Gelsenkirchen. Die Grünen wollen mit einem 400.000 Euro teuren Gutachten prüfen lassen, ob sich die WH zu einer Uni entwickeln lässt. Wie diese Idee ankommt.
Als Ex-Oberbürgermeister Frank Baranowski 2019 seine Vision einer „Emscher-Universität“ in Umlauf brachte, beflügelte er damit die Fantasie der Amtsträger und Bürger im nördlichen Ruhrgebiet. Allerdings verlief die Idee dann erst einmal im Sand. Nun wollen die Gelsenkirchener Grünen an die „Emscher-Uni“-Debatte anschließen und fordern, die Westfälische Hochschule (WH) zu einem Universitätsstandort weiterzuentwickeln. Dafür soll nach Vorstellung der Fraktion im Stadthaushalt 2021 eine Summe von 400.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie eingestellt werden.
„Das ist natürlich auf dem ersten Blick viel Geld“, gibt der bildungspolitische Sprecher der Grünen, David Fischer, zu. Dennoch stehe die Summe nicht im Verhältnis zur Aufwertung des Wissenschaftsstandorts Gelsenkirchen, die man mit einer Machbarkeitsstudie „substanziell“ anstoßen könnte. „Sonst verpufft eine Universität als tolle Idee, die man irgendwann mal in den Raum geworfen hat.“
Grüne: Gelsenkirchen soll zeigen, dass man es ernst meint
Die Verwaltung hat den Antrag der Grünen bereits geprüft - und kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung von Universitäten und Hochschulen ja eigentlich eine Aufgabe des Landes sei. Das Land müsse demnach das angedachte Gutachten in Auftrag geben, die Stadt könne lediglich eine allgemeiner ausgerichtete „Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Forschungs- und Infrastruktur“ durchführen lassen.
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Fischer sieht darin aber kein Hindernis, um zu prüfen, ob die WH zu einer Uni weiterentwickelt werden kann. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten sei ein wichtiger erster Schritt, um gezielt Gespräche mit dem Land und anderen Akteuren zu führen. Es gelte zu zeigen, „dass Gelsenkirchen es ernst meint, mit einem Ausbau der Hochschulen“, heißt es in dem Antrag.
GroKo will sich erst einmal auf Polizeihochschule fokussieren
Auch die Große Koalition aus SPD und CDU bekennt sich in ihrem Koalitionsvertrag zu einer Weiterentwicklung der WH. Das soll nach Vorstellung der Fraktionen aber zunächst erst einmal bedeuten, Geld für die Prüfung einer besseren Anbindung der WH ans Straßenbahnnetz einzuplanen. Es geht um die Frage, ob die Linie 302 bis zum Bahnhof Buer-Nord oder bis zur Hochschule geführt werden kann.
„Momentan aber liegt alle unsere Energie darin, den neuen Standort der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung nach Gelsenkirchen zu holen“, sagt Lukas Günther, stellvertretender SPD-Fraktionschef. „Das heißt aber nicht, dass es für uns in komplett außen vor ist, die Westfälische Hochschule zu einer Universität weiterzuentwickeln oder dass die Idee einer Emscher-Universität gestorben ist.“
Leitung der Westfälischen Hochschule will keine Universität
Chancen, die Entwicklung der WH voranzutreiben, sehen sowohl Grüne als auch SPD im sogenannten Fünf-Standorte-Programm. Damit will der Bund Gelsenkirchen, Duisburg, Hamm, Herne und den Kreis Unna bis 2038 mit maximal 662 Millionen Euro unterstützen, „um den vom Kohleausstieg betroffen Kommunen neue Perspektiven zu eröffnen.“
Ein großes Wort mitzureden bei der Frage, wie die WH weiterentwickelt werden kann, hat natürlich auch die Leitung der Hochschule. Und dort ist man aktuell wenig empfänglich für den Grünen-Vorstoß: „Eine Stärkung unserer Hochschule wäre für die Region natürlich sinnvoll, aber eine Universität sehe ich dabei nicht“, sagt Bernd Kriegesmann.
Der WH-Präsident ist überzeugt ist, dass die WH als Fachhochschule besser „kurzfristige Lösungsbeiträge“ für den hiesigen Arbeitsmarkt liefern könne, weil sie mehr anwendungsorientiert forsche. „Universitäten sind stärker fokussiert auf Grundlagenforschung - was man natürlich auch enorm wichtig ist. Es braucht in der Region aber möglichst schnelle Impulse, um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen.“