Gelsenkirchen. Bogestra und Stadt Gelsenkirchen haben den ersten reinen Elektrobus in der Flotte vorgestellt, 19 weitere folgen. Ab Oktober sind sie unterwegs.
Die Kernnachricht prangt auf den riesigen Seitenscheiben: „Wir elektrisieren die Stadt“ – so steht es da in weißen Buchstaben geschrieben. Der erste reine Elektrobus in der Fahrzeugflotte der Bogestra wurde am Freitagvormittag vor dem Hans-Sachs-Haus vorgestellt. 19 weitere Exemplare werden bis Mitte September von der niederländischen Herstellerfirma BYD ausgeliefert. Und ab Oktober können dann alle ÖPNV-Nutzer in Gelsenkirchen, Bochum und dem Ennepe-Ruhr-Kreis in den umweltschonenden Modellen Platz nehmen.
Als vor zwei Jahren die Diskussion um mögliche Fahrverbote für Dieselfahrzeuge auch Gelsenkirchen erreicht hatte, sah OB Frank Baranowski die Zeit zum sofortigen Handeln gekommen. Gemeinsam mit dem Bogestra-Vorstand wurde nach Lösungen gesucht, um einen Beitrag zum wirksamen Klimaschutz vor Ort leisten zu können. Ein wichtiger Baustein in dem Luftreinhalteplan: die Anschaffung von E-Bussen.
Förderbedingungen von Land und Bund waren sehr kompliziert
„Die Förderbedingungen von Bund und Land waren leider sehr kompliziert, so dass sich die Sache etwas hingezogen hat. Zudem war die Zahl der Hersteller zunächst noch sehr überschaubar“, berichtete Baranowski. Letztlich habe man sich dann für Elektrobusse und gegen Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb entschieden. „Die Stromvariante ist derzeit einsatzfähiger“, erklärte der OB. Wichtig sei es ihm, dass eine Lösung aus einer Hand gefunden wurde. Soll heißen: Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur stammen von einem Hersteller.
Genauso wichtig sei es aber auch, so Baranowski, dass die Bogestra-Anschaffung nun „keine Insellösung bleibe“, sondern auch eine „Signalwirkung“ auf die übrigen Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet ausübe. Zu welchem Chaos etwa unterschiedliche Straßenbahn-Spurweiten in Nachbarstädten führen können, gibt es im Revier an einigen Stellen zu bestaunen. Nun sei Einigkeit gefragt, sagte der OB. Und ein entsprechender Vertrag mit den Verantwortlichen aus zehn Kommunen der Region sei bereits unterzeichnet.
Bogestra investiert Millionenbetrag in die E-Bus-Flotte und die Infrastruktur
Rund 600.000 Euro kostet jeder der 20 neuen Elektrobusse, also doppelt so viel wie ein Bus mit Dieselmotor in vergleichbarer Größe. 360.000 Euro pro Exemplar zahlt die Bogestra aus eigener Kasse, bei den restlichen 240.000 Euro handelt es sich wie gesagt um Fördermittel des Landes und Bundes. Zusätzlich wurden laut Bogestra-Vorstand Jörg Filter sieben Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Genauer gesagt: in die Anschaffung von Ladestationen und in die Umrüstung der beiden Bogestra-Betriebshöfe in Ückendorf und Bochum-Weitmar.
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Mit den neuen E-Bussen sollen ab Oktober dann vornehmlich die beiden Linien 354 in Bochum (von Weitmar bis Riemke) und 380 in Gelsenkirchen (vom Hauptbahnhof bis Buer) betrieben werden. Letztere führt auch über die Kurt-Schumacher-Straße, die ja bekanntlich wegen erhöhter Werte bei der Stickoxidmessung von einer Sperrung für alle Dieselfahrzeuge bedroht war.
Batterien sind im Heck und auf dem Dach der Busse verstaut
Die Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien sind im Heck und auf dem Dach der Busse nahezu unsichtbar verstaut. Geladen werden sie über einen Stromabnehmer, einen so genannten „Pantografen“. Und die Ladestationen sind sowohl in den Betriebshöfen als auch an einigen Endhaltestellen der Buslinien zu finden, etwa an der Haltestelle „Buer Rathaus“. Laut Vorstand Jörg Filter reiche eine Schnellladung in den 15-minütigen Pausenzeiten der Busse am Ende einer jeden Tour aus, um genügend „Saft“ nachzuladen.
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Von Bochum aus werden die Busse auch in Richtung Witten und dem übrigen Ennepe-Ruhr-Kreis eingesetzt. „Wir wollen auch testen, welche Reichweiten die E-Busse in bergigerem Gelände haben und wie sich die Sommer- und die Wintermonate auf die Batteriekapazitäten auswirken“, so Filter. Nach zwei bis drei Jahren wolle man dann eine Analyse wagen und bewerten, ob die Bogestra auch weiterhin auf E-Busse baut. Ab Oktober werden 20 der rund 250 Busse elektrisch angetrieben. Vielleicht werden es ab 2023 dann noch viel mehr sein.
17 neue Elektro-Autos für Vivawest
Auch Vivawest rüstet seine Fahrzeugflotte weiter um: Wie das Wohnungsunternehmen mit Sitz im Nordsternpark bekanntgab, wurden alle acht NRW-Kundencenter mit insgesamt 17 Elektrofahrzeugen ausgestattet – so auch der Gelsenkirchener Standort. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, 51 Tonnen CO2 im Jahr einzusparen.
Nicht nur in die Fahrzeuge, auch in die Infrastruktur wurde investiert: An Ladesäulen oder Wallboxen werden die E-Autos mit 100 Prozent Ökostrom betankt. Die Vivawest-Mitarbeiter können so ihre Kunden in 100 NRW-Kommunen im Sinne eines guten Stadtklimas verlässlich, schnell und umweltfreundlich erreichen. „Wir leisten einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, sagte Claudia Goldenbeld, die Sprecherin der Geschäftsführung des Unternehmens. Eine Anschaffung weiterer E-Autos werde geprüft.