Gelsenkirchen. Einen Beitrag zur Nachhaltigkeit soll auch die E-Mobilität im Individualverkehr leisten. Wo Gelsenkirchen beim Ausbau der Infrastruktur steht.

Die Zukunft auch in Gelsenkirchen soll der E-Mobilität gehören, im Sinne der Nachhaltigkeit. Soll der Umbau gelingen, muss die Stadt Gelsenkirchen dabei vorangehen. Dass sie das will, hat Oberbürgermeisterin Karin Welge mehrfach betont. Vor allem die Nutzung von Wasserstoff wolle sie vorantreiben, betonte sie bereits im Wahlkampf. Der Anfang ist in Sachen E-Mobilität zumindest auch gemacht.

Gelsenkirchen: 46 öffentlich zugängige Ladesäulen im Stadtgebiet

46 öffentlich zugängliche Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten gibt es nach Auskunft von Stadtsprecher Martin Schulmann bereits im Stadtgebiet, die meisten werden betrieben von der ELE. Im April 2021 waren es lediglich 31 Säulen, es geht also voran. Und weitere sind laut ELE bereits in Planung, drei sollen noch in diesem Jahr fertig werden. Für den geordneten Ausbau des Ladenetzes vergibt die Stadt laut Mobilitätsmanager Matthias Schneider gerade den Auftrag für ein Ladeinfrastrukturkonzept. Auf Stadtteilebene sollen Bedarfe ermittelt und prognostiziert, Potenzialflächen für neue Lade-Standorte identifiziert werden. Auch Empfehlungen für ein auf die Stadt passendes Betreibermodell sollen erarbeitet werden. Die ELE sammelt auf ihrer Homepage Vorschläge von Bürgern für geeignete Standorte für Ladesäulen.

1072 reine E-Fahrzeuge angemeldet in Gelsenkirchen

Parallel steigt allerdings auch die Zahl der angemeldeten E-Autos in der Stadt, und zwar recht rasant. Nach extrem verhaltenem Start mit nur 214 in Gelsenkirchen angemeldeten E-Fahrzeugen Anfang 2020 stieg deren Zahl bis Ende 2020 auf 597, aktuell sind es bereits 2026 Autos mit E-Kennzeichen, darunter allerdings nur 1072 reine E-Fahrzeuge, die übrigen laufen mit Hybrid-Antrieb. Für deren Erwerb gibt es bislang zwar ansehnliche Zuschüsse, wie stark die alternativen Antriebe aber genutzt werden und somit der Umwelt dienen, wird in keiner Form nachgehalten.

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Wo genau E-Fahrzeuge im Stadtgebiet aufladen können, zeigt eine Übersichtskarte auf der städtischen Homepage, die unter anderem alle Ladesäulen auflistet. Auffällig dabei: Im Nordosten der Stadt gibt es noch einen großen, unversorgten Bereich. Immerhin liegt mittlerweile die Zahl der Ladesäulen für E-Fahrzeuge im Stadtgebiet fast gleichauf mit der von Tankstellen für Verbrenner-Motoren, von denen es 43 gibt im Stadtgebiet. Den Unterschied macht die Zahl der Säulen je Standort. Bei E-Säulen sind es in der Regel nur zwei, an Tankstellen deutlich mehr.

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Auffällig ist aber noch etwas anderes: Anders als in anderen Städten, die auch in Parkhäusern E-Fahrzeugen bevorzugtes Parken mit Lademöglichkeit anbieten, gibt es auf den gebührenpflichtigen Parkplätzen der Verkehrsbetriebe Gelsenkirchen, einem städtischen Tochterunternehmen, keinen einzige Ladesäule. Eine Anfrage des WIN-Ratsherrn Ali-Reza Akyol dazu in diesem Jahr hatte das ans Licht gebracht. Immerhin bewirtet die Gesellschaft 2311 Parkplätze in der Stadt. Allerdings gilt in öffentlichen Parkbuchten im Stadtgebiet, auf denen eigentlich ein kostenpflichtiges Ticket gezogen werden muss, für drei Stunden freies Parken nur für E-Autos.

Gelsenkirchen: Müllabfuhr künftig mit Wasserstoff-Antrieb

Fünf kleine Kehrmaschinen mit E-Antrieb sind für Gelsendienste seit vergangenem Jahr im Einsatz im Stadtgebiet. Für Großfahrzeuge allerdings ist der E-Antrieb nur bedingt nutzbar. Das erste Müllfahrzeug mit Wasserstoffantrieb soll nun bestellt werden.
Fünf kleine Kehrmaschinen mit E-Antrieb sind für Gelsendienste seit vergangenem Jahr im Einsatz im Stadtgebiet. Für Großfahrzeuge allerdings ist der E-Antrieb nur bedingt nutzbar. Das erste Müllfahrzeug mit Wasserstoffantrieb soll nun bestellt werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Schrittweise umgestellt auf Elektro-Antrieb wird der Fahrzeugbestand von Gelsendienste. Von den 72 Pkw sind bisher 15 reine Elektro-Autos, sechs weitere sind hybrid ausgestattet. Von den 182 Lkw tanken lediglich zehn bisher Strom. Fünf der 85 Arbeitsmaschinen bei Gelsendienste sind elektrisch betrieben. Im vergangenen Jahr wurden die fünf Elektro-Kleinkehrmaschinen in den Dienst genommen.

E-Antrieb für Großfahrzeuge mit schwerer Ladung kaum nutzbar

Im Bereich der großen Nutzfahrzeuge soll nun ein Abfallsammelfahrzeug mit Wasserstoffantrieb angeschafft werden. Der entsprechende Bewilligungsbescheid für Fördermittel ist vor kurzem eingegangen, die Ausschreibung soll bald rausgehen.

Bei städtischen Fahrzeugen noch Luft nach oben

Noch sehr übersichtlich ist der Fortschritt beim Umstieg auf Elektro-Mobilität bei Fahrzeugen der Stadt Gelsenkirchen selbst. Nur 14 der 120 Pkw fahren allein per Elektro-Antrieb, einer hybrid, von den 45 eigenen Lkw fährt nur einer mit Strom.

Wer in Gelsenkirchen mit dem E-Bike unterwegs ist, etwa auf dem Weg zur Arbeit aus einer Nachbarstadt, ist auf Tankmöglichkeiten im privaten Bereich oder beim Arbeitgeber angewiesen. Ganze drei E-Ladesäulen für E-Bikes listet die städtische Übersicht auf: In Hüllen an der Europastraße, an der Stadtgrenze in Hassel an der Egonstraße (ELE) und an der Horster Straße 119 (Gelsennet).

Bereits bestellt sind zudem vier Erdgas-Abfallsammelfahrzeuge, die eventuell noch 2021 geliefert werden. „Erdgas-Fahrzeuge haben wir schon seit Anfang der 2000er in Betrieb. Die werden bald gar nicht mehr produziert, hat man uns gesagt“, erklärt Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne. Bei den großen Abfallsammlern setzt man auf Wasserstoff, „weil das Elektro-Fahrzeuge kaum bewältigen könnten. Die mögliche Zuladung wäre bei den schweren Fahrzeugen aufgrund der Batteriekapazitäten zu gering“, so Heyne. Und bisher gab es kaum geeignete alternative Angebote für die großen Nutzfahrzeuge.