Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gibt es nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts mit Stichtag 1. Januar 2020 214 E-Autos. Warum diese Zahl künftig steigen könnte.

In der vergangenen Woche hat das Kraftfahrt-Bundesamt aktuelle Zahlen zum Kraftfahrzeugbestand veröffentlicht. Demnach sind mit dem Stichtag 1. Januar im Jahr 2020 141.304 Kraftfahrzeuge in Gelsenkirchen gemeldet. Das sind knapp 2000 mehr als im Vorjahr. Während der Großteil davon Benzin- und Diesel-Pkw sind, ist die Zahl der E-Autos in diesem Jahr von 144 auf 214 gestiegen. Bei der Emscher Lippe Energie (ELE) glaubt man, dass diese Zahl - trotz Corona - zukünftig weiter nach oben gehen wird.

Vor allem wegen verschiedener Förderungsmaßnahmen für die E-Mobilität. Zum einen habe das Land NRW das Förderprogramm „progres.nrw“ attraktiver gemacht, sagt Bernhard Meyer, Experte für E-Mobilität bei der ELE: „Jeder Privatkunde kann bis zu 2000 Euro je Ladepunkt Zuschuss über das Programm beantragen.“ Zum anderen erhöhe sich nach dem vom Bund beschlossenen Konjunkturpaket die Prämie für neue - rein elektrisch betriebene - Autos auf bis zu 9000 Euro, erklärt er.

Gelsenkirchen: Derzeit gibt es 23 Ladesäulen

Natürlich sei die Kaufkraft aufgrund der Corona-Pandemie und deren Folgen auch in Gelsenkirchen etwas verloren gegangen, so Meyer: „Aber durch die Förderung von Bund und Land wird die E-Mobilität attraktiver gemacht und ich glaube, dass dieses Thema im zweiten Halbjahr einen Schub bekommt.“ Dies merke man im Unternehmen auch an den zunehmenden Anfragen zur E-Mobilität derzeit.

Zu diesem Schub will auch die ELE ihren Teil beitragen. Nach Angaben der Stadt gibt es momentan 32 öffentlich zugängliche Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten. Es gebe aber bereits Ausbaupläne für dieses Jahr, sagt Meyer. Dabei arbeite man eng mit der Stadt zusammen und überlege an welchen Orten eine Ladesäule Sinn macht. „Wo halten sich Menschen lange Zeit auf? Wo wohnen möglicherweise viele Mieter, die keinen festen Stellplatz haben? Das sind beispielsweise einige Kriterien“, erläutert er.

Stadt will E-Mobilität vorantreiben

E-Fahrzeuge seien insbesondere für Flottenbetreiber zukünftig eine ernstzunehmende Option, meint Meyer: „Sie sind zum Beispiel überall dort eine sehr gute und wirtschaftliche Alternative, wo man klar planbare Strecken hat - etwa bei Pflegediensten aus der Stadt. Die wissen ziemlich genau, wie viele Kilometer sie pro Tag fahren.“ Kommt der Strom dann noch von der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach, sei das doch eine nachhaltige Sache.

In diesem Zusammenhang sei es ein konkretes Ziel der Stadt, den Lieferverkehr in den beiden Zentren Buer und Mitte künftig emissionsärmer oder sogar komplett emissionsfrei zu machen, betont Stadtsprecher Oliver Schäfer: „Vor dem Hintergrund dieses Handlungsfeldes wurde eine Kooperation zwischen der ELE, der Ahag-Gruppe und Streetscooter ins Leben gerufen, die im Rahmen eines Modellprojektes Handwerksbetriebe unter anderem auch in Gelsenkirchen mit einem Förderkonzept für die Umstellung auf E-Fahrzeuge unterstützen.

Da, so Meyer,asserstoff-Technologie noch nicht soweit sei, um in einen großen Markt einzutreten, sieht er die E-Mobilität auf einem guten Weg: „Wir sehen, dass die Lademengen an unseren Säulen steigen und auch die Stadt ist gewillt das Thema voranzutreiben.“ Auch wenn niemand genau wisse, wie sich die Mobilität der Menschen langfristig verändert: „Das Thema E-Mobilität bleibt spannend.“

Umweltspuren sind ein Thema

Denkbar sei zukünftig auch die Einführung von speziellen Spuren für elektrisch angetriebene Autos. „Um die verkehrsplanerischen Herausforderungen meistern zu können, werden vielfältige Ansätze und Ideen einbezogen“, sagt Oliver Schäfer. Wichtig sei jedoch immer die jeweilige Situation zu betrachten, in der sie zum Einsatz kommen soll.

Die Stadt Gelsenkirchen will mit dem im Sommer 2018 vorgestellten Green City Plan zahlreiche Projekte anschieben, die das Ziel einer nachhaltigen und klimaschonenden Mobilität fördern. Dazu zählen eine umweltsensitive Steuerung des Verkehrs im Bereich der Kurt-Schumacher-Straße und ein intelligentes, App-basiertes System zur Parkplatzsuche in Buer. Mit einer Auftragsvergabe der beiden Projekte werde zum Jahresende gerechnet, ergänzt Schäfer.

>>>Info:

Der Prozess „Zukunft Mobilität“ in Gelsenkirchen begann mit dem gesamtstädtischen Mobilitätsdialog am 12. Oktober 2017. Das Ziel des Treffens einer Vielzahl von Akteuren der Stadtgesellschaft bestand darin, Ideen zu sammeln, um kurzfristig die Emissionsgrenzwerte im Stadtgebiet einhalten zu können und Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu vermeiden.

Zur strategischen Weiterentwicklung der Mobilität wurde zudem Anfang 2020 mit der Erarbeitung des Masterplan Mobilität begonnen. Als Nachfolger des Verkehrsentwicklungsplans aus dem Jahr 1989 wird er die Themen Mobilität und Klimaschutz eng verzahnt behandeln.

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