunikation und Vertrauen mit Klassenlehrer und Schulsozialarbeiter gehört in Klasse 5 bis 7 zum Programm. Die Emmastraße ist als „Schule der Zukunft“ ausgezeichnet.

Viele Kooperationspartner

Es gibt Kooperationen mit dem Tossehof, Plan B, Jugend stärken im Quartier, Mädchenzentrum und Alfred-Zingler-Haus. Anschluss- und Deutsch-als-Zweitsprache-Förderung (DAZ) mit Differenzierung wird innerhalb der Klassen angeboten, Inklusion läuft in allen Jahrgängen mit drei Sonderpädagoginnen. Extra-Förderung nach Fächerschwerpunkten in Jahrgang 10 bereitet gezielt auf Abschlüsse auch ohne Qualifikationsvermerk vor. Klassenfahrten können in jedem Jahrgang stattfinden, laufen aber budget- und klassenabhängig. Es gibt Whiteboards, aber WLAN nur im Physikraum und in der Bibliothek.

Rundgang und persönliche Information in der Schule ist nach Anmeldung möglich unter 0209 84814. Mehr Info unter hauptschule-an-der-emmastrasse.de

Hauptschule Schwalbenstraße: Soziales Lernen und Berufsorientierung in Beckhausen

Die Hauptschule Schwalbenstraße steht in Beckhausen. Der Tag beginnt hier mit einem Frühstückangebot um 7.30 Uhr.
Die Hauptschule Schwalbenstraße steht in Beckhausen. Der Tag beginnt hier mit einem Frühstückangebot um 7.30 Uhr. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Hauptschule an der Schwalbenstraße in Beckhausen ist eine gebundene Ganztagsschule mit Unterricht und Betreuung bis 15.30 Uhr. 330 Schülerinnen und Schüler lernen hier, das Kollegium besteht aus 35 Lehrkräften plus einer Schulsozialarbeiterin, zwei Kräften im multiprofessionellen Team sowie Honorarkräften im Nachmittagsbereich. Das Mittagessen wird von der Stattküche Münster geliefert. Ab 7.30 Uhr wird Frühstück in der schuleigenen Küche angeboten.

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Schwerpunkte der Schule liegen auf der Berufswahlorientierung, Gemeinsamem Lernen sowie sozialem Lernen mit Hilfe verschiedener Projekte wie Streitschlichter-Schulung, Medienscouts, Garten-AG sowie Selbstbehauptungskursen.

Klassenfahrten finden – jenseits von Corona – individuell in allen Jahrgängen statt. Digital ist die Schule gut ausgestattet, mit Smartboards und gutem WLAN.

Ein Tag der offenen Tür ist nicht geplant, individuelle Rundgänge und persönliche Beratung sind nach Anmeldung unter 0209 638411200 möglich. Mehr Informationen unter hauptschule-schwalbenstrasse.de