Gelsenkirchen. Wie Corona-Erkrankte ihre fehlende Impfung begründen. Und welche Schlussfolgerungen das Gelsenkirchener Gesundheitsamt jetzt daraus zieht.
Ja, nein, vielleicht: Alle reden über Coronavirus-Impfungen. Das Gelsenkirchener Gesundheitsamt hat nun nachgefragt, warum sich frisch Infizierte nicht durch ein entsprechendes Vakzin geschützt haben – und einen „bunten Strauß“ an Antworten erhalten. Die Angaben dürften so manchen überraschen.
Etwa 100 Personen unterschiedlichsten Alters waren es, die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Zusammenhang mit einem Anruf zur Kontaktnachverfolgung nach deren persönlichen Gründen befragt haben: also Frauen und Männer, die nachweislich positiv auf Covid-19 getestet worden waren und in Quarantäne mussten.
„Ein Stimmungsbild“ unter Corona-Erkrankten in Gelsenkirchen
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„Dabei handelte es sich nicht um eine wissenschaftlich fundierte Methode, sondern um ein Stimmungsbild“, betont der Corona-Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff auf Nachfrage. Trotzdem seien die Rückmeldungen der vergangenen zwei Wochen sehr hilfreich für die weitere Impf-Strategie des Gesundheitsamtes, so sein Fazit.
Denn es seien eben nicht nur kategorische Impfskeptiker und -gegner gewesen, die sich wegen Vorbehalten gegen die Vakzine oder Angst vor Nebenwirkungen gegen den kleinen „Piks“ entschieden. Auch Bequemlichkeit, der Mangel an Zeit und eine Unterschätzung der Gesundheitsgefahren bei einer Infektion hätten eine Rolle gespielt.
„Einige hielten sich für so stark und gesund, dass sie dachten, Corona könne ihnen nichts anhaben“
„Viele haben nach eigenen Angaben die Impfung vor sich hergeschoben oder hatten keine Gelegenheit, sich impfen zu lassen“, so Wolterhoff. Einige der Befragten hielten sich unterdessen „für so stark und gesund“, dass sie überzeugt gewesen seien: Das Covid-19-Virus könne ihnen nichts anhaben.
„Dabei sind auch viele gut trainierte Sportlerinnen und Sportler an Corona erkrankt und kämpfen noch heute mit den Folgen“, warnt der Krisenstableiter. Selbst der Gelsenkirchener Fußball-Nationalspieler Ilkay Gündogan habe sich tagelang kaum bewegen können und nur mühevoll zur alten Fitness gefunden. „Außerdem sind die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung noch längst nicht erforscht.“
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Impfbus wird auch an Gelsenkirchener Schulen Halt machen
Welche Schlussfolgerungen das Gesundheitsamt aus der telefonischen Befragung zieht? „Für diejenigen, die wenig Zeit haben und über mangelnde Gelegenheiten zum Impfen klagen, ist es richtig und wichtig, weiterhin das Angebot der Impfbusse vorzuhalten“, betont Wolterhoff.
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Die Zahl von mehr als 1200 vor oder im Impfbus verabreichten Impfungen belege, dass dieses niederschwellige Angebot angenommen werde. Allein bei der jüngst gemeinsam mit dem SSV Buer durchgeführten Aktion seien mehr als 110 Menschen geimpft worden, zeigt sich der Krisenstableiter „durchaus zufrieden“.
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Er verschweigt aber auch nicht, dass diese Aktion nicht immer so erfolgreich gewesen sei. „Wenn wir vor einem Supermarkt stehen, der an einem Tag von mehr als 1000 Leuten besucht wird, und sich dort nur 30 Leute impfen lassen, dann ist das schon enttäuschend.“
Drei Wege führen zur Impfung
Impfungen gegen das Coronavirus sind in Gelsenkirchen sowohl im Impfzentrum in der Emscher-Lippe-Halle, Adenauerallee 118, als auch bei niedergelassenen Ärzten möglich. Darüber hinaus ist immer wieder ein Impfbus unterwegs. Aktuelle Termine finden Interessierte auf der Stadt-Homepage: www.gelsenkirchen.de
Derzeit sind im Impfzentrum keine vorherigen Terminvereinbarungen nötig. Geöffnet ist es täglich von 8 bis 18 Uhr. Geimpft wird in der Regel mit BioNTech und Moderna. Dabei ist nach vier Wochen eine Zweitimpfung notwendig.
Daher will die Stadt mehrgleisig fahren: „In der kommenden Woche werden wir nach Absprache mit den Schulleitungen Vorab-Informationen an die Jugendlichen weiterführender Schulen rausgeben, dass ein Impfbus oder Impfteams ab 16. August bei Ihnen auf oder vor dem Schulhof Station machen oder in die Gebäude gehen.“ Dabei sollen die Schulen jeweils an mehreren Tagen angefahren werden.
Impfungen sollen auch vor Moscheen in Gelsenkirchen angeboten werden
Dort will das Gesundheitsamt auch noch einmal einen besonderen Schwerpunkt in Sachen Impfaufklärung setzen – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Befragungsergebnisse. „Wir wollen deutlich machen, dass auch junge, gesunde, sportlich durchtrainierte Menschen lebensgefährlich an Corona erkranken können.“
Nach dem Ende der Sommerferien und der Rückkehr möglichst vieler Urlauber will die Stadt darüber hinaus den Kontakt zu Moscheevereinen intensivieren. „Es wäre schön, wenn sich da ein gemeinsames Interesse an Impfungen ergäbe.“ Dann könnte der Impfbus etwa auch vor muslimischen Gebetshäusern Station machen.
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Auch über Sportvereine wie den SSV Buer, YEG Hassel und Arminia Ückendorf sollen möglichst viele Menschen überzeugt werden, sich impfen zu lassen. „Wenn eine persönlich bekannte und geachtete Person wie ein Trainer etwa über Whatsapp für Impfungen wirbt, können wir ungleich mehr Leute erreichen.“ Auch das sei das Ergebnis der Befragung Infizierter gewesen: „Den einen Weg, möglichst viele zu impfen, den gibt es nicht.“
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