Gelsenkirchen. Mehr als 10.000 junge Erwachsene lernen in Gelsenkirchen an Berufs- und Weiterbildungskollegs. Wie die fünf städtischen Schulen arbeiten.

Etwa jeder vierte Gelsenkirchener, der oder die eine Schulbank drückt, tut dies in einem Berufs- oder einem Weiterbildungskolleg: mehr als 10.000 Gelsenkirchener lernen an diesen fünf Einrichtungen. Sie gelten nicht als „Allgemeinbildende Schulen“, leisten aber wichtige Arbeit und sind vor allem für die Vorbereitung auf Ausbildungsberufe unverzichtbar. [Zum Thema: Schul-Check: Was die beiebtesten Gesamtschulen ausmacht]

Vorbereitung auf Abschlüsse, Berufe und Studienschwerpunkte

Das gilt nicht allein für den klassischen Berufsschulbereich, sondern auch für die Vorbereitung auf Ausbildungen in einer Zeit, in der die Lernvoraussetzungen für Heranwachsende immer unterschiedlicher werden. Dank integrierten beruflichen Gymnasien ist sogar eine thematische Vorbereitung auf einen Studien-Schwerpunkt möglich. Die drei Berufskollegs – zwei im Stadtsüden und das Goldberg im Norden – unterscheiden sich vor allem in den beruflichen Schwerpunkten. [Zum Thema: Schul-Check: Wie die Hauptschulen arbeiten]

Die Weiterbildungskollegs machen Angebote für alle, die in der regulären Schulzeit keinen Abschluss machen konnten, aus welchen Gründen auch immer. Die richtige Anlaufstelle sind sie auch für jene, die als junge Erwachsene einen höheren Abschluss nachholen, sich höher qualifizieren möchten. Sie können hier entweder berufsbegleitend im Abendunterricht oder – heute in Gelsenkirchen deutlich stärker nachgefragt – auch im Tagesbetrieb mittlere Abschlüsse, Fachoberschulreife oder das Abitur erlangen. Und wer die notwendigen Zugangsvoraussetzungen nicht mitbringt, kann diese hier nachholen. [Zum Thema:Was die Realschulen zu bieten haben]

Berufskolleg Technik und Gestaltung: Die Praxisnahe

Das Berufskolleg Technik und Gestaltung hat mehrere Standorte. Im Bild das Stammgebäude an der Overwegstraße.
Das Berufskolleg Technik und Gestaltung hat mehrere Standorte. Im Bild das Stammgebäude an der Overwegstraße. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Am Berufskolleg für Technik und Gestaltung (BTG) können Schülerinnen und Schüler in der einjährigen Berufsfachschule alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I (Hauptschulabschluss 9/10, Fachoberschulreife mit und ohne Quali) erwerben. Orientierung ist in den Berufsfeldern Metalltechnik (inklusive Elektro- oder Fahrzeugtechnik), Farbtechnik/Raumgestaltung oder Medien/Medientechnologie möglich. Praxisorientierte Methoden, Talentförderung, erlebnispädagogische Elemente und eine intensive Begleitung, um nachhaltige Anschlüsse zu ermöglichen, runden das Angebot ab.

Auch alle Abschlüsse der Sekundarstufe II (Fachhochschulreife FHR, Allgemeine Hochschulreife) können erreicht werden. In dreijährigen höheren Berufsfachschulen mit den Schwerpunkten Grafik/Objektdesign,Informations- oder Ingenieurtechnik kann neben dem Erwerb der FHR die Ausbildung zum staatlich geprüften Assistenten abgeschlossen werden.

Im technischen Gymnasium werden Informationstechnik (Informatik und Datenverarbeitung) und Ingenieurwissenschaften sowie mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen in den Disziplinen Bau-, Elektro- und Maschinenbautechnik angeboten, verbunden mit dem Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Das BTG nimmt am EU-Programm Erasmus+ teil und bietet diverse Möglichkeiten des europäischen Austauschs. In der Fachschule für Technik ist ein Weiterbildungsabschluss als staatlich geprüfter Techniker möglich. Auch können der Aufbaubildungsgang Betriebswirtschaft und der Vorbereitungskurs auf die Ausbildereignungsprüfung absolviert werden. [Zum Thema: Was die beliebtesten Gymnasien ausmacht]

Als Infotag ist der Samstag, 29. Januar, 2022 geplant. Mehr Informationen unter btg-ge.de

Berufskolleg am Goldberg: Das Kaufmännische mit besonderen Blick auf den Menschen

Das Berufskolleg am Goldberg kooperiert mit vielen Unternehmen der lokalen Wirtschaft, um den Lernenden im Anschluss an die Schulzeit Türen öffnen zu können.
Das Berufskolleg am Goldberg kooperiert mit vielen Unternehmen der lokalen Wirtschaft, um den Lernenden im Anschluss an die Schulzeit Türen öffnen zu können. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Berufskolleg am Goldberg (BKaG) ist das kaufmännische Berufskolleg der Stadt. Das erklärte Ziel ist, Jugendliche und junge Erwachsene fit für Studium und Beruf zu machen. Bei Abschlüssen der Sek. I, Fachhochschulreife, Abitur oder der Berufsausbildung soll der Mensch im Mittelpunkt stehen. Dabei bietet das BKaG individuelle Bildungswege und vielfältige Qualifikationen. Ein sehr berufsorientierter Unterricht, hoher Praxisbezug und vielfältige Kooperationen mit der lokalen Wirtschaft helfen Türen zu öffnen für einen erfolgreichen Berufsstart.

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Das Versprechen: Alle Schülerinnen und Schüler werden in ihrer Vielfalt wertgeschätzt und qualifiziert. Ihnen soll Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht werden, deshalb bietet das Berufskolleg mit hoher Durchlässigkeit der Bildungsgänge Aufstiegschancen und begleitet auf dem Weg zu beruflichem Erfolg, aber auch bei der Entwicklung der Persönlichkeit. Dem stetigen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft trage man Rechnung. so BKaG-Leiter Ralf Niebisch. Die Schülerinnen und Schüler werden laut ihm auf das lebensbegleitende Lernen vorbereitet, damit sie ihre Zukunft gestalten können.

Die Schule engagiere sich zudem für eine konstruktive und angstfreie Arbeitsatmosphäre und fördere gegenseitige Wertschätzung, Toleranz und Respekt, heißt es. Das selbstgesteuerte Lernen mit digitalen Medien sowie das Arbeiten im Team werden besonders unterstützt. Lehrkräfte sollen sich als Wegbegleiter, Ansprechpartner und Zuhörer verstehen.

Der Tag der offenen Tür ist für den 20. Januar 2022 geplant, von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Mehr Info unter bkamgoldberg.de

Berufskolleg Königstraße: Wo Soziales und Gesundheit zählen

Am Berufskolleg Königstraße legt am Stammsitz den Schwerpunkt auf Sozialwesen und Gesundheit. Hier werden auch Erzieher ausgebildet. Künftig weren hier auch Gelsenkirchener auf ein Polizeiausbildung vorbereitet.
Am Berufskolleg Königstraße legt am Stammsitz den Schwerpunkt auf Sozialwesen und Gesundheit. Hier werden auch Erzieher ausgebildet. Künftig weren hier auch Gelsenkirchener auf ein Polizeiausbildung vorbereitet. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Das Berufskolleg Königstraße besuchen rund 2300 Schülerinnen und Schüler. Als Talentschule wird hier besonderer Wert auf die Entkopplung der sozialen Herkunft und dem Bildungserfolg gelegt. Jeder Mensch soll nach seinen individuellen Möglichkeiten und Neigungen gefördert werden. Daher gibt es, neben der Ausbildungsvorbereitung und dem dualen System, ein vielfältiges Bildungsangebot: Man kann sowohl den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 als auch die Fachoberschulreife, mit und ohne Qualifikation, in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Wirtschaft erlangen. Zudem ist der Erwerb der Fachhochschulreife in den Schwerpunkten Wirtschaft und Verwaltung sowie Sozial- und Gesundheitswesen möglich.

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Zusätzlich bietet das BK Königstraße die Fachschulen Sozialpädagogik, Heilerziehungspflege und Lebensmitteltechnik an, im Bereich Gesundheit und Sozialwesen kann auch die Allgemeine Hochschulreife erlangt werden. Gezielt werden beruflichen Fachkenntnissen vermittelt, um im Anschluss gut vorbereitet in eine Ausbildung oder ein Studium im Rahmen Gesundheit zu starten und/oder das Abitur und die Berufsausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher simultan zu absolvieren.

Als zertifizierte Europaschule bietet das BK Bildungsmöglichkeiten im Fremdsprachenbereich oder auch im Ausland an. Auf beide Standorte verteilt umfasst das Bildungsangebot die Bereiche Ernährungs- und Versorgungsmanagement, Sozial- und Gesundheitswesen, Körperpflege, Nahrungs- und Gastgewerbe (Königstraße) sowie Wirtschaft und Verwaltung (Augustastraße). Ab 2022 können sich Gelsenkirchener hier auch auf den Besuch der Polizeihochschule vorbereiten. Mehr Info unter bkkoe.de

Weiterbildungskolleg Emscher Lippe: Abitur für Spät-Entschlossene

Das Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe führt junge Erwachsene auf drei Wegen zum Abitur: im Tagesunterricht, im Abendunterricht und Online. Das Kolleg steht in Gelsenkirchen-Resse.
Das Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe führt junge Erwachsene auf drei Wegen zum Abitur: im Tagesunterricht, im Abendunterricht und Online. Das Kolleg steht in Gelsenkirchen-Resse. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe (WBK) und Abendgymnasium der Stadt in Resse bietet Erwachsenen, die ihr Abitur oder Fachabitur nachholen möchten, gebührenfrei drei verschiedene Unterrichtsformen an.

Variante 1: Tages-Unterricht im Kolleg an der Middelicher Straße 289. Schülerinnen und Schüler unter 30 Jahren können dafür elternunabhängiges BAföG beantragen, um Ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.

Werberufstätig bleiben möchte, kann im Abendgymnasium lernen, mit Unterricht jeweils Montag- bis Donnerstagabend. Variante drei bietet Abi-Online, wobei Lernende nur Dienstag- und Donnerstagabend zur Schule kommen, sonst selbstständig zu Hause arbeiten. Nutzen kann dies, wer eine abgeschlossene Ausbildung oder zwei Jahre Berufstätigkeit nachweisen kann. Anrechenbar sind auch unqualifizierte Jobs, Arbeitslosigkeit, Kinderbetreuung und Betreuung von Angehörigen. Wer keine Fachoberschulreife hat, muss einen Vorkurs ab 1. Februar besuchen oder zuerst zur Abendrealschule oder Volkshochschule gehen.

Das Schuljahr startet jeweils nach den Sommerferien, Anmeldungen sind jederzeit möglich. Wer schon mal eine Sekundarstufe II besucht hat, kann eventuell in laufende Kurse einsteigen. Bis zum Fachabitur dauert es zwei Jahre, zum Abitur drei. Das WBK ist eine Schule ohne Rassismus und bietet viele Aktivitäten an, die über den Unterricht hinausgehen. Mehr Info unter wbk-el.de und unter der Nummer 0209 81 12 60.

Abendrealschule mit dem Schwerpunkt im Tagesbetrieb

Die Abendrealschule, die mitlerweile deutlich mehr Tages- als Abendunterricht anbietet, bereitet auf den mittleren Schulabschluss vor. Für Lernende mit mangehaften Deutschkenntnissen gibt es eigene Vorbereitungskurse. Die Unterrichtsräume sind  an der Gesamtschule Ückendorf im eigenen Gebäude angesiedelt.
Die Abendrealschule, die mitlerweile deutlich mehr Tages- als Abendunterricht anbietet, bereitet auf den mittleren Schulabschluss vor. Für Lernende mit mangehaften Deutschkenntnissen gibt es eigene Vorbereitungskurse. Die Unterrichtsräume sind an der Gesamtschule Ückendorf im eigenen Gebäude angesiedelt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Am Weiterbildungskolleg Abendrealschule (ARS) der Stadt Gelsenkirchen können junge und ältere Erwachsene alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I (Hauptschulabschluss, HS-Abschluss nach Klasse 10, Fachoberschulreife mit und ohne Quali) erreichen. Der Besuch der ARS ist kostenlos. Der Unterricht findet in Semestern statt. Semesterstart ist jeweils im Februar und im August.

Es gibt wahlweise zwei Unterrichtsformen: im Tagesbereich von 9 bis 15 Uhr, im Abendbereich zwischen 17 und 21.45 Uhr. Zweimal pro Jahr können Absolventen des 4. Semesters an den offiziellen zentralen Prüfungen des Landes NRW zur Erreichung des Mittleren Schulabschlusses teilnehmen.

Voraussetzungen für den Besuch der Schule sind: Die Studierenden müssen ihre zehnjährige Vollzeitschulpflicht erfüllt haben, mindestens 17 Jahre alt sein und eine halbjährige Berufstätigkeit (bzw. eine aktuelle Berufstätigkeit, zumindest in einem Minijob) nachweisen. Die Führung eines Familienhaushalts ist der Berufstätigkeit gleichgestellt.

Seit 2015 werden in der Abendrealschule vermehrt junge und ältere Erwachsene mit Zuwanderungshintergrund unterrichtet. In speziell für diese Klientel eingerichteten Vorsemestern mit einem stark erhöhten Anteil an Deutschstunden werden die Studierenden auf den Eintritt in die Regelsemester der ARS vorbereitet, in denen sie dann einen regulären deutschen Schulabschluss erlangen können. Mehr Informationen in der Schule (auch vom 3. bis 6. Januar!) an der Bochumer Straße 190 auf dem Gelände der Gesamtschule Ückendorf, über ars-ge.de oder Telefon 0209/92 58 45 83.