Gelsenkirchen. Weil der Ersatzbau nicht fertig ist, müssen sich an der Parkstraße in Gelsenkirchen zum Schulstart 14 Grundschulklassen fünf Klassenräume teilen.

Alle reden vom Präsenzunterricht, der gerade nach den Lockdown-Zeiten unbedingt gewährleistet sein muss. An der Parkstraße aber müssen die Grundschüler der Glückauf-Schule nun trotzdem mit teilweisem Distanzunterricht rechnen. Nicht wegen Corona, sondern weil die Bauarbeiten am Container-Gebäude nicht rechtzeitig zum Schulstart fertig geworden sind.

Zwei Unterrichtsstunden am Tag im alten Gebäude an der Parkstraße plus zweimal die Woche eine oder zwei Stunden Unterricht auf dem Bauspielplatz oder in der Turnhalle plus Ausflüge – mehr geht nicht. Weil vor und in den Ferien das alte Schulgebäude an der Stephanstraße bereits leergeräumt wurde.

Nur zwei Stunden Unterricht in der Klasse und Notbetreuung

Bis Anfang September, so die Bauverwaltung auf Nachfrage, hoffe man, alle Installationen im Containergebäude fertigstellen zu können, damit auch an der Parkstraße die Schüler in den normalen Unterricht zurückkehren können. Bis dahin müssen sich 14 Klassen der ehemals zwei Schulstandorte an der Stephanstraße und Parkstraße fünf Schulräume teilen. Auch die Betreuung und die OGS kann nur für Notfälle angeboten werden. Und das, nachdem fast alle Eltern die Möglichkeiten kreativer Heimarbeit bei ihren Arbeitgebern in den Lockdown-Zeiten längst ausgeschöpft haben.

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Daniela Schwittay, Mutter eines Drittklässlers, hat für den verstolperten Start wenig Verständnis: „Dass es schon wieder Unterrichtsausfall gibt, unsere Kinder schon wieder hintenan stehen, ist wirklich nicht nachvollziehbar. Die Planungen sind doch schon ewig bekannt.“

Schulleiter vor zehn Tagen offiziell informiert

Im alten Gebäude an der Parkstraße teilen sich jetzt die 14 Klassen der beiden Schulstandorte fünf Klassenräume. Bis voraussichtlich Anfang September.
Im alten Gebäude an der Parkstraße teilen sich jetzt die 14 Klassen der beiden Schulstandorte fünf Klassenräume. Bis voraussichtlich Anfang September. © WAZ | Uli Kolmann

Auch Schulleiter Ulrich Sander kann nicht wirklich nachvollziehen, wie es dazu kommen konnte. „Vor Jahren wurde beschlossen, dass unser Gebäude an der Stephanstraße saniert werden muss. Offiziell haben wir vor zehn Tagen erfahren, dass der Termin 18. August nicht gehalten werden kann. Ich war in den Ferien täglich an der Baustelle. Geahnt, dass es nicht klappen könnte, habe ich schon. Als wir die offizielle Mitteilung bekommen haben, haben wir einen Stundenplan erstellt, der den Kindern zumindest ermöglicht, zusammen zu finden. Wir hätten auch Klassen an andere Schulen verteilen können, aber das Zusammenwachsen war uns wichtig.“ Die Eltern erreichte die Information vom Schulleiter in der vergangenen Woche.

Alte Schulmöbel an Fluthilfe gespendet

Erste Planungen schon 2016

2016 wurde die Baumaßnahme an der Stephanstraße in den Maßnahmenkatalog „Gute Schule 2020“ aufgenommen, nachdem die Montag-Stiftung 2015 das Konzept für eine „Inklusive Schule“ an der Stephanstraße auszeichnet hatte. 2018 erging dann der Bauauftrag an die Verwaltung.

Entstehen soll eine moderne vierzügige, inklusive Schule an der Stephanstraße, das Gebäude Parkstraße soll abschließend ebenfalls saniert, aber zunächst nicht von der Grundschule genutzt werden. Das alte Gebäude an der Stephanstraße wird weitgehend erhalten bei der Kernsanierung und mit einem Neubau erweitert, lediglich der OGS-Anbau aus den 50er-Jahren wird abgerissen.

Eigentlich sollte alles Hand in Hand laufen an der Parkstraße. Die Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes an der Stephanstraße und der Ersatzbau an der Parkstraße. Im Februar/März 2021 startete der Aufbau der Klassen-Container an der Parkstraße, die während der Sanierung als Ausweichquartier dienen sollen. Den Leerzug des alten Gebäudes an der Stephanstraße habe man, so die Bauverwaltung, nicht stoppen können, da es sonst auch bei der Sanierung des Gebäudes zu starken Verzögerungen gekommen wäre. Die alten Schulmöbel wurden spontan der Fluthilfe gespendet, die neuen Möbel stehen bereits in den Containern, ebenso wie die unausgepackten Materialkisten der Klassenlehrer.

Schnee und Lieferschwierigkeiten beim Material

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Warum die Container nicht zum schließlich lange bekannten Schulstart am 18. August fertig wurden, erklärt die Bauverwaltung mit „Lieferschwierigkeiten bei Material, Verzögerungen der Baufirmen und dem unerwartet harten Winter mit dem Schnee im Februar“. Die von der CDU beim Dringlichkeitsbeschluss vom Dezember 2020 geforderte Nachrüstung mit Handwaschbecken in den Klassen wurde übrigens noch nicht angegangen, auch die für die Machbarkeitsprüfung angeforderte Vorlage lag dem Ausschuss bisher nicht vor, klagt CDU-Bildungsexperte Markus Karl. Die Container verfügen je Etage über eine Toilettenanlage – für jeweils rund 100 Kinder.

Zumindest der Schnee war freilich bereits bei Beginn der Räumungsarbeiten an der Stephanstraße bekannt. Aktuell rechnet man nun inoffiziell mit Unterrichtsstart in den Containern am 6. September. Derzeit liegen auf dem Schulhof noch Türzargen, in den Räumen stehen noch Malerarbeiten und manche Elektro-Installation an. Was genau noch alles zu tun ist, bevor die Räume baulich abgenommen und bezogen werden können, mag die Bauverwaltung nicht benennen.